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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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gesorgt?”
    “Selbstverständlich!”, betonte Giles – ein wenig gekränkt, weil sein Bruder diese Frage für nötig hielt. “Fast jeden Tag sind wir ausgeritten, und Megan hat uns meistens begleitet. Sie war nicht allzu erfreut, als sie erfuhr, dass dieser Kunstmaler dauernd bei den Fortescues herumsaß und Sophie etwas zu viel Aufmerksamkeit schenkte. Seltsamerweise habe ich ihn seit Sonntag nicht mehr gesehen.”
    Christian antwortete nicht sofort. “Vielleicht ist er abgereist.”
    “Das bezweifle ich. Er hat Megans Einladung zur Dinnerparty angenommen. Da fällt mir ein …” Giles grinste boshaft. “Wenn ich mich nicht irre, bist du bei unserer lieben Megan in Ungnade gefallen.”
    “Wie eigenartig, dass du das erwähnst, mein Junge. Vorhin bin ich ihr begegnet, und da gewann ich genau denselben Eindruck. Sie sagte nur: ‘Ha! Also hast du dich doch noch bequemt, in dein Haus zurückzukehren!’ Und dann verschwand sie in ihrem Schlafzimmer.” Christian ignorierte das schallende Gelächter seines Bruders und starrte nachdenklich ins Kaminfeuer. “Früher hätte sie es niemals gewagt, so mit mir zu reden. Sie war so fügsam und höflich.”
    “Aber es scheint dich nicht zu stören, dass sie neuerdings so freimütig ihre Meinung äußert.” In der Halle erklangen Frauenstimmen, und Giles fügte belustigt hinzu: “Hoffentlich hat sich ihre Laune inzwischen gebessert. Sonst wird die Party zu einer Katastrophe ausarten.”
    Darüber machte sich Christian keine Sorgen. Nur wenn Megan mit ihm allein war, zeigte sie hin und wieder ihren Groll. In Gesellschaft wusste sie ihre Gefühle zu beherrschen, und sie war viel zu gut erzogen, um in der Öffentlichkeit eine Szene heraufzubeschwören.
    Sein Optimismus war berechtigt. Wenig später betrat sie den Salon und sah bezaubernd aus, in einem eisblauen Seidenkleid, das ihre schlanke Figur und ihre Augenfarbe betonte. Lächelnd ging sie auf ihn zu, ohne die geringsten Ressentiments zu bekunden. “Würdest du deine Cousine bitten, heute Abend als Gastgeberin zu fungieren? Aus unerfindlichen Gründen glaubt sie, diese Position würde mir zustehen.”
    “Allerdings, meine Liebe”, bestätigte Mrs Gardener, bevor ihr Lieblingsvetter eine Entscheidung treffen konnte. “Abgesehen von den Einladungskarten, die ich nur zu gern schrieb, haben Sie alles organisiert.”
    “Ich glaube zu verstehen, was meine Cousine mir sagen will”, erklärte Christian und ließ Megan nicht zu Wort kommen. “Wenn sie einfach nur bei den Gästen sitzen dürfte, ohne irgendwelche Pflichten zu übernehmen, würde sie sich viel wohler fühlen.”
    “Damit hast du völlig recht”, stimmte Mrs Gardener zu. “An so große Dinnerpartys bin ich nicht gewöhnt, und in Gegenwart von Leuten, die ich nicht kenne, beginnen meine Nerven zu flattern.” Sie setzte sich neben Megan und Sophie auf das Sofa und lächelte Christian liebevoll an. “Konntest du während deiner Reise feststellen, ob die Reparaturarbeiten in meinem Haus Fortschritte machen?”
    “Ja, ich war in Surrey”, erwiderte er und beobachtete, wie Megan verwirrt aufblickte. “Das neue Dach ist fertig, und du kannst Ende des Monats nach Hause fahren.”
    “Wundervoll!” rief Mrs Gardener, dann seufzte sie beschämt. “Oh Gott, Christian, du musst mich für schrecklich undankbar halten, nachdem du so viel für mich getan hast. Es gefällt mir sehr gut in Moor House. Aber wie ich zugeben muss – am liebsten bin ich daheim.”
    “Das verstehe ich”, versicherte Christian, nicht im Mindesten beleidigt, und las unverhohlene Verblüffung in Megans großen kornblumenblauen Augen. Er hatte ihr absichtlich verschwiegen, wie lange seine Cousine in Moor House bleiben würde und aus welchem Grund sie hierhergekommen war. Offenbar hatte auch Matilda das Unglück, das im letzten Herbst passiert war, nicht erwähnt.
    Im Gegensatz zu Megan, die ihre Neugier bezähmte, tat sich ihre Nichte keinen Zwang an. “Ich wusste gar nicht, dass Sie ein Haus in Surrey besitzen, Mrs Gardener, und dass Sie bald zurückfahren werden.”
    “Habe ich es nicht erzählt?”, fragte Matilda verwundert. “Im Herbst wurde mein hübsches kleines Haus von einer Feuersbrunst beschädigt. Daran war ich selber schuld. Ich kramte auf dem Dachboden in alten Truhen herum und ließ eine brennende Kerze stehen. Glücklicherweise regnete es an jenem Tag, und so zerstörten die Flammen nur das Dach und ein Schlafzimmer.”
    Christian spürte Megans fragenden Blick.

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