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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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sie schwärmten nach Westen und nach Süden aus, in Richtung Ruen. Der Wald ist frei, soweit ich weiß.« Er warf einen Blick auf Vorstus und dann auf den schlafenden Prinzen. Ein Grinsen teilte seinen Bart. »Die Götter müssen die Hand über Euch gehalten haben, Vorstus, sonst wärt Ihr auf dem Weg hierher im freien Gelände sicherlich auf eine Streife gestoßen.«
    »Mich dünkt«, sagte Garth leise und starrte aus dem Fenster in die wachsende Dunkelheit hinaus, »die Götter hätten an Maximilian noch einiges gutzumachen.«
    Der Waldhüter wurde ernst. Maximilians Geschichte hatte ihn tief berührt. »Die Menschen werden sich freuen, von seiner Rückkehr zu hören.«
    »Seid Ihr da ganz sicher, Alaine?« fragte Vorstus scharf.
    »Cavor ist an sich kein schlechter König.«
    »Mag sein«, murmelte Ravenna von der Seite her. Die Dämmerung schmiegte sich um sie wie ein zärtlicher Nebel.
    »Aber Prinz Maximilian gehörte die Liebe des Volkes.«
    Alaine nickte. »So ist es, Herrin.« Ravenna lächelte ein wenig, als sie die Anrede hörte. »Als Junge wandelte Maximilian in der Sonne der Götter, und sicher wünschen sich viele, daß diese Sonne auch jetzt wieder auf Escator scheine.«

    Er wandte sich an Vorstus. »Wird er den Thron fordern, Bruder?«
    Vorstus nickte. »Heute nacht macht er sich bereit, und morgen früh wird er die Forderung vorbringen.«
    »Bruder…« Alaine zögerte. »Ihr sprecht es nicht offen aus, aber ich bin kein Dummkopf. Ich sehe, wie Cavor ganz Nord-Escator auseinandernimmt, um Maximilian zu finden. Nicht wahr, es war Cavor, der den jungen Prinzen verschleppen ließ?«
    Vorstus deutete auf seine drei Gefährten, die den Waldhüter jetzt aufmerksam beobachteten. »Wir sind davon überzeugt, Alaine, aber wir haben keinen Beweis.«
    »Cavors Benehmen nach der Flucht eines einzelnen Sträflings ist Beweis genug«, stellte Alaine trocken fest. Er hatte sich entschieden. »Der Prinz wird Freunde brauchen.
    Freunde, die auch bereit sind, sich öffentlich für ihn einzusetzen, wenn seine Forderung bekannt wird.«
    »Das könnt Ihr schon uns überlassen!« rief Garth gekränkt.
    Alaine nickte und legte ihm die Hand auf das Knie. »Gewiß, junger Freund. Aber Ihr vier hier in diesem Raum seid nicht genug. Maximilian braucht weitere Unterstützung.« Der Waldhüter wandte sich wieder an den Abt, den er, seit Maximilian eingeschlafen war, als den Anführer der kleinen Gruppe betrachtete. »Laßt mich Euer Wegbereiter sein, Vorstus. Ich will gleich anfangen, die Nachricht zu verbreiten.«
    Vorstus rang noch mit sich. »Voreiliges Handeln könnte mehr schaden als nützen.«
    »Wenn die Forderung steht, muß alles sehr schnell gehen; Cavor wird die Sache nicht auf sich beruhen lassen.
    Maximilian wird Freunde brauchen, mehr Freunde, als hier in diesem Raum versammelt sind. Eile tut not.«

    Er hatte den Abt überzeugt. »Dann gebt acht.« Vorstus zog ein Stück Papier aus seinem Bündel und schrieb einige Namen darauf. »Geht zuerst zu diesen Männern. Es sind Angehörige des Persimius-Ordens. Berichtet ihnen, was geschehen ist. Sie werden Euch helfen. Wir haben bereits viele Verbindungen geknüpft. Alles wartet nur auf diesen Tag.«
    »Gut.« Alaine überflog die Liste und steckte sie in die Tasche, in der bis vor kurzem noch der Ring des Persimius geruht hatte. Dann erhob er sich ohne ein weiteres Wort, warf einen letzten Blick auf Maximilian, befestigte seine Axt am Gürtel und wandte sich zum Gehen. Vor der zerstörten Tür tippte er sich noch einmal grüßend mit dem Finger an die Stirn und war verschwunden.
    Als es dunkel wurde, rüttelte Vorstus Maximilian wach.
    Ravenna hatte Essen und Trinken für ihn bereit, doch der Prinz lehnte ab. Nachdem er leise einige Worte mit dem Abt gewechselt hatte, verließ er die Hütte.
    Garth sah ihm besorgt nach. »Vorstus? Was hat er vor? Wird ihm auch nichts zustoßen?«
    »Nur ruhig, mein Junge.« Der Mönch setzte sich zu ihm und Ravenna. »Es droht ihm keine Gefahr.«
    »Er bereitet sich darauf vor, seinen Thron einzufordern«, sagte Joseph nachdenklich. »Und dazu muß er eine Nacht in Besinnung und Gebet verbringen.«
    »Oh«, sagte Ravenna. Jetzt verstand sie, warum er nicht hatte essen wollen. »Und er muß fasten. Erst wenn er seelisch und körperlich geläutert ist, kann er seine Forderung vorbringen.«
    Vorstus sah sie freundlich an. »So ist es, mein Kind. Doch Maximilians Seele ist trotz all seiner Leiden wohl schon jetzt reiner und lauterer als

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