Der Herr des Traumreichs
sich das Fleisch und sonderte stinkende Säfte ab. Der Schmerz…«
Garth erinnerte sich an das grauenhafte Fuhrwerk, das ihnen zwischen Ruen und Myrna entgegengekommen war, und schüttelte sich vor Entsetzen.
»Dann wurde alles schwarz. Finsternis und Schmerz, eine Ewigkeit lang, bis…« Er hob die Augen und warf Garth sein strahlendes Lächeln zu. »… bis Ihr kamt und mit Euren Worten Licht ins Dunkel meiner Welt brachtet, Garth. ›Was habt Ihr unter dem Hangenden zu suchen, Maximilian?‹ habt Ihr mich gefragt. ›Euer Platz ist doch über Tage!‹«
»Und so ist es auch!« rief Garth.
Maximilian lächelte über seinen Eifer. »Und so ist es«, wiederholte er.
Das Strahlen in seinen Augen erlosch. »Joseph. Ich werde überschwemmt von Erinnerungen, aber nur von Erinnerungen an die Geschehnisse vor meiner Gefangenschaft in den Adern.
Danach verschwimmt alles zu einer einzigen Hölle. Wie lange…? Seht mich an. Ich bin ein erwachsener Mann, doch als man mich in die Finsternis stieß, war ich ein Junge, dem noch kein Bart sprießte. Ich weiß es genau. Und Ihr? Joseph, ich kannte Euren Vater. Und Ihr seht heute fast genauso alt aus wie er. Joseph?« Maximilian beherrschte sich eisern, aber seine Stimme schwankte verdächtig. »Wie lange war ich da unten?«
Joseph stand auf und kauerte sich neben den Prinzen. »Ihr wart siebzehn Jahre verschollen, Maximilian. Siebzehn lange Jahre.«
Maximilian sah ihn verständnislos an, dann kam Bewegung in sein starres Gesicht. »Siebzehn Jahre? Ich habe siebzehn Jahre verloren?«
Joseph nickte. Die Tränen liefen ihm über die Wangen. Er beugte sich vor und nahm den Prinzen in seine starken Arme.
»Aber jetzt seid Ihr zurückgekehrt, Maximilian. Ihr seid wieder unter uns.«
Nun brach auch Maximilian zusammen. Er klammerte sich an Joseph, die letzte Verbindung zu dem Leben, das er verloren hatte, und weinte bitterlich.
Er hockte fünfzig Schritt entfernt und beobachtete aufmerksam die Hütte im Felsen. Die Fährte war nur schwach gewesen, aber er hatte sie doch entdeckt und war ihr nach kurzem Zögern gefolgt. Vielleicht ein oder zwei Männer von diesem geheimnisvollen Orden – sie wären nicht zum ersten Mal hier.
Aber diesmal kamen sie nicht allein. Zwei Pferde, ein Jüngling und ein Mann, schwerverletzt oder behindert, begleiteten sie.
Und eine Frau, die dahinschwebte wie ein Feenkind – ihr Schritt war so leicht, daß er der Gruppe eine volle Stunde lang gefolgt war, bis er auch ihre Spur entdeckte.
Wen wollte der Orden hier in den Schatten verbergen, obwohl es jedem Laien bei Todesstrafe verboten war, auch nur einen Fuß in diesen Wald zu setzen?
Wenn er an die Hütte dachte, mußte er lächeln. Sie war geschickt getarnt, aber nicht geschickt genug für ihn. Er hatte sie schon vor fünf Jahren gefunden. Und als er heute morgen die Fährte entdeckte, hatte er sofort gewußt, wohin sie führte.
Sein Gesicht wurde wieder ernst. Er wollte wissen, was hier gespielt wurde. Was hatte das Versteckspiel zu bedeuten? Wen hatte der Orden in diesen geheimen Unterschlupf gebracht?
Und warum war er selbst immer noch hier, anstatt Hilfe zu holen und die unbefugten Eindringlinge zu melden?
Wie von selbst wanderte seine Hand in die kleine Tasche seiner Kniehose.
»Meine Eltern?« fragte Maximilian lange später. »Euer Vater starb achtzehn Monde nach Eurem Verschwinden«, sagte Joseph sanft. »Und Eure Mutter folgte ihm drei Wochen danach.«
Maximilian nickte und legte seinen Gefühlen mit einem tiefen Atemzug die Zügel an. Es war so lange her… er hatte nicht ernsthaft geglaubt, sie könnten noch am Leben sein. »Der Thron«, sagte er plötzlich. Der Gedanke kam ihm erst jetzt.
»Wer sitzt auf dem Thron?«
Alle sahen ihn schweigend an. Maximilians Augen wurden schmal. »Wer?«
»Cavor«, antwortete Vorstus ruhig. »In meiner Eigenschaft als Abt des Persimius-Ordens habe ich ihn eigenhändig gezeichnet, und ich war auch sein Zeuge, als er seine Forderung vorbrachte.«
Maximilian saß für einen Augenblick ganz still, dann nickte er. »Natürlich. Cavor. Er war der nächste in der Thronfolge.«
Er lächelte. Die anderen sahen es mit Bestürzung. »Ich mag Cavor gut leiden. Er war immer freundlich zu mir, als ich noch ein Kind war. Ich beneidete ihn um sein siegessicheres Auftreten, und weil er so gut mit Waffen umgehen konnte.«
Das Lächeln wurde zu einem jungenhaften Grinsen.
»Manchmal dachte ich, er hätte eher das Zeug zum Prinzen als ich.«
»Er
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