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Der Herr vom Rabengipfel

Der Herr vom Rabengipfel

Titel: Der Herr vom Rabengipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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er: »Du fühlst dich Caylis und Megot überlegen, bloß weil du dir gute Geschichten ausdenkst. Hör mir gut zu, Laren. Ich bin jetzt Herr auf Malverne, nicht mein Vater und auch nicht mein Bruder. Alles, was du hier siehst, gehört mir. Ich habe lange darauf gewartet. Ich wollte schon immer meine eigenen Wege gehen, nach Island, doch mein Vater bat mich zu bleiben. Als künftiger Herr von Malverne war es meine Pflicht zu bleiben. Ich habe um den Tod meiner Eltern getrauert, aber so lange sie lebten, war ich nur der Sohn, der ihre Anweisungen befolgen mußte. Jetzt begreift sogar Sarla, daß sie mir zu gehorchen hat. Früher habe ich sie nicht geschlagen, weil meine Eltern sie beschützten, obwohl sie unfruchtbar und nur eine Last für mich ist. Jetzt ist sie gefügig.«
    »Erik, ich bin nichts wert. Ich tauge nichts. Ich bin zu mager. Bitte, Erik, tu mir keine Gewalt an.«
    Mit einem trägen Lächeln nahm er ihren anderen Arm und zog sie an sich. Er war groß und stark — aussichtslos, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Doch der Gedanke, daß er ihr Gewalt antun würde, brachte sie fast um den Verstand.
    Sie warf den Kopf zurück und blickte ihm direkt ins Gesicht. »Tu es nicht, oder du wirst es bereuen!« Noch bevor die Worte ausgesprochen waren, wußte sie, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Er ließ sich von keiner Frauen drohen. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und seine Halsschlagader pulsierte heftig. Wütend schlug er ihr ins Gesicht. Sie unterdrückte einen Schrei.
    Er beugte sich über sie und küßte sie heftig, wobei er sie mit seinen Zähnen in ihre Unterlippe biß. Eine Hand packte ihre rechte Brust und wühlte brutal in ihrem Fleisch. Die andere Hand zerrte an ihrem Mieder. Dann riß er es ihr mit beiden Händen auf.
    Während sie ihr Knie nach oben in seine Lenden wuchtete, hörte sie noch das Zerreißen des Stoffes. Seine Hände ließen los, und sie wich zurück, machte kehrt und floh in wildem Entsetzen den schmalen Pfad zum Tal hinab. Sie hörte sein Brüllen, wagte aber nicht, sich umzusehen. Er stöhnte und winselte und japste nach Luft. Ihr gezielter Schlag mit dem Knie hatte seine Hoden getroffen. Sie floh in heller Panik, er könne hinter ihr her sein und sie jeden Augenblick packen. Sie glaubte, seinen heißen Atem und seine Hände zu spüren, die sich wie Eisenklammern um ihre Arme krallten, sie herumrissen und auf sie einschlugen. Dann würde er sie vergewaltigen, und danach würde er sie umbringen. Sie rannte blindlings weiter, stolperte, stürzte und überschlug sich mehrmals auf dem steilen Pfad. Ihr Kopf schlug gegen einen Felsbrocken, grelle Blitze durchzuckten ihr Hirn, dann versank alles um sie herum in Dunkelheit.
    Sie wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als sie zu sich kam. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie nahm ihre Umgebung nur verschwommen wahr. Vorsichtig tastete sie ihren Kopf ab und spürte eine Beule über dem linken Ohr, bei deren Berührung sie heftiger Schmerz durchzuckte. Dann kam die Erinnerung. An dem steinigen Pfad Halt suchend zog sie sich auf die Beine und wartete schwankend ab, bis der Schwindel endlich nachließ, und ihr Herzschlag sich beruhigte. Sie horchte angespannt. Außer den Geräuschen des Waldes war nichts zu hören.
    Von Erik keine Spur. Hatte sie nur kurz das Bewußtsein verloren? Lag er immer noch zusammengekrümmt oben auf dem Rabengipfel und hielt sich die Geschlechtsteile?
    Angst stieg in ihr hoch und klärte ihren Kopf. Sie durfte nicht warten, und so stolperte sie den Weg hinunter und blieb erst stehen, als sie den Fuß des Berges erreicht hatte. Dort lehnte sie sich an eine Föhre und schöpfte Atem.
    Ihr Herz schlug heftig, sie hatte Seitenstechen, und ihr erst kurz verheilter Rücken brannte. In ihrem verletzten Bein spürte sie nichts, und das schien ihr ein gutes Zeichen zu sein.
    »Bei allen Göttern, wo warst du?«
    Es war Merrik, der ihr entgegeneilte.
    »Ich dachte schon, du seist von einem wilden Tier angefallen worden oder ins Meer gestürzt und ertrunken.« Er klang verärgert, doch sie spürte, daß sein Ärger seiner Sorge um sie entsprang.
    Sie versuchte ein Lächeln, das aber kläglich mißlang. »Nein, mir geht es gut. Ich wollte nur die Aussicht genießen. Es ist herrlich, Merrik. Der Fjord, der sich wie eine Schlange windet und . . .«
    »Wer hat dein Kleid zerrissen?«
    Er packte sie, wie sein Bruder es getan hatte, an den Oberarmen, lockerte den Griff allerdings schnell wieder. Er war halb

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