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Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet

Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet

Titel: Der Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Hitchens
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sollten. Gegen solch tumbe Unschuld mag jeder Widerspruch herzlos sein, wäre da nicht auch noch die unglaubliche Gleichgültigkeit des Kirchenmannes gegenüber dem Schicksal der Knaben und natürlich ihrer Mütter.
    Man könnte das Alte Testament Buch für Buch durchgehen, hier über eine kernige Formulierung stutzen – »Der Mensch erzeugt sich selbst das Unheil«, heißt es im Buch Hiob, »wie Funken hoch emporfliegen« sich dort an einem schönen Vers erfreuen, doch immer wieder wird man den gleichen Schwierigkeiten begegnen. Die Leute werden unwahrscheinlich alt und bekommen immer noch Kinder. Durchschnittsmenschen bestreiten mutterseelenallein einen Kampf oder eine Auseinandersetzung mit Gott oder seinen Abgesandten und werfen damit immer aufs Neue die Frage nach der göttlichen Allmacht oder gar der göttlichen Vernunft auf. Und immer ist der Boden durchtränkt mit dem Blut Unschuldiger. Zudem ist der Kontext bedrückend beschränkt und örtlich begrenzt. Weder diese Provinzler noch ihre Gottheit scheinen eine Ahnung davon zu haben, wie die Welt jenseits der Wüste aussieht, jenseits der kleinen Horden und ihrer Herden und der Erfordernisse ihrer nomadischen Lebensweise. Den einfachen Bauern ist das selbstverständlich nachzusehen, aber was ist mit ihrem höchsten Anführer und zornigen Tyrannen? Vielleicht wurde er nicht als Götzenbild, aber doch nach ihrem Bild geschaffen?

Kapitel acht:

Das »Neue« Testament stellt das »Alte« mit seiner Bösartigkeit in den Schatten

Eine neuerliche Lektüre des Alten Testaments ist streckenweise anstrengend, aber unerlässlich, denn man stößt dabei immer wieder auf düstere Vorausdeutungen. Abraham – auch ein Urahn aller monotheistischen Religionen – ist bereit, seinen eigenen Erstgeborenen zu opfern. Es geht das Gerücht, eine Jungfrau werde »schwanger und einen Sohn gebären«. Diese beiden Mythen bewegen sich nach und nach aufeinander zu. Dies gilt es im Neuen Testament zu berücksichtigen, denn wenn man die vier Evangelien aufschlägt und willkürlich darin liest, wird man recht bald auf Aussagen oder Taten Jesu stoßen, die vor allem dazu dienen, alte Prophezeiungen zu erfüllen. Zur Ankunft Jesu in Jerusalem auf dem Rücken eines Esels etwa heißt es in Matthäus 21,4: »Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten...«; gemeint ist Sacharja, der angekündigt hatte, dass der Erlöser auf einem Esel reiten werde (Sacharja 9, 9). Die Juden warten noch immer auf seine Ankunft, wohingegen er den Christen zufolge schon da war. Wenn es seltsam anmutet, dass etwas nur um der Rechtfertigung einer Voraussage willen geschieht, so deshalb, weil es seltsam ist. Und das kann auch nicht anders sein, denn das »Neue Testament« ist wie schon das Alte eine recht grobe Flickarbeit, die lange nach den beschriebenen Ereignissen zusammengeschustert wurde und in der immerzu improvisiert wird, damit am Ende alles zusammenpasst. Der Kürze halber zitiere ich H. L. Mencken, der in seiner Treatise on the Gods recht schlüssig schreibt:
    Es ist eine schlichte Tatsache, dass das Neue Testament, wie wir es kennen, eine völlig ungeordnete Ansammlung mehr oder weniger widersprüchlicher Zeugnisse ist, die zum Teil wahrscheinlich respektablen, zum Teil aber zweifelhaften Ursprungs sind, und dass die meisten, die guten wie die schlechten, unzweifelhafte Anzeichen dafür aufweisen, dass nachträglich Änderungen vorgenommen wurden. [FUSSNOTE30]

    Sowohl Paine als auch Mencken, die sich aus verschiedenen Gründen die Mühe machten, die Texte genau zu lesen, wurden mittlerweile von Bibelforschern bestätigt, die eigentlich hatten beweisen wollen, dass die Texte nach wie vor Relevanz besitzen. Diese Diskussion geht indes völlig an denen vorbei, die das »Gute Buch« als ihr Ein und Alles betrachten – erinnern wir uns an den texanischen Gouverneur, der auf die Frage, ob die Bibel auf Spanisch unterrichtet werden solle, erwiderte: »Wenn Englisch gut genug für Jesus war, dann ist es auch gut genug für mich.« Selig sind die Minderbemittelten.
    Im Jahr 2004 produzierte der australische Faschist und Schmierenkomödiant Mel Gibson eine Seifenoper über den Tod Jesu. Mr. Gibson gehört einer irren katholischen Splittersekte an, die im Wesentlichen aus ihm selbst und seinem noch aggressiveren Vater besteht, und er hat bereits klargestellt, dass seine eigene geliebte Frau leider in der Hölle schmoren werde, weil sie die korrekten Sakramente nicht annehmen

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