Der Herzausreißer
gut«, sagte Citroën. »Das beweist mindestens, dass ich recht gehabt habe, wie du ja siehst.«
Der Grünspecht rührte sich nicht von der Stelle, als er Joël daherkommen sah, der sich’s jetzt neben seinem Bären bequem machte und zu seinen Brüdern hinunterrief:
»Na, was ist, kommt ihr nicht?«, schlug er spöttisch vor.
»Nein«, sagte Citroën. »Das macht uns keinen Spaß.«
»Uns aber schon«, sagte Joël. Und zum Grünspecht gewandt fragte er: »Oder nicht?«
»Oh ja, uns macht’s großen Spaß«, bestätigte der Grünspecht. »Aber wisst ihr, im Irisbeet drüben gibt’s blaue Schnecken haufenweise.«
»Och«, sagte Citroën, »ich hätte auf jeden Fall welche gefunden. Im Notfall kann man sie ja auch mit blauer Farbe anmalen ...«
Er ging auf das Irisbeet zu, gefolgt von Noël. Joël holte sie unterwegs ein. Er hatte Poirogale auf der Astgabel zurückgelassen.
»Wir werden viele davon essen«, sagte er, »dann können wir recht hoch hinauffliegen.«
»Eine tut's auch«, sagte Citroën.
Als Clémentine aus dem Haus trat, bemerkte sie den Schemel auf dem Rasen. Sie lief näher, um besser zu sehen. Sie sah den Baum. Und auf dem Baum Poirogale, gemütlich in seine Astgabel gelehnt.
Sie fuhr sich mit der Hand ans Herz und stürzte in den Garten, dabei lauthals nach ihren Kindern rufend.
16
8. Oktember
»Ich wage kaum, Ihnen nicht recht zu geben«, sagte Jacquemort, »aber man sollte doch nichts überstürzen.«
»Es ist die einzige Lösung«, sagte Clémentine. »Man kann das Problem drehen und wenden, wie man will. Das wäre alles nicht passiert, wenn es diesen Baum nicht gegeben hätte.«
»Liegt die Schuld nicht vielleicht eher beim Schemel?«, gab Jacquemort zu bedenken.
»Natürlich. Nie hätte sie den so herumstehen lassen dürfen. Aber das ist ein anderes Kapitel. Und dafür wird sie auch bestraft werden, wie sie es verdient. Aber Sie verstehen doch wohl, dass ohne diesen Baum Citroën und Noël niemals auf die Idee gekommen wären, den Bären außer Reichweite von Joël zu verstecken? Dieser Baum ist an allem schuld. Außerdem stellen Sie sich bloß vor, dass er sogar hätte versuchen können, einfach hinaufzuklettern, um seinen Bären herunterzuholen, der arme Kerl.«
»Andererseits gibt es wieder Leute«, sagte Jacquemort, »die der Ansicht sind, dass die Baumkletterei gut für Kinder ist.«
»Nicht für meine Kinder!«, sagte Clémentine. »Mit Bäumen kann allerhand passieren. Man kann nie wissen. Da fressen Termiten die Wurzeln an, und plötzlich fallen sie auf einen drauf, oder ein dürrer Ast bricht ab und erschlägt einen, oder der Blitz fährt hinein, der Baum geht in Flammen auf, der Wind schürt das Feuer, trägt Funken ins Kinderzimmer, und sie verbrennen! ... Nein, es ist eine viel zu große Gefahr, Bäume im Garten zu haben. Auch möchte ich Sie fragen, ob Sie so freundlich sind, ins Dorf zu gehen, und die Männer zu bitten, sie alle umzuhauen. Die Hälfte davon können sie sich mitnehmen; ich behalte den Rest zum Heizen.«
»Welche Männer?«, fragte Jacquemort.
»Oh, was weiß ich, Baumbeschneider, Holzfäller ... ja, Holzfäller, ganz recht. Ich bitte Sie, zu veranlassen, dass man mir ein paar Holzfäller heraufschickt. Ist das so schwierig?«
»Oh nein«, sagte Jacquemort. »Ich geh schon. Man soll nichts auf die lange Bank schieben.«
Er erhob sich und machte sich auf ins Dorf.
17
Am Nachmittag kamen die Männer. Sie brachten zahlreiche eiserne Gerätschaften mit, Spitzeisen, Klammern und Kohlenbecken. Jacquemort sah sie daherkommen: Er kam gerade von einem Spaziergang zurück, blieb stehen und ließ sie vorbei. Es waren fünf; überdies hatten sie noch zwei Lehrlinge mitgenommen, der eine etwa zehnjährig, schmächtig und rachitisch, der andere ein wenig älter, mit einer schwarzen Binde über dem linken Auge und einem komisch verdrehten Bein.
Einer der Männer machte Jacquemort ein Zeichen; er war es, mit dem Jacquemort den Preis der ganzen Operation ausgehandelt hatte; sie hatten sich schließlich geeinigt, Clémentines Vorschlag anzunehmen: die Hälfte der Bäume für die Holzfäller, die andere Hälfte für das Haus. Der Schuldbetrag würde sich vergrößern, falls sie wünschte, dass das Holz kleingeschnitten und ins Haus gebracht würde.
Jacquemort war ganz beklommen zumute. Wenn er ihnen auch keinen sentimentalen Wert beimaß — wie es einem ohne Erinnerung geborenen Individuum im Erwachsenenalter ja wohl auch nicht zukommt — so waren ihm diese
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