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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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mir, dich entweder zu töten und dein goldenes Horn abzuschneiden oder dich und deinen Gefährten gefangenzunehmen und Nachkommen zu züchten.<
    >Ich glaube nicht, daß ich deine Brüder leiden kann<, entgegnete das Einhorn. >Und was willst du tun, Rolf?<
    >Ich möchte mit dir reden, um zu erfahren, wer du bist. Ich habe noch nie zuvor ein Wesen wie dich gesehen. Wer schickt dich?<
    >Ich bin verzauberte entgegnete das Einhorn. >Ich bin dein früherer Sklave, den du mit dem Schwert niedergestreckt hast.<
    Rolf starrte das Fabelwesen ungläubig an. Erschrocken zog er sein Schwert, in der Annahme, das Tier wolle ihn angreifen und töten. Doch das Einhorn blieb ruhig stehen und machte auch keinen Versuch, zu fliehen. Rolf ließ das Schwert langsam sinken und sagte: >Ich kann nicht. Ich habe dich schon einmal getötet und so große Qualen gelitten, daß ich in den Wald ging, um zu sterben. Und da bin ich dir begegnet. Ich möchte wiedergutmachen, was ich dir angetan habe. Wenn du mich töten willst, setze ich dir keinen Widerstand entgegen.<
    Das Einhorn nickte seinen edlen, weißen Kopf, und sein goldenes Horn glänzte in der Sonne. Und plötzlich wurde es durchsichtig, es löste sich auf. Sonnenlicht durchflutete den Körper des Tieres. Rolf erschrak heftig, fiel auf die Knie, faltete die Hände und erwartete seinen Tod. Doch dann, als das Einhorn ganz verschwunden war, begann eine andere Gestalt Form anzunehmen. Bald stand der Sklave vor ihm, den er mit seinem Schwert getötet hatte. Er streckte Rolf die Hand entgegen, half ihm hoch und sprach: >Die Götter sind uns wohlgesonnen. Komm mit mir Rolf, wir reisen gemeinsam zu meiner Familien
    Rolfs Brüder sahen ihn nie wieder. Sie trauerten um ihn, da sie glaubten, das Einhorn habe ihn getötet.
    Doch eines Tages kam ein Skalde nach Vestfold. Er war ein alter, zahnloser Tattergreis, dem keiner zutraute, eine spannende Geschichte erzählen zu können. Doch als er zu sprechen anfing, zog er alle in seinen Bann. Er sprach von einem Wikinger namens Rolf und pries ihn als edlen und tapferen Mann von herrlicher Gestalt und schönem Antlitz, der weiser war als je ein Mann in solch jungen Jahren, und der von allen Menschen verehrt wurde. Dieser Rolf war einst von den Göttern auf die Probe gestellt worden, die er durch seine ehrenhaften und weisen Entscheidungen mit Auszeichnung bestand.
    Die Brüder schüttelten ungläubig die Köpfe. Rolf war kein seltener Name, und viele Männer wurden auf die
    Probe gestellt und bestanden die Prüfung, dennoch nahmen sich die Brüder vor, dem alten Skalden Fragen zu stellen. Doch am nächsten Morgen war der Skalde verschwunden. Die Wachen an den Toren sagten, er sei bei Sonnenaufgang fortgegangen. Er sei aufgestiegen in die Sonne und habe sich wie Nebel aufgelöst. Die Brüder schauten einander an. Seit diesem Tage erwähnte keiner von ihnen mehr den jüngsten Bruder, das Auftauchen und seltsame Verschwinden des alten Skalden und auch nicht die Legende von Rolf, dem Wikinger.«
    Laren lächelte versonnen. Merriks Blick wanderte von ihr zu Taby, der auf seinem Schoß saß und seine Schwester mit großen Augen anschaute. Dann rief der Kleine laut und vernehmlich: »Ich erinnere mich an das Einhorn, Laren.«

Kapitel 14
    Sie blickte Taby liebevoll an. »Ich habe dir viele Märchen von Fabeltieren erzählt. Und eines davon handelte von einem Einhorn. Sieh mal, Liebling, Eila wirft dir den Ball zu. Spiel mit ihr, dann vergißt sie, den Finger in den Mund zu stecken.«
    Taby rannte zu dem kleinen Mädchen, dem es gelang, den mit Federn gefüllten Ball in einer Hand zu halten, und gleichzeitig den Daumen der anderen in den Mund zu stecken.
    Laren entfernte sich rasch von Merrik, denn sie wollte jetzt keine Fragen beantworten. Olaf Thoragasson sprach sie an: »Du hast uns an deiner Geschichte teilhaben lassen, das hat noch kein Skalde getan. Ich rede mit Merrik. Ich will dich kaufen.« Ein kalter Schauer rieselte ihr über den Rücken. Händereibend näherte Olaf sich Merrik.
    Letta verfolgte ihren Vater mit finsteren Blicken. Im Vorbeigehen zischte sie Laren zu: »Es hat aufgehört zu regnen. Ich mache mit Merrik einen Spaziergang zum Fjord hinunter. Und ich werde mich von ihm küssen lassen. Damit er merkt, wie es ist, eine sittsame Jungfrau zu küssen.«
    »Aha. Läßt du ihn an dir üben, Letta?«
    Das Mädchen wirbelte herum und schlug Laren mit der flachen Hand ins Gesicht. Laren taumelte, und Letta schlug erneut zu. Da verlor Laren das

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