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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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ließ.
    »Ausgezeichnet«, versicherte ich grimmig, mich unserer jüngsten Begegnung erinnernd. Francesca lächelte wissend, was mich stutzen ließ und ihr Blick wanderte dabei von Shiro zu mir.
    »Na, und ihr zwei...?«, fragte sie schließlich gedehnt, so als erwarte sie eine ganz bestimmte Antwort von uns. »Wie sieht es so bei euch aus...«
    Shiro warf mir einen scheuen Blick zu, dann lächelte er offen in die Runde, sagte aber nichts.
    »Zur Zeit kochen wir wieder mal zusammen...«, antwortete ich daher für ihn und Shiro fügte ergänzend hinzu »...Das haben wir lange nicht gemacht...«
    »Das merkt man euren Rebhühnern nicht an.«
    »Stimmt...«
    »Und auch die Pasta!«
    »Ich habe jetzt eine eigene Bar...«, platzte Shiro plötzlich heraus, »...aber ich weiß nicht, ob ich sie behalten soll oder nicht.«
    Ich war völlig überrascht, dass er das zur Sprache brachte. Vor allem aber darüber, wie ungelenk er dies tat.
    »Was spricht dagegen?«, hakte Ricardo nach. Dreieinhalb Augenpaare richteten sich interessiert auf Shiro, der offensichtlich nicht wusste, wie er mit der plötzlichen Aufmerksamkeit umgehen sollte.
    »Das ist eine lange Geschichte...«, begann er ausweichend. »Ich muss einfach nur eine Entscheidung treffen...«
    »Wirft sie nicht genug ab?«
    »Das ist es nicht. Es läuft gut...«
    »Hast du zu viel Stress? Kommst du mit den Arbeitszeiten nicht klar?«
    Er schüttelte mit dem Kopf.
    »Nervt dich das Publikum, oder deine Mitarbeiter...?«
    Jetzt stutzte Shiro und das wiederum erstaunte mich. Auch die anderen merkten, dass da was dran sein konnte.
    »Das Publikum...?«, hakte Francesca nach.
    Wieder ein Kopfschütteln.
    »Dann also die Mitarbeiter?«
    Es folgte ein zaghaftes Nicken, begleitet von einem Blick, der mir bestätigte, dass gerade so etwas wie ein Erkenntnisgewinn stattgefunden haben musste.
    »Das könnte sein...«, antwortete er schließlich. »...Ich weiß zwar nicht genau, wie ich es erklären soll, aber es hat was mit der Crew zu tun.«
    »Na dann ist das Problem doch leicht zu lösen...«, tönte Pit, so als könnte man das Thema damit abhaken. »Such dir einfach neue Mitarbeiter. Schmeiß die alten raus...«
    Und an Shiros in sich gekehrter Mine sah ich, dass er tatsächlich schon begonnen hatte, genau darüber nachzudenken.
    ·
    Jenen Nächten, in denen ich einfach so durchschlafen konnte, trauerte ich gerne nach, wenn ich mal wieder Löcher in die Dunkelheit starrte. Nicht so in Ravenna. Hier konnte ich es akzeptieren, ja, ich brauchte die Nacht und die Dunkelheit vielleicht sogar, um Klarheit in meine Gedanken zu bringen.
    Einem Ritual gleich, heftete sich mein Blick an die wandernden, blauen Fensterkreuz-Schatten, schickte ich mein Auge durch den großen Raum, lauschte dem Knacken des auskühlenden Ofens, dem metallischen Ticken der Bahnhofsuhr, dem ruhigen Atem meines Japaners. Nächte voller Erinnerungen, Gedanken...
    Das, was hier vor nicht einmal drei Stunden geschehen war, hatte mich beeindruckt. Und es zeigte mir, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, an diesen Ort zurückzukehren. Wie auch immer es dazu gekommen war: In Shiro regte sich etwas. Mit all meinen Versuchen, irgendetwas aus ihm herauszulocken, was die Zeit seines rätselhaften Verschwindens betraf, war ich gescheitert. Und nun gab es plötzlich so etwas wie eine Ahnung, einen Punkt, wo man ansetzen konnte.
    Adriano!
    Ein Verdacht nur, aber ich erinnerte mich deutlich an das Gespräch mit Raoul. 'Adriano verschwand kurz nach Shiro' hatte er da gesagt. Was konnte das bedeuten, wenn nicht...
    »Luca...?«
    »Ja...?«
    »Schläfst du...?«
    Ja!«
    Dann folgte eine Pause, in der ich nur seinen Atem hörte.
    »Ich werde das L'amo behalten... denk ich...«
    Vor meinem inneren Auge sah ich, wie sein Blick parallel zu dem meinen den blauen Schatten an der Decke folgte.
    »Gute Idee...«
    »Findest du...?«
    »Ja, wirklich, unbedingt...!«
    »Fein.«
»Nacht, Shiro...«
    »Nacht... John-Boy.«
    Wir lachten leise.
    Ravenna war eine gute Adresse, um Weichen zu stellen. Das hatte sich wieder einmal bewiesen.
    ·
    Hallo Buch!!!
    Das Shiro Angst vor mir hat, ist verständlich. Ich bin traurig deswegen, aber ich habe verlernt zu zeigen wie ich aussehe, wenn ich traurig bin. Das ist so ein Punkt, wo man mich nicht mehr versteht. Ich versuche etwas zu zeigen, und dann sehen mich alle nur an, als ob ich sie nicht alle hätte. Und je mehr ich versuche das zu zeigen, um so komplizierter wird es. Darum gehe ich dann

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