Der Herzausreißer
etwas Unrechtes gegeben, mein armer Engel.«
Joël stand breitbeinig da, zog den Bauch ein und steckte den Hintern heraus.
»Ich hab in die Hose gemacht!«, schrie er verzweifelt.
Citroën und Noël setzten eine missbilligende Miene auf.
»Er ist eben noch ein Baby!«, sagte Citroën. »Macht doch glatt noch in die Hose!«
»Und was für ein Baby!«, sagte Noël.
»Nun kommt schon«, sagte Clémentine, »wollt ihr wohl nett zu ihm sein! Es ist nicht seine Schuld. Komm, mein Goldschatz, jetzt werden wir dir erst mal eine schöne saubere Hose anziehen, und dann kriegst du noch einen großen Löffel Süßwurz-Elixier.«
Citroën und Noël waren vor Neid und Staunen ganz baff.
Joël trottete ganz getröstet hinter Clémentine her.
»Das ist die Höhe«, sagte Citroën, »da macht er in die Hose und kriegt auch noch einen Löffel Süßfurz-Lixier.«
»Ja«, sagte Noël. »Ich will auch was davon.«
»Ich versuch mal zu drücken«, sagte Citroën.
»Ich auch«, sagte Noël.
Beide drückten aus Leibeskräften, dass ihre Wangen violett anliefen, aber es kam nichts.
»Ich schaff's nicht«, sagte Citroën. »Ich habe nur ein bisschen Pipi gemacht.«
»Schade«, sagte Noël, »dann kriegen wir eben keine Lixiere. Dafür verstecken wir aber den Bären von Joël.«
»Sieh mal an!«, sagte Citroën, ganz erstaunt darüber, Noël einen so langen Satz sagen zu hören.
Er dachte nach und fügte hinzu:
»Die Idee ist gut, aber er darf ihn auch nicht wiederfinden.«
Noëls Stirn furchte sich angestrengt. Er suchte. Er drehte seinen Kopf nach rechts und nach links auf der Suche nach einer Eingebung. Citroën war auch nicht müßig und ließ seine Neuronen fieberhaft arbeiten.
»Schau mal!«, sagte er. »Dort hinten!«
Dort hinten, das war der freie Platz, wo das Dienstmädchen immer auf hochgespannten eisernen Drähten die Wäsche aufhängte. Am Fuße eines der weiß gestrichenen Pfosten, zwischen denen die Wäschedrähte gespannt waren, zeichnete sich der Umriss des Schemels ab.
»Wir verstecken ihn auf einem Baum«, sagte Citroën. »Wir nehmen dazu Blanches Schemel. Schnell, bevor sie wiederkommt.«
Sie liefen, so schnell ihre Beine trugen.
»Aber«, keuchte Noël im Laufen, »er könnte ihn sich doch wieder herunterholen ...«
»Nein«, sagte Citroën. »Verstehst du, wir zwei zusammen können den Schemel anheben, er allein schafft es nicht.«
»Glaubst du?«, fragte Noël.
»Du wirst schon sehen«, sagte Citroën.
Sie kamen zum Schemel. Der war viel größer, als er von weitem ausgesehen hatte.
»Wir müssen aufpassen, dass er nicht umfällt«, sagte Citroën, »sonst können wir ihn nicht wieder aufstellen.«
So gut sie es vermochten, schleppten sie das Ding davon.
»Mensch, ist der schwer!«, sagte Noël nach zehn Metern.
»Beeil dich«, sagte Citroën. »Gleich kommt sie wieder.«
14
»So!«, sagte Clémentine. »Jetzt bist du wieder ganz sauber.«
Sie warf den Wattebausch in den Topf. Joël stand mit dem Rücken zu ihr. Sie hatte ihn gerade kniend saubergemacht. Sie zögerte und sagte dann zu ihm:
»Bück dich, mein Herzchen.«
Joël beugte sich nach vorn, die Ellbogen auf die Schenkel gestützt. Sie nahm behutsam seine Popobacken, spreizte sie ein wenig auseinander und fing an zu lecken. Sorgfältig. Gewissenhaft.
»Was machst du da, Mami?«, fragte Joël erstaunt.
»Ich putze dich, mein Liebling«, sagte Clémentine und unterbrach ihr Geschäft. »Ich möchte, dass du genauso sauber bist wie ein Katzenbaby oder ein Hundebaby.«
Es war nicht einmal erniedrigend. Und im Grunde recht natürlich. Was für ein Trottel, dieser Jacquemort! Unfähig, so was zu begreifen. Dabei ist es das Wenigste. Und außerdem würde sie auf diese Weise sichergehen, dass sie sich keine Ansteckung mehr holen würden. Da sie sie ja liebte, konnte ihnen nichts von dem, was sie tat, schaden. Nichts. Eigentlich hätte sie sie ja von oben bis unten so säubern müssen.
Sie richtete sich auf und zog Joël die Hose wieder an, ganz in Gedanken versunken. Ganz neue Horizonte taten sich da auf.
»Geh zu deinen Brüdern, mein Schätzchen«, sagte sie.
Joël rannte davon. Am Fuß der Treppe fuhr er sich mit dem Finger auf der Hose zwischen die Hinterbacken, weil er dort noch ein bisschen feucht war. Er zuckte die Achseln.
Clémentine ging langsam wieder in ihr Zimmer zurück. So gut hatte das nun auch wieder nicht geschmeckt. Ein Zipfelchen Beefsteak würde ihr jetzt guttun.
Sie von oben bis unten auf diese Weise
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