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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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der Versuch unternommen, Christian zu ermorden. Womöglich hat sein Feind beim nächsten Mal Erfolg.” Als sie Giles seufzen hörte, wandte sie sich zu ihm. “Was können wir tun?”
    “Gar nichts – das ist es ja, was mich so beunruhigt!” Unsanft setzte er das leere Glas auf dem Tisch ab. “Wir können nur Augen und Ohren offen halten.” Eine Zeit lang schaute er Megan forschend an, dann beschloss er, ihr zu vertrauen. Immerhin genoss sie auch das Vertrauen seines Bruders, eines hervorragenden Menschenkenners. “Christian hegt einen Verdacht, über den er mich nicht informiert hat. Aus diesem Grund will er nach London fahren.”
    Da er ihr ansonsten nichts mitzuteilen vermochte, wechselte sie resignierend das Thema und fragte, ob er an diesem Morgen mit Sophie ausreiten würde.
    “Ja, ich begleite sie zu den Fortescues. Kommst du mit?”
    “Das würde ich gern tun, aber ich muss den Brief an meine Schwester beenden. Außerdem hat Mrs Goss mich um ein Gespräch gebeten – keine Ahnung, in welcher Angelegenheit.”
    Giles verabschiedete sich, und sie nahm wieder am Schreibtisch Platz.
    Während sie den Brief unterzeichnete, betrat Christian die Bibliothek in eleganter Reisekleidung. Wie sie zugeben musste, sah er gut erholt aus.
    “Also ist es wahr!” fauchte sie. “Ich hätte dich für vernünftiger gehalten. Musst du unbedingt wegfahren, so kurz nach deiner Verletzung? Der Schurke, der dich angeschossen hat, wird sich mächtig freuen. Nun kann er sich einen dritten Mordversuch ersparen, weil du dich selber umbringen wirst!”
    “Wie ich deinen Worten entnehme, hast du dich mit meinem schwatzhaften Bruder unterhalten.” Abwartend schaute er sie an. Als sie schwieg, gewann er den beruhigenden Eindruck, dass Giles nicht allzu viel verraten hatte, und fügte hinzu: “Keine Bange, ich werde mich nicht überanstrengen, in gemächlichem Tempo reisen und regelmäßig Rast machen.”
    “Tu, was du willst!”, erwiderte sie betont beiläufig. “Aber erwarte bloß nicht, ich würde dich pflegen, wenn du zusammenbrichst.”
    Christian setzte sich auf die Schreibtischkante und ergriff Megans Hand, was ihren Puls sofort beschleunigte. “Falls du lange genug mit mir geschimpft hast, meine süße Xanthippe, möchte ich dir etwas erklären”, begann er, ließ ihre Finger los, und sie wusste nicht, ob sie sich erleichtert oder enttäuscht fühlen sollte. “Ich fahre nach London, um der Sache auf den Grund zu gehen. Solange ich keine Beweise habe, will ich niemanden beschuldigen, aber ich hoffe, ich kann dir bei meiner Rückkehr etwas Interessantes erzählen.” Er stand auf und wühlte in einer Schreibtischschublade. “Inzwischen musst du mir einen Gefallen erweisen.” Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er einige Papiere zusammenfaltete und in seine Manteltasche steckte. “Würdest du für Freitag eine Dinnerparty organisieren?” Lächelnd musterte er ihre erstaunte Miene. “Was ist los, meine Liebe? Sophie hat mir versichert, so etwas würdest du mühelos schaffen.”
    “Vielleicht. Aber ich fürchte, es würde deine Cousine Matilda kränken, wenn du dich mit diesem Auftrag nicht an sie wendest.”
    “Wohl kaum. Sie ist nicht an gesellschaftliche Verpflichtungen gewöhnt. Um dein Gewissen zu beschwichtigen, kannst du sie ja um Hilfe bitten. Allerdings würde ich mich an deiner Stelle nicht auf sie verlassen.”
    Seltsam, dachte sie. Sobald Mrs Gardener ihre Rolle als Sophies Anstandsdame übernehmen würde, musste sie derlei Veranstaltungen arrangieren. Diese Bedenken sprach Megan nicht aus. Stattdessen fragte sie, wie viele Leute sie einladen sollte.
    “Das überlasse ich dir”, antwortete er geistesabwesend und kramte in einer anderen Schublade. Bald fand er, was er gesucht hatte, und steckte es ein. “Natürlich darfst du unsere Nachbarn nicht ignorieren. Falls du Fragen hast, wird Giles dich sicher beraten.”
    Verärgert über seinen Gleichmut, starrte sie ihn an. “Würdest du mir wenigstens mitteilen, ob du rechtzeitig zurückkehren wirst, um auf deiner Dinnerparty die Gäste zu begrüßen?”
    “Wie rührend du um mich besorgt bist, meine Liebste …” Entzückt beobachtete er die Röte, die in ihre Wangen stieg, und widerstand der Versuchung, sie noch mehr zu necken. “Soll ich deinen Brief mitnehmen?”
    “Was …? Oh ja, bitte – dann muss ich nicht ins Dorf fahren”, brachte Megan mit schwacher Stimme hervor, immer noch unter dem Eindruck des süßen, völlig unerwarteten

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