Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
seine Augen fest auf den Boden geheftet, »...Der Grund bin ich.«
    »Schwachsinn!« Ich war abrupt stehengeblieben und sah ihn groß an. Aber er lächelte nur traurig und schüttelte den Kopf. »Lass mal, Luca. Ich weiß schon, wovon ich rede.«
    »Und ich weiß, dass du dich irrst.«
    »Ich glaube, dass du keine Ahnung davon hast, wie japanische Familien funktionieren...«, erwiderte er nun schärfer. »...Ihre Familie hat mich nicht akzeptiert. Das bedeutet etwas, verstehst du? Ayumi musste sich entscheiden, und das hat sie getan.«
    »So einfach soll das gewesen sein?«
    »So einfach ist das, Luca... und so kompliziert...« Er winkte ab, bevor ich etwas einwenden konnte. »Ja, ja, ich weiß, wie das jetzt für dich klingen muss, aber so ist es nun mal. Und bei Ayumi und mir ist es nochmal anders. Einfach wegen meinem Vater. Dafür hatte der schon gesorgt.«
    »Ja, aber gerade wenn das so ist, dann verstehe ich nicht...«
    »Um sich von ihm zu trennen, musste sie sich auch von mir trennen. Ich bin ein Teil von ihm...«
    »Ja, ja...«, sagte ich ungeduldig, »...Das hatten wir alles schon, aber darum muss sie sich doch nicht...«
    »Dann hast du es nicht verstanden...«, unterbrach er mich, und damit hatte er Recht. Wenn dem so war, wie es bei mir ankam, dann fand ich ihre Haltung ziemlich daneben. Genau das sagte ich ihm auch.
    »Aber so ist es nun mal...«, stellte er frustriert fest, und damit war das Thema von seiner Seite aus beendet - vorerst zumindest.
    ·
    Hallo Buch!!!
    Bei allem, auch beim Bügeln gilt – Desinfektion ist das A und O. Das habe ich schon im Kloster gelernt. Denen ist schon mal einer weggestorben deswegen, behaupten sie jedenfalls.
    ·
    Ich hatte zögerlich damit begonnen, in Danieles Aufzeichnungen zu lesen. Bei dem, was ich vorhatte, war es eigentlich notwendig, dass ich sie ganz genau studierte. Aber es fiel mir verdammt schwer. Seine Worte waren vertraut wirr, dann wieder überaus präzise und inhaltlich meist von einer solch brutalen Härte, dass es mir oft nicht möglich war, einfach weiterzulesen, als handele es sich um ein Kochrezept.
    Shiro bekam von alldem nichts mit. Ich vermied es, in seiner unmittelbaren Gegenwart die Kladde rauszuholen. Aber selbst wenn er sie gesehen hätte - er wusste ja nicht, worum es sich dabei handelte. Während ich las und in die verquere Welt des Daniele Sabricci abtauchte, war er meist mit sich selbst beschäftigt, machte irgendwas mit Ricardo, oder er war auf eigene Faust unterwegs, um die Gegend zu erkunden.
    Ich zog mich dann aufs Sofa zurück und begann abzutauchen. Am schlimmsten war eigentlich, dass ich im Hintergrund immer Danieles Stimme dabei hörte, so, als lese er mir vor, was er gerade geschrieben hatte. Das machte es dann schon fast unerträglich für mich. Es war einfach grausam, ihn zu hören, wie er mir weich und melodisch, immer leicht erstaunt, von seinen Exzessen berichtete, von den Misshandlungen, die ihm widerfahren waren. Aber auch wenn er einfach nur von seinen ureigenen Vorstellungen berichtete, von ganz alltäglichen Dingen wie Essen, Schlafen oder irgendwelchen banalen Beobachtungen, die aber durch seine einzigartig skurile Sicht in ein schräges, groteskes Bild gerückt wurden, war es kaum zu ertragen.
    Daniele Sabriccis Vermächtnis war nur schwer auszuhalten...
    An unserem vorletzten Tag überraschte Ricardo uns mit einer Art Déjà-vus. Er hatte Francesca und Pit eingeladen, zwei seiner engeren Freunde, denen wir auch damals schon begegnet waren.
    Und ebenfalls wie damals, waren Shiro und ich für das Essen dieser Zusammenkunft zuständig. Ein Doppel Déjà-vus, sozusagen.
    Also kochten wir in Ricardos wunderbarer verglasten Wintergarten-Küche, so als wäre seit dieser Zeit kein Tag vergangen. Wir parierten Rebhühner, umwickelten sie mit Speck, schälten Gemüse, walgten Pasta und putzten Salat.
    Ja, und als wir dann schließlich alle zusammensaßen, um den gewaltigen Holztisch, da tranken wir auf Antonio, den Galeristen, jenen Sechsten in der Runde, der kurz nach unserem Weggang von Ravenna einen Herzanfall nicht überstanden hatte.
    Salute Antonio!
    »Vor allem für deinen Bruder war es eine schlimme Zeit...«, erinnerte sich Ricardo, während er die Gläser neu füllte.
    Das stimmte. Renzo und Antonio hatten sich bestens verstanden. Allerbestens. Irritierend gut...
    »Wie geht's dem eigentlich...?«, fragte Pit. Er hatte seinen immensen Bart abgenommen, was ihn jünger und vor allem deutlich netter aussehen

Weitere Kostenlose Bücher