Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
konnte ihn von seinen Seelenqualen befreien.«
    Laren hielt inne, da sie sich über den weiteren Verlauf der Geschichte noch nicht im klaren war. Ihr Kopf dröhnte, und sie war durstig. Außerdem meldete sich der brennende Schmerz zwischen ihren Beinen wieder. Sie blickte zu Merrik, dem Urheber ihres Wundseins, hinüber. Er hielt ihrem Blick mit unbewegter Miene stand.
    Den ganzen Tag hatte sie das Brennen zwischen den Schenkeln verspürt, doch Merriks Gleichgültigkeit hatte sie viel mehr geschmerzt. Sie senkte abwartend den Kopf. Im Raum lastete eine schwere Stille. Anscheinend hatte ihre Geschichte niemandem gefallen. Man würde sie mit Dreck bewerfen und wieder nach Deglin verlangen. Dann hörte sie Seufzen und Klagen. Stimmen wurden laut, sie möge fortfahren. Laren lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Ich bin sehr müde«, sagte sie schließlich. »Für heute muß ich aufhören.«
    Unter den Silbermünzen, die man ihr zu warf, waren auch einige Goldstücke. Dazu kam noch eine schön getriebene Brosche, die ihr einer von Thoragassons beiden Söhnen in die Hand drückte. »Sie gehörte meiner Mutter«, sagte er.
    Laren wollte das Schmuckstück nicht annehmen, doch er schloß ihre Finger um die Brosche. »Ich möchte sie dir schenken, Laren.« Sie sah ihm nach, als er sich entfernte. Der Junge, dessen Namen sie nicht kannte, war nicht älter als fünfzehn, und er würde bald ebenso groß und stark sein wie alle Wikinger, mit ihren blonden Haaren und Augen, die so blau waren wie der Sommerhimmel.
    Letta Thoragasson trat mit einem kalten, gehässigen Lächeln an sie heran. »Hör zu«, fauchte sie, packte Larens Handgelenk und zog sie nah zu sich. »Glaub nur nicht, daß du mir überlegen bist. Mir ist es gleichgültig, daß Merrik dich beschläft. Du bist eine Sklavin, eine Hure, und taugst zu nichts anderem. Er muß sein männliches Verlangen stillen und will mich nicht entehren. Du dienst nur der Befriedigung seiner Lust. Sobald wir verheiratet sind, verkauft er dich, und ich muß dein häßliches Gesicht nicht länger sehen.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Ja, ich wünsche es mir zur Hochzeit, daß er dich verkauft. Wer weiß? vielleicht kauft dich mein Vater, und du verbringst dein jämmerliches Leben damit, ihm Geschichten zu erzählen.«
    Sie schleuderte Larens Hand von sich und machte auf dem Absatz kehrt. Laren starrte ihr nach.
    »Sie hat recht.« Erik hatte Lettas Worte mit angehört und trat heran. »Du bist nur Merriks Hure, und das auch nur so lange, bis er die dumme Gans heiratet. Merrik hält nämlich viel von ehelicher Treue. Er hat sich vorgenommen, eine Ehe wie unsere Eltern zu führen. Doch mit der da wird er es nicht durchhalten. Er wird ihr einige Zeit treu sein, bald wird sie ihn aber zu Tode langweilen, und dann nimmt er sich andere Frauen, genau wie ich. Merrik verkauft dich, wenn er verheiratet ist. Wenn du aber lieb zu mir bist, Laren, werde ich verhindern, daß Merrik dich an den alten Thoragasson verschachert. Ich behalte dich. Merrik geht mit Letta ins Bergsontal und baut sich dort ein Gehöft auf.«
    »Laren!«
    Merrik trat heran und nickte seinem Bruder zu. »Deiner Geschichte fehlte es an Spannung und Leidenschaft. Möglicherweise sparst du die Leidenschaft ja für mich auf. Hoffentlich enttäuschst du mich nicht. Komm, ich will dich haben.«
    Laren hörte ein spitzes Lachen. Aus den Augenwinkeln sah sie Letta, die hinter vorgehaltener Hand kicherte. Merrik streckte Laren seine große Hand hin. Langsam legte sie ihre Hand in die seine und folgte ihm.
    Sobald sie die Schlafkammer betreten hatten, ließ er ihre Hand los und zog sich, ohne sie anzusehen, aus. »Wer bist du, Laren? Eine Kaufmannstochter? Die Nichte eines Schankwirts? Vor zwei Jahren warst du noch keine
    Sklavin. Du bist sehr stolz, und bis gestern warst du noch unberührt.«
    Sie schwieg.
    Er war nackt und drehte sich ihr zu. Sie saß bekleidet auf der Bettkante, die Hände im Schoß gefaltet. Ihre Blicke wanderten von seinem flachen Bauch nach unten. Ihr Gesicht war leicht gerötet, die Lippen halb geöffnet.
    »Schau mich nicht so an«, befahl er barsch wegen ihrer begehrlichen Blicke. »Bist du nicht bei Verstand? Vergißt du so schnell, was ich dir letzte Nacht angetan habe? Zieh dich aus und leg dich schlafen. Du bist vermutlich noch zu wund, um mich in dir haben zu wollen.«
    Sie rührte sich nicht. Seine Männlichkeit begann zu schwellen, und dagegen konnte er ebensowenig ausrichten wie gegen das Aufgehen der

Weitere Kostenlose Bücher