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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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auch niemals tun, Ravenna«, versprach er ebenso feierlich. Dann sah er Vorstus an.

    »Aber wie kann ich den Thron fordern, Abt Vorstus, ohne« –
    er drohte dem Abt mit dem ringlosen Finger seiner rechten Hand – »den Ring meiner Väter und Vorväter? Er wurde mir an jenem Schreckenstag von der Hand gezogen und fortgeworfen. Seither ist er verschwunden. Ihr wißt so gut wie ich, daß meine Forderung ohne diesen Ring jeder Grundlage entbehrt.«
    Vorstus war erschüttert. Er hatte nie daran gedacht, sich nach dem fehlenden Ring zu erkundigen. Doch bevor er etwas sagen konnte, wurde der Frieden des Raumes drastisch gestört.
    Jemand hämmerte heftig an die Tür, und eine laute Stimme rief:
    »Öffnet die Tür, ihr Flüchtlinge! Sofort!«
    Alle sprangen auf. Garth zog Ravenna an die hintere Wand und deckte sie mit seinem Körper. Joseph und Vorstus traten unschlüssig erst einen Schritt vor, dann wieder einen Schritt zurück, als übten sie einen halb vergessenen Tanz. Maximilian faßte an die Seite, und als er dort kein Schwert fand, betrachtete er verwundert die Hand, die ein so langes Gedächtnis hatte.
    »Öffnet, auf der Stelle!« In der Mitte der Tür tat sich ein langer Riß auf. Wer immer da draußen stand, hatte eine Waffe und war bereit, sie zu gebrauchen.
    »Ich höre nur eine Stimme«, flüsterte Vorstus aufgeregt.
    »Und wir sind zu fünft. Es sollte doch…«
    Die Tür brach auseinander, und ein Hüne mit breiten Schultern und kraftvollen Armen trat ein. In einer Hand schwenkte er eine Axt. Er trug die wetterfeste Kleidung eines Waldbewohners, aber aus seinen Augen strahlte – von finsterem Argwohn überschattet – wachsame Klugheit. Sein grauer Schnurrbart verriet, daß er nicht mehr jung war, dennoch bewegte er sich mit der leichtfüßigen Anmut eines geübten Schwertkämpfers.

    Beide Seiten starrten sich zunächst fassungslos an, dann trat Vorstus zögernd einen Schritt nach vorn. »Waldhüter Alaine?
    Ich… wir bedauern, den Frieden Eurer Wälder zu stören. Aber als Angehöriger des Persimius-Ordens bin ich sehr wohl berechtigt, mich hier aufzuhalten und…«
    Der Fremde hatte den Blick nicht von Maximilian gewandt.
    Nun unterbrach er den Abt: »Gegen Eure Anwesenheit habe ich nichts, Mönch; aber mich dünkt, Eure Freunde wandeln auf verbotenen Pfaden.« Sein Blick wurde noch mißtrauischer.
    »Und ich frage mich, ob nicht am Ende einer von ihnen daran schuld ist, daß König Cavor über Nord-Escator eine so strenge Ausgangssperre verhängt hat. Neuerdings werden sogar die Katzen verhört, wenn sie des Nachts auf den Straßen angetroffen werden.«
    »Ich bin der Mann, den Cavor sucht«, sagte Maximilian, und Joseph hörte die leise Kränkung in seiner Stimme. »Ich bin vor einigen Tagen aus den Adern ausgebrochen.«
    »Ein Sträfling!« Alaine der Waldhüter spuckte aus und hob seine Axt. »Elender! Ich… ihr Götter! Was habt Ihr da an Eurem Arm?«
    Er hatte schon die Axt gehoben, um Maximilian niederzustrecken, doch während er noch ausholte, begann sein Arm zu zittern, der Griff entglitt seiner Hand, und die Waffe fiel klirrend zu Boden. Joseph zögerte kurz, dann bückte er sich, hob sie auf und legte sie außer Reichweite des Waldhüters ab.
    Maximilian wich dem bestürzten Blick Alaines nicht aus.
    »Das ist der Manteceros, mein Freund!«
    »Aber Ihr seid doch tot!« flüsterte der Waldhüter. »Ein Bär hat Euch geholt!«
    »Was?« stieß Vorstus hervor.
    »Schweigt still!« befahl Maximilian ruhig und hob mahnend die Hand. »Wir wollen hören, was unser Freund zu sagen hat.«

    »Zwei Jahre nach Eurem Verschwinden«, der Waldhüter stockte kurz vor dem Wort Eurem, »fand ich nicht weit von hier vor einer Bärenhöhle die Reste Eurer Gebeine.«
    »Und wieso dachtet Ihr, es seien meine Gebeine?« fragte Maximilian. Innerlich trauerte er um den namenlosen Jüngling, der sein Leben hatte lassen müssen, damit der Schein gewahrt bliebe.
    »Deshalb, mein Prinz.« Der Waldhüter hatte sich etwas beruhigt. Nun fiel er vor Maximilian auf die Knie. »Deshalb.«
    Und Alaine streckte ihm bebend den Persimius-Ring entgegen.

Die Forderung
    Sie aßen miteinander, dann unterhielten sie sich eine Weile, und schließlich legte Maximilian sich schlafen, denn er hatte eine lange Nacht vor sich.
    »Hat Cavor schon Soldaten in den Wald geschickt, Alaine?«
    fragte Vorstus den Waldhüter.
    Der schüttelte den Kopf und kratzte sich den dichten Bart.
    »Die letzten Soldaten habe ich vor zwei Tagen gesehen,

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