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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Kosenamens. Dann riss sie sich energisch zusammen. “Das ist die Antwort auf einen Brief von Charlotte, den ich heute Morgen erhielt. Offenbar hat sie den Brief, den ich ihr letzte Woche schrieb, nicht bekommen. Aus irgendwelchen obskuren Gründen scheint sie zu fürchten, du hättest mich in die Sklaverei verkauft.”
    “Du meine Güte! Mrs Pemberton hat wirklich eine blühende Fantasie.”
    “Normalerweise ist sie sehr vernünftig”, verteidigte Megan ihre Schwester. “Wahrscheinlich kam unsere alberne Nachbarin zu Besuch, bevor Charlotte den Brief schrieb, und Mrs Cunningham muss sie ziemlich verwirrt haben.”
    “Sieht so aus.” Christian ergriff Megans Cape, das sie über einen Stuhl gehängt hatte, und legte es um ihre Schultern. “Begleite mich in den Stallhof, und erzähl mir, welche Qualen ich dir nach Ansicht deiner Schwester sonst noch zugedacht habe.”
    Bereitwillig folgte sie ihm, weigerte sich aber, Charlottes seltsame Einbildungskraft zu erörtern. Stattdessen fragte sie, wie sie die Gäste bei der Dinnerparty unterhalten sollten. Aber er erwiderte erneut, das alles würde er ihr überlassen, bevor er sich an den Fahrer wandte, der bereits auf dem Kutschbock saß und der Reise nach London sichtlich missgelaunt entgegenblickte.
    “Higgins, Sie machen ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter!”, rief Christian amüsiert. “Was bedrückt Sie denn so?” Der Stallbursche, der die Pferde am Zügel festhielt, begann zu kichern und lenkte die Aufmerksamkeit seines Herrn auf sich. “Vielleicht kannst du es mir erklären, Jeb.”
    “Nun, er will seine Liebste nicht verlassen.”
    “Verdammt noch mal, halt den Mund, du frecher Kerl – sonst ziehe ich dir das Fell über die Ohren!” drohte der rechtschaffene Kutscher, bevor er Megans Anwesenheit wahrnahm. “Oh, verzeihen Sie, Miss, ich sah Sie nicht hinter dem Master stehen.”
    “Also haben Sie einen Schatz gefunden, Higgins?”, fragte Christian interessiert, und der Kutscher grinste fast zahnlos.
    “Ein strammes Mädchen, Sir. Genug Fleisch auf den Knochen. Genau so, wie es mir gefällt.”
    Als Megan und Christian seinem schmachtenden Blick folgten, sahen sie Betsy zur Molkerei gehen. Der Herr von Moor House räusperte sich, nahm hastig Abschied von Megan und stieg in den Wagen.
    Sobald die elegante Equipage aus dem Stallhof verschwunden war, eilte Megan in die Molkerei. “Betsy!” rief sie und erschreckte ihre nichts ahnende Zofe, die gerade im Butterfass rührte. “Haben Sie schon wieder geflirtet?”
    “Noch nie in meinem Leben habe ich geflirtet”, erwiderte Betsy erbost. “Ich wüsste gar nicht, wie man das macht.”
    “Wirklich nicht?” Skeptisch runzelte Megan die Stirn. “Soeben gewann ich einen anderen Eindruck. Wie eine raffinierte Sirene haben Sie den armen Kutscher in Ihre Netze gelockt.”
    “Pah!” schnaufte Betsy verächtlich. “Hören Sie nicht auf den kleinen Wurm, Miss! Vor einer halben Stunde pirschte sich der alte Lüstling an mich heran, als ich mich gerade bückte und meine Schüssel aufhob und … Aber ich will Ihnen die Einzelheiten ersparen. Jedenfalls habe ich ihm gesagt, wenn er mich noch einmal anfasst, werfe ich ihn durchs Scheunentor!” Ihr Erröten bot einen ungewohnten Anblick, und Megan überlegte, ob diese kleidsame Farbe von Zorn oder Freude heraufbeschworen wurde. “Nein, ich interessiere mich nicht für Männer”, verkündete die Zofe und folgte ihrer Herrin aus der Molkerei. “Nur zu gut erinnere ich mich an meine arme Mutter. Dreizehn Kinder hat sie geboren, und die Hälfte starb innerhalb eines Jahres. Mit vierzig war sie eine alte Frau. Das ist nichts für mich. Da nehme ich mir lieber ein Beispiel an Mrs Goss, lege ein bisschen was auf die Seite, und wenn ich in den Ruhestand trete, miete ich ein kleines Haus.”
    “Da Sie gerade von Mrs Goss sprechen – Sie wissen nicht zufällig, worüber sie mit mir reden will, Betsy?”
    “Keine Ahnung, Miss, es sei denn … Ja, jetzt fällt es mir ein – sie hat erwähnt, der Inhalt des Wäscheschranks müsste überprüft werden.”
    “Dann sollte sie sich an Mrs Gardener wenden”, meinte Megan erstaunt.
    “Davon weiß ich nichts. Vielleicht glaubt sie aus irgendwelchen Gründen,
Sie
wären für so was zuständig, Miss.”
    Megan warf ihrer Zofe einen misstrauischen Blick zu. Diese selbstgefällige Miene kannte sie zur Genüge. Ohne die Angelegenheit weiter zu besprechen, kehrten sie zum Haus zurück. Wieder in der Bibliothek, beschloss

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