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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Sicherheit und trägst das Kind des Wikingers unter dem Herzen. Und wenn du die Geburt überlebst und ein gesundes Kind zur Welt bringst, gehört alles dir. Viele Kinder sterben nach der Geburt, viele kommen schon tot zur Welt. Meine Kinder wurden alle tot geboren.« Ferlain blickte traurig in die Glut des Kohlebeckens, dann wieder zu ihrer Halbschwester. »Aber es ist nicht mehr wie früher. Du warst dem Prinz von Danelagh versprochen. Doch der hat inzwischen eine dänische Prinzessin geheiratet. Du hättest mit ihm in Danelagh gelebt. Doch dort soll es Unruhen geben. Das Land wird bald von den Sachsen zurückerobert. Der König von Wessex ist ein mächtiger Mann, und sein Einfluß wächst von Tag zu Tag. Bald wird es keine Wikinger Könige mehr geben, und Danelagh gehört dann wieder den Sachsen. Der Prinz und seine Gemahlin werden davongejagt werden; sie werden alles verlieren. Du hättest nicht zurückkommen sollen, Laren.«
    »Hast du damals die Männer beauftragt, um uns zu entführen, Ferlain?«
    »Ich? Aber liebste Schwester, wieso sollte ich so etwas tun?« Ihr sattes, kehliges Lachen klang unecht. Laren sehnte sich verzweifelt nach Merrik, nach Risa, nach irgendeinem Menschen.
    »Ich weiß nicht. Ich will jetzt gehen. Onkel Rollo erwartet mich.«
    »Einen Moment noch, Laren. Ich möchte dich warnen.« Sie beugte sich vor, und ihre wulstigen Finger legten sich um Larens Oberarm. »Hör zu, denn ich spreche aus reinem Herzen. Rollo ist dein Feind. Er ist alt und verbittert, und er haßt uns alle, auch dich und deinen Wikinger. Am meisten haßte er Taby, weil er Hallads Sohn war. Rollo haßte seinen eigenen Bruder. Wußtest du, daß er deine Mutter begehrte? Und Hallad fand heraus, daß die treulose Schlampe gerne Herzogin der Normandie geworden wäre. Sie begehrte Rollo. Glaubst du auch, daß unser Vater sie getötet hat? Ich bin davon überzeugt, sonst wäre er nicht verschwunden. Hüte dich vor Rollo. Er ist verrückt. Nach dem Tod deiner Mutter und der Flucht unseres Vaters verlor er völlig den Verstand. Laren, du solltest lieber von hier fortgehen.«
    Laren starrte sie fassungslos an. Ihr wurde übel, und sie rannte zur Schüssel. Als sie sich würgend übergab, hörte sie Ferlains leises Lachen.
    Fromm wurde mit vielen seiner Besitztümer in einer tiefen mit Moos ausgeschlagenen Grube auf einem Hügel des Seine-Ufers bestattet. Sein alter Sklave wurde getötet und neben ihn gebettet. Man legte ihm ein Holzkreuz in die gefalteten Hände, um den Christengott zu beschwichtigen. Auch seine Waffen und seine Kleidung wurden ihm beigegeben.
    Helga, die trauernde Witwe, trug ihr tragisches Schicksal tapfer und mit großer Fassung. Entgegen christlicher Gepflogenheiten wurde Fromm sehr schnell begraben. Die Wikinger glaubten an die Wiederkehr der Seele eines Verstorbenen als Geist, der den Lebenden Unheil bringen konnte. Und Fromm war kein besonders guter Mensch gewesen.
    »Es ist vorbei.« Mit diesen Worten wandte Rollo dem Grabhügel den Rücken zu. Kein Runenstein schmückte das Grab, auch dies ein Brauch der Wikinger. Bald würde Gras darüber gewachsen sein, und kein Fremder würde wissen, daß der Hügel einen Toten und .dessen Besitz barg. An der Burgmauer würde für alle Bewohner ein Gedenkstein errichtet werden, der von Fromms guten Werken und seiner Tapferkeit kündete.
    Rollos Blick schweifte zu Helga und Ferlain, dann zu Laren und Merrik. »Letzte Nacht hatte ich einen Traum von Hallad«, sagte er. »Ich träumte, er sei zurückgekehrt und sehr zornig gegen mich gewesen. Er war jung und stark wie früher. Seltsamerweise sah er mir sogar ähnlich. Dabei war Hallad ein völlig anderer Mensch als ich. Erinnerst du dich noch, Helga? Er war nicht besonders kämpferisch. Sein Haar war feuerrot und dicht wie der Pelz eines Frettchens. Und die Frauen waren hinter Hallad her, alle . . .«
    Rollo blickte auf seine Finger und rieb sich die Gelenke. Weland mahnte leise: »Sire, es ist Zeit, in den Palast zurückzukehren. Ein Schmied hat sich gemeldet, der etwas über den nächtlichen Streit zu wissen scheint. Ich habe die anderen Männer befragt, aber alle sagten ungefähr das gleiche aus: daß es eine Rauferei gegeben habe, in der Fromm mit aufgeschlitzer Kehle zu Boden ging. Das beschwören alle.«
    Rollo nickte und folgte seinem Ratgeber. Über die Schulter warf er Laren zu: »Du speist mit Merrik bei mir, nur ihr beide. Ich möchte mit Merrik über König Karl und seine Höflinge sprechen. Er muß über die

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