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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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beizeiten begreifen, daß ein Mann tut, was er will. Sollte ich sie heiraten, wird sie sich nicht wundern, wenn ich auch andere Frauen in mein Bett nehme.«
    »Du bist wie Erik.«
    »Nein«, widersprach er heftig und wünschte, den Mund gehalten zu haben. »Was gefällt dir nicht an meinem Bruder? Abgesehen davon, daß er mit dir schlafen will?« »Er schlägt Sarla.«
    »Nein«, widersprach Merrik empört. »Erik ist gewöhnt zu bekommen, was er sich in den Kopf setzt. Aber er würde Sarla nie schlagen. Er ist ein guter Mann, und er ist mein Bruder. Du redest schlecht über ihn, weil du ihn nicht leiden kannst, und weil du Angst vor ihm hast.«
    »Sieh dir ihr Gesicht an.«
    »Du irrst.«
    »Sie sagt, er schlägt sie immer, wenn sie sein Mißfallen erregt. Als er mich am ersten Abend nicht kriegen konnte, schlug er sie. Weil er sich darüber geärgert hat, meint
    sie.«
    Merrik konnte nicht glauben, daß Erik die sanfte Sarla prügelte.
    Laren seufzte. »Wenn sie ihm keinen Sohn schenkt, wird er sie entweder töten oder sie zu ihrer Familie zurückschicken. Wie lange wartet ein Mann, wenn eine Frau ihm keine Kinder schenkt? Drei Jahre? Oder vier?«
    »Nein, das würde er nicht tun. Hör auf mit deinen Lügenmärchen, Laren. Ich gebe dir keine Silbermünzen. Erzähl mir lieber, wer du bist, und woher du kommst.«
    »Wenn wir einmal frei sind, schicke ich dir einen Boten, denn dann brauche ich mich nicht mehr vor dir zu fürchten.«
    Er war nahe dran, die Geduld zu verlieren. »Du und dein Hochmut! Du erzürnst mich, Weib. Du fürchtest dich vor mir? Aus welchem Grund? Habe ich dir je etwas getan? Ich habe dich nicht einmal genommen, als du dich mir angeboten hast, weil . . .«
    Er erkannte, daß die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, ihn nicht zum erwünschten Ziel führten.
    Tonlos erwiderte sie: »Du hast mich nicht genommen, weil du mich häßlich findest.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Der zweite Grund ist Taby. Du liebst ein Kind, das
    nicht von deinem Blut ist. Was ist, wenn er der Sohn eines Wilden aus den stinkenden Sümpfen Irlands ist, den ein plündernder Wikinger verschleppt hat? Ich lasse zu, daß du ihn in deine Obhut nimmst, obgleich ich mir deine Gefühle nicht erklären kann. Hast du ihm versprochen, mich ebenfalls zu beschützen, Merrik? Hast du ihm geschworen, mir keine Gewalt anzutun?«
    »Du solltest deine Worte treffender wählen. Gewalt hat mit uns beiden nichts zu tun.«
    Sie hielt den Atem an, denn flüchtige Erinnerungen an wundersame Gefühle stiegen in ihr hoch. »Selbst wenn ich mich dir nackt an den Hals werfe, würdest du mir nichts tun. Du würdest mich höchstens angewidert von dir schieben.«
    Merrik runzelte die Stirn. Langsam, jedes seiner Worte mit Bedacht wählend, sagte er: »Das klingt beinahe so, als willst du, daß ich dich zu meiner Geliebten mache.«
    Erschrocken erkannte sie, daß seine Worte die Wahrheit \ zum Ausdruck brachten. Das durfte sie niemals zugeben. Höhnisch hielt sie ihm entgegen: »Vielleicht will ich von dir ein einziges Mal genommen werden, nur um zu wissen, worum es eigentlich geht. Dann könnte ich die ganze Sache vergessen. Denn in dir würde ich nie etwas anderes als ein flüchtiges Abenteuer sehen. Eine einzige Nacht mit dir würde mir vermutlich ebensoviel Erregung bringen wie eine spannende Geschichte.«
    Er hatte ihr das Leben gerettet, sie in seine Obhut genommen, sie vor den Zudringlichkeiten seines Bruders beschützt. Jetzt aber hätte er sie am liebsten erwürgt. Er warf sich über sie, seine Hände schlossen sich um ihren Hals, jedoch ohne zuzudrücken.
    »Du verfluchte Hexe«, zischte er. Dann küßte er sie wütend.
    Seine Wut wuchs, als sie stocksteif unter ihm liegen blieb und seine Attacke über sich ergehen ließ. Er spürte ihren glatten Bauch und die Fülle ihres weichen Busens. »Verflucht nochmal, wehre dich gegen mich.«

Kapitel 12
    Sie wehrte sich nicht. Im Gegenteil, sie hob sich ihm entgegen, nahm sein Gesicht in beide Hände, küßte sein Kinn, seine Wange, seine Nase. Und dann küßte sie seinen Mund mit geöffneten Lippen. Und er war so verblüfft, so völlig überrumpelt, daß er wie ein Brett auf ihr lag und nicht einmal den Mund öffnete, sondern lediglich seinen keuchenden Atem zu beherrschen suchte, der sein Verlangen verriet.
    Sein Herz schlug so heftig, als wolle es ihm aus der Brust springen. Er stützte sich auf die Ellbogen, um ihren verführerischen Lippen nicht zu nahe zu sein. »Warum tust du das? Erst liegst du

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