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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Schulter. »Es geht dir bald wieder gut.«
    »Mir gefällt das nicht«, wiederholte sie. »Du bist in Gefahr. Der Gedanke gefällt mir nicht.«
    »Du könntest mich ja beschützen, wenn du nicht auf den Knien liegst und deinen Kopf in einen Eimer steckst.«
    Sie kicherte. Er küßte sie, als Rollo in die Schlafkammer
    stürmte. Er mußte sich in der Tür bücken, um sich nicht den Kopf zu stoßen.
    »Wie geht es ihr?«
    Laren schaute über Merriks Schulter. »Mir geht's gut, Onkel. Es tut mir leid, daß ich Eure Rede gestört habe.«
    »Das macht nichts. Ich bin mehr als beglückt.« Nach einer kleinen Pause meinte er leichthin: »Deine Halbschwestern machen sich Sorgen um dich. Helga fürchtet, du könntest Ferlains schwache Gebärmutter haben. Sie wollen dich sehen. Beide wollen dich willkommen heißen.«
    »Das ist sehr freundlich von ihnen«, sagte Laren. »Ich werde sie in Kürze empfangen.«
    »Ja«, meinte Merrik. »Ich brenne darauf, die Damen kennenzulernen.«
    Helga schaute sich im Schlafgemach um und hoffte, Laren werde nachts von schweren Träumen heimgesucht. Sie lächelte und dachte, wie bleich sie doch aussah. Es war Nachmittag, und sie hatte wieder erbrochen. Arme Laren, sie sah sterbenselend aus. Die Schwangerschaft war eine gefährliche Zeit, das wußte jeder. Das Leben einer Frau war so zerbrechlich. Andererseits hatte Ferlain acht Fehlgeburten überstanden und ging immer mehr in die Breite. Ob ihre Schwester ein neuntes Kind austragen würde?
    Mit ausgestreckten Händen trat sie ans Bett. »Laren, du bist es wirklich. Als ich dich im Thronsaal sah, wagte ich meinen Augen nicht zu trauen. Ich freue mich so sehr, daß du wieder da bist. Du siehst entzückend aus, liebste Schwester. Willkommen daheim!«
    »Danke, Helga. Ah, da ist ja auch Ferlain. Ich grüße dich, Schwester.«
    Ferlain brachte kein Lächeln zustande. Im Gegensatz zu Helga sah sie ein gertenschlankes junges Mädchen mit leuchtend rotem Haar und rosiger Haut, wie sie nur der
    Jugend Vorbehalten war. Ein junges Mädchen mit strahlend blaugrauen Augen und weißen ebenmäßigen Zähnen. Sie haßte diese Person. Sie kam sich so häßlich vor, dabei war sie ihre Halbschwester und nicht die alternde Mutter. Mit leichtem Zittern in der Stimme sagte sie: »Du hast uns gefehlt, Laren. Wie traurig, daß Taby sterben mußte, damit du überleben konntest.«
    Merrik zog eine Augenbraue hoch. »Das klingt, als habe Laren den kleinen Taby in einen Graben geworfen, damit sie eine bessere Überlebenschance hatte.«
    »Ach wirklich? Das lag durchaus nicht in meiner Absicht. Helga, habe ich das etwa gesagt?«
    Helga trat lachend einen Schritt auf Merrik zu. Er war groß, dieser Wikinger, und er verströmte einen verführerischen Männerduft, dunkel und moschusgleich, der in ihr das Verlangen weckte, seinen Mund und seine Schultern zu berühren, und ihre Finger im Kraushaar seiner Lenden zu vergraben. »Nein Ferlain«, sagte sie, in Merriks Anblick versunken. »Du liebst Laren wie ich. Sie hätte Taby niemals getötet, um ihre eigene Haut zu retten.«
    Laren betrachtete die beiden Frauen fasziniert. Helga wirkte jünger als vor zwei Jahren. Ferlain hingegen war gealtert, hatte verdrießliche Falten um die Mundwinkel bekommen, und ihr braunes Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Und sie war fett geworden.
    Sie spürte, wie Merrik sich neben ihr anspannte und lächelte. »Selbstverständlich würde keine von euch denken, daß ich Taby nicht mit meinem Leben beschützt hätte. Merrik, bietest du Ferlain und Helga etwas von dem süßen Wein an?«
    Er nickte, trat an den niederen Tisch neben der Tür und schenkte Wein in zwei Elfenbeinkelche, wie er sie noch nie gesehen hatte. Die Absätze seiner Stiefel klapperten auf dem Holzfußboden. Er war an gestampfte Lehmböden gewöhnt, wie jeder normal Sterbliche. Wenn man mit nackten Füßen auf diesen Holzboden ging, konnte man sich Splitter einziehen und sich verletzen. Nein, Holz auf dem Fußboden behagte ihm nicht. Er reichte den Damen je einen Becher Wein.
    Er spürte die Hitze, die von Helga ausging, als sie ihm den Kelch abnahm. Auch ihre Augen glühten . .. dunkel und geheimnisvoll.
    »Wo sind denn die Ehegatten der Damen?« fragte er, und in seinen Augen spiegelte sich ebenfalls Hunger. Ohne den Blick von ihr zu wenden, ging er zu Laren zurück.
    Helga schenkte ihm ein träges Lächeln und neigte leicht ihren Kopf. »Fromm übt sich mit Sicherheit wieder im Fechten. Er ist ein sehr starker Mann,

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