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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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wahllos wirklich gute Nahrung auf seine Gabel häufte, die Art, wie er in großen Zügen trank, all das stieß mich ab. Ricasoli gehörte zu jener Sorte, die sich gerne eine plakatgroße Serviette um den Hals legten, und dies tatsächlich aus gutem Grund. Auch optisch setzte sich dieser Eindruck fort. Der erfreuliche Umstand einer Glatze ersparte pomadiges, am Kopf klebendes Haar, da war ich sicher. Ein überlanger, nikotinfarbener Fingernagel an der linken Hand verriet, dass er ohne Filter rauchte und Gitarre spielte.
    Ich hatte so eine Ahnung, wie das klingen musste.
    Da ich an diesem Mittag nur mäßigen Hunger verspürte, und die Anwesenheit meines Gegenüber seinen Teil dazu tat, beließ ich es bei Artischockenherzen mit Parmesan und Kalbskutteln à la Fiorentina.
    "Wissen Sie...", sagte Ricasoli zwischen den Gängen, während er sich seine Lippen mit der Serviette abtupfte, "...Eigentlich mache ich mir nichts aus Kochshows. Zu belanglos für meinen Geschmack..."
    Ich erwiderte nichts darauf - was sollte ich dazu schon sagen. Außerdem teilte ich im Grunde ja seine Ansicht. Also wartete ich einfach ab und nickte. Was ich dafür erntete, war ein Lächeln.
    "Sie sind nicht sehr eitel...?"
    "Keine meiner hervorstechenden Eigenschaften. Stimmt..."
    "Welches sind denn Ihre hervorstechenden Eigenschaften?"
    Das ließ mich nachdenken. "Ich bin hartnäckig... zum Beispiel..."
    "Da haben wir eine Gemeinsamkeit."
    "...Kreativ... und neugierig..."
    Ricasoli lachte. "Wissen Sie, dass es den meisten schwer fällt, auch nur eine positive Seite an sich zu beschreiben..."
    "Das ging mir auch lange so...", gab ich offen zu, irritiert darüber, welche Richtung dieses Gespräch nahm.
    "Okay, Lauro..." Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass die Gläser klirrten. "...Wie planen Sie vorzugehen?"
    Da er in groben Zügen informiert war, ersparte ich mir ein Vorgeplänkel.
    "Zuallererst versuche ich Personen zu finden, die meinen Verdacht bestätigen können. Ich habe ein paar Namen, manchmal auch nur Vornamen..."
    "Von Opfern?"
    "Ja, und von Tätern."
    "Und Sie wollen mit beiden das Gespräch suchen?"
    "So was in der Art, ja..."
    "Sehen Sie...", begann er und sein plötzlich erfreuter Gesichtsausdruck signalisierte mir, dass offensichtlich der Hauptgang zu uns unterwegs war. »...Es ist kein Leichtes, in einem solchen Fall auf Leute zu treffen, die bereit sind, sich vor eine Kamera zu stellen. Scham spielt da eine große Rolle... auf beiden Seiten, versteht sich.« Er lehnte sich etwas zurück, damit der Kellner servieren konnte.
    »Das kann ich mir denken...«
    »Nur damit Sie meine Zurückhaltung verstehen...«
    Der fein säuerliche Duft meiner Kutteln entlockte mir ein Lächeln. Aber auch Ricasolis Lammbraten machte einen guten Eindruck.
    »Schmeckt's Ihnen?«
    »Ausgezeichnet. Vielen Dank. Eine gute Wahl, das Restaurant...«
    »Na ja, ich dachte mir, wenn man schon mal den Lauro trifft - dann sollten die äußeren Umstände auch stimmen...«
    »Was würden Sie mir raten...«, nahm ich den Faden wieder auf.
    »Suchen Sie Zeugen! Betroffene? Gut und schön, aber Zeugen , die sind es, die glaubwürdig rüberkommen. Und die sind vor allem bereit, sich auch öffentlich zu äußern. Zeugen sind das A und O, zumindest in meinem Geschäft. Und sprechen Sie mit Fachleuten...«
    »Fachleute?«
»Der Arzt, den Sie mir geschildert haben, dieser Dottore Vadel..."
    "Valdena!"
    "Genau! So jemanden. Leute von Beratungsstellen...«
    »Verstehe...«
    »Sammeln Sie, was sie kriegen können, und halten Sie mich auf dem Laufenden...«
    »Und? Sehen Sie irgend eine Möglichkeit, mich zu unterstützen...?«
    Ich wollte wissen, woran ich bin. Und ich hatte vor allem keine Lust, die Rolle des Laufburschen für ihn zu übernehmen. Aber Ricasoli hatte tatsächlich etwas parat.
    »Die Behörden...« Er lehnte sich weit zu mir, über den Tisch und sah intensiv in mein Glasauge. »...Sie befinden sich im Süden der Republik. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    Ich wusste es nicht. Aber ich ahnte es.
    »Korruption - das bedeutet es! Und da kann ich helfen. Ich kann dafür sorgen, dass Ihnen von Seiten der Behörden keine Steine in den Weg gelegt werden. Wenn Sie das Gefühl haben, da läuft was krumm: melden Sie sich! Ich sehe dann zu, was ich machen kann.« Und damit lehnte er sich wieder weit zurück, nahm eine große Gabel der Lammkeule und nickte hochzufrieden.
    Das war ein gutes Angebot, fand ich. Vor allem hatte ich nicht damit gerechnet,

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