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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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aber . . .«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach Helga ihn unwirsch. »Aber er sieht gut aus. Ein herrlich gebauter junger Mensch, findest du nicht?«
    »Laß deine Gehässigkeiten, Helga.« Fromm wandte sich an seinen Schwager. »Cardle, ich habe mit dir zu reden sobald Rollo uns entläßt.«
    Helga lachte verächtlich. Was mochte er nur mit diesem bedauernswerten Tölpel zu besprechen haben? Wollte er ihn um Rat fragen, wie Merrik am besten auszuschalten sei? Oder gar Laren?
    Helga wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Rollo zu, der die aufgeregte Menge beruhigte und von der Ehre und Tapferkeit des Wikingers sprach. Von den Vorteilen, die ein Bündnis mit dem König von Norwegen bringen würde. Rollo erwähnte nicht, daß eben jener König ihn vor einigen Jahren geächtet und aus dem Land vertrieben hatte.
    Merrik hatte die ohnmächtige Laren hinter den Vorhang gebracht. Helga hörte den Ausführungen Rollos nicht länger zu, er faselte ohnehin nur Unsinn. Mit halbem Ohr hörte sie die Fragen, die von den Adelsfamilien an Rollo gestellt wurden und dachte dabei an den Wikinger. Er war ein schöner Mann.
    War sie nicht eine schöne Frau?
    War seine Gemahlin nicht in Ohnmacht gefallen und erbrach hinter dem Vorhang ihre Eingeweide aus dem Leib? Laren war schrecklich mager und reizlos. Bis auf ihr rotes Haar, doch auch das hatte sie zu unansehnlichen, dünnen Zöpfen geflochten. Kein Mann würde freiwillig mit einer so ausgehungerten Bohnenstange das Lager teilen. Sie hatte mit Sicherheit keine Ahnung, wie sie einen Mann wie Merrik Haraldsson in einen Rausch der Sinne versetzen konnte.
    Warum hatte Rollo nicht berichtet, was Laren zugestoßen war? Das hätte sie brennend interessiert. Und sie hätte gerne gewußt, wie dieser Merrik Laren kennengelernt hatte. Hatte er Taby getötet, als er die Herkunft der beiden erfuhr, und er sich Chancen auf den Thron ausrechnen konnte, wenn er das Kind beiseite schaffte?
    Sie blickte wieder zu Rollo und sah ihn als Mann, nicht als Verwandten. Er sah immer noch ansehnlich aus und war eigensinnig und halsstarrig wie ein Esel. Und er war alt. Zu viele Jahre lasteten bereits auf seinen breiten Schultern. Träge fragte sie sich, wie sie weiter vorgehen sollte.

Kapitel 22
    Merrik hielt ihr den Kopf, während sie zitternd vor Anstrengung in die Schüssel erbrach. Ihre Haut fühlte sich klamm an. Sie hatte am Morgen vor Nervosität wenig gegessen, und nun würgte sie nur Schleim hervor.
    »Ich hätte es dir nicht sagen sollen.« Er strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht. »Als Unwissende hast du dich wohl gefühlt.«
    »Ja«, stöhnte sie. »Wäre ich nur wieder unwissend.«
    Er gab ihr einen Becher Bier. Sie spülte den Mund aus und krampfte die Hände erneut stöhnend um den Bauch, doch dann ließ der Brechreiz nach. »Du hast mir das angetan«, sagte sie und blickte ihn vorwurfsvoll an.
    »Ich habe nur meine Pflicht erfüllt«, verteidigte er sich grinsend. »Komm.« Er half ihr auf die Füße, hob sie hoch, legte sie auf das breite Kastenbett und setzte sich neben sie. Wie, so fragte er sich, konnte allein die Kunde ihrer Schwangerschaft Übelkeit bei ihr hervorrufen. Und doch war sie vor allen Leuten leichenblaß geworden und in Ohnmacht gesunken.
    Als er eine Wolldecke über sie breitete, öffnete sie die
    Augen. »Ich kann dich im Augenblick nicht besonders gut leiden, Merrik.«
    Er beugte sich vor und küßte ihre Nase.
    »Wieso erkennst du eigentlich die Zeichen der Schwangerschaft?«
    »Eine Frau, die einen Mann wochenlang ohne Unterbrechung in sich aufnimmt, ist entweder zu verrückt nach ihm, um sich ihm zu verweigern, oder sie ist schwanger.«
    Sie knuffte ihm die Faust in den Arm. Er öffnete ihre zarten Finger und küßte ihre Handfläche. »Laren, ich danke dir für mein Kind.«
    »Es ist mein Kind.«
    »Ohne meinen Samen gäbe es kein Kind.«
    »Dann nimm deinen Samen und bring ihn zum Leben. Ohne mich gäbe es kein Kind.«
    Er lächelte. »Du hast recht.«
    »Das sagst du doch nur, weil ich mich so miserabel fühle.«
    »Ja. Werde schnell wieder gesund, damit ich tüchtig mit dir streiten kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.«
    Unvermutet setzte sie sich auf. »Ich fühle mich wieder wohl. Ist das nicht seltsam?« Sie horchte in sich hinein. »Wirklich. Mir ist nicht mehr übel. Mein Magen hat sich beruhigt.«
    »Ich hoffe, es ergeht dir nicht wie dem armen Otta.« Er zog sie in die Arme, hielt sie fest, küßte ihr Ohrläppchen und bettete ihre Wange an seine

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