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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Sonne am Morgen.
    »Reichen dir die Schmerzen von gestern nacht nicht? Willst du mehr davon?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann hör auf, mich so anzusehen! Vor Erik habe ich meine Rolle gespielt, aber nun möchte ich schlafen.« Sein Geschlecht reckte sich steif auf. Sein Herz schlug wild. Er spürte ein schmerzliches Verlangen nach ihr.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich hinzulegen.
    Laren löschte die Öllampe, und nun war es dunkel in der Kammer. Er hörte das Rascheln ihrer Kleider.
    »Deine Geschichte ist sonderbar. Ob sie mehr war als eine Geschichte?«
    »Nein. Nur eine einfache Geschichte, Merrik.« Sie konnte seine bohrende Fragen nach ihrer und Tabys Herkunft förmlich heraushören. Um ihn abzulenken sagte sie beiläufig: »Letta versicherte mir, es mache ihr nichts aus, daß ich deine Hure bin. Wahrscheinlich meint sie, du kannst an mir üben. Dabei glaube ich gar nicht, daß du Übung brauchst.« Sie hörte, wie er den Atem anhielt. Das Ablenkungsmanöver war gelungen. In spöttischer Heiterkeit ergänzte sie: »Irgendwie sah ich mich als Zielscheibe und dich als mächtigen Speer. Du hast dein Ziel nicht verfehlt, obwohl der Wurf nicht sonderlich gelungen war. Jedenfalls ist Letta froh, daß ich dir meinen Körper zur Verfügung stelle, bis ihr beide vermählt seid.«
    »Sie ist kindischer als Taby.« Larens unverblümte Rede erboste ihn. Ob er Letta zur Rede stellen würde, wußte er noch nicht. »Die meisten Frauen sind wie kleine Kinder.« Er rollte sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit. Er schwieg lange und versuchte ihre spöttischen Worte zu verdrängen, doch das gelang ihm nicht: »Dein Vergleich gefällt mir nicht. Welch ein Unsinn — du die Zielscheibe und ich der Speer. Und was soll das eigentlich heißen? Ich brauche mehr Übung.«
    »Ich habe mich bei Sarla erkundigt, wie es ist, wenn Mann und Frau sich paaren. Sie sagt, es tut nur beim ersten Mal weh, und auch das nicht schlimm, wenn der Mann erfahren und behutsam ist. Eigentlich soll es recht angenehm sein, meint sie ... mehr hat sie mir nicht verraten. Vielleicht brauchst du doch noch ein wenig Übung, Merrik.«
    Er ärgerte sich mehr über sich selbst als über Laren. Er war ein ungeschickter Tölpel. »Tut es denn immer noch weh?«
    »Ja.«
    »Ich übe erst wieder mit dir, wenn du keine Schmerzen mehr hast und mich höflich darum bittest. Und nun hör auf mit deinen Beleidigungen! Du reimst dir das alles nur zusammen, um mich zu ärgern.«
    »Aber Merrik, letzte Nacht war unsere einzige Nacht. Eigentlich schade, daß ich nie erfahren werde, ob es angenehm ist, sich zu paaren. Nein, als Mann interessierst du mich nicht.«
    »Warum schaust du mich dann mit hungrigen Augen an? Der Körper eines Mannes reagiert nun mal auf lüsterne Frauenblicke. Dagegen kann ich gar nichts machen. Nicht, daß ich dich besteigen will . . . die Götter wissen, daß mir das fernliegt.« Er war dabei, sich lächerlich zu machen, wenn er sich und Laren belog.
    Er wartete, daß sie etwas sagte. Doch sie schwieg beharrlich. Und dann hörte er ihre gleichmäßigen Atemzüge. Sie war eingeschlafen. Er hätte sie am liebsten erwürgt. Üben! Er hatte gelernt, Frauen glücklich zu machen, dafür hatte sein Vater beizeiten gesorgt. Angefangen hatte es mit der bezaubernden Gunnvor, als er zwölf war, und sie sein Geschlecht in die Hand genommen hatte. Was konnte er dafür, daß er Laren so sehr begehrte, daß er sie zu stürmisch genommen hatte.
    Als die Bewohner von Malverne am nächsten Morgen erwachten, regnete es in Strömen. Im Langhaus breitete sich bald gereizte Stimmung aus. Durch die erzwungene Untätigkeit flammten Zänkereien auf. Männer schrien einander an, und die Buben rauften, nicht anders als die Erwachsenen. Sogar die Tiere waren schlechter Stimmung. Eine Ziege biß einen von Thoragassons Männern in den Fuß. Es war Cleve, der Merrik vorschlug, Laren solle die Geschichte weitererzählen. »Mit ihrer Geschichte lenkt sie die Männer ab, und sie gehen einander nicht an die Gurgel.«
    Und so kam es, daß die Zuhörer sich bereits zur Mittagszeit um sie scharten, und Laren wieder zu erzählen begann.
    » . . . Rolf wanderte tiefer in den Wald, bis die Bäume so dicht standen, daß die Wipfel keinen Sonnenstrahl durchließen und unter den Bäumen ein gespenstisches Halbdunkel herrschte. Er wartete darauf, daß ein wildes Tier ihn anfiel und zerfleischte. Außer ein paar Hasen jedoch, die vor ihm aufschreckten und hakenschlagend

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