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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Sehnenplatte. Jetzt kommt's drauf an, dass wir etwas Glück haben...« Dottore Tombas Blick wanderte vom frisch angefertigten Röntgenbild zu mir auf den Tisch, und er lächelte zuversichtlich.
    Nachdem er meinen Fuß gründlich gereinigt und desinfiziert hatte, lag das ganze Dilemma nun wohl gut sichtbar vor ihm.
    »Das Unangenehme an solchen Verletzungen ist zum einen der Schmerz, den sie verursachen...«, sagte er beinahe mitfühlend, »...und zwar während der Behandlung. Das zweite ist die Schwierigkeit, dem Verletzungsverursacher, der Glasscherbe also, überhaupt habhaft zu werden...«
    »Ich hab gestern Nacht vergeblich versucht sie rauszubekommen...«, schaltete sich Matteo ein, und er klang nicht sehr optimistisch.
    »Das Problem ist die Oberfläche. Glas ist extrem glatt. Also rutschen auch gut perforierte Pinzetten oft einfach nur ab, ganz gleich mit welchem Druck man arbeitet. Zumindest bei mir ist das so, und darum...« Nun lächelte er ein wenig stolz, während mir von Minute zu Minute unwohler wurde. »...Darum habe ich mir diese hier anfertigen lassen.«
    Stolz präsentierte er eine Pinzette, die sich für mich optisch nicht von anderen ihrer Art unterschied.
    »Ihr Geheimnis liegt in einer Beschichtung...«, sagte er geheimnisvoll, so als halte er ein magisches Wunder-Elixier in seinen übergroßen Händen. »...Ich habe ihre Greifflächen in Latex tauchen lassen. Latex besitzt, wie wir wissen, die Eigenschaft, an glatten Oberflächen zu haften.«
    Und dann nahm er ein Stück feste Baumwolle, rollte sie zu einem kompakten Paket und bat mich, fest darauf zu beißen, ganz so, als sei ich ein angeschossener Cowboy in irgendeinem Wildwest-Klassiker.
    »Nur zur Sicherheit...«, tröstete er mich, ohne dass ihm das gelang. »...Es kann gut sein, dass Sie gar nichts spüren, es kann aber auch sein...«
    Und dann begann er mit seiner Prozedur.
    Um es kurz zu machen: für einen wirklich grauenvollen Augenblick verursachte er mir unfassbar große Schmerzen, so stechend und allumfassend, wie ich sie bis dahin noch nicht erlebt hatte - aber im nächsten Moment war es dann auch schon vorbei.
    Stolz präsentierte er eine wirklich gemein aussehende, rot verschmierte Scherbe, die sicher zwischen seiner Wunderpinzette klemmte.
    Erleichterung ist eines der ganz großen Gefühle. Es dringt wohl nur nicht dauerhaft genug ins Bewusstsein, um angemessene Beachtung zu erfahren.
    »Sie sollten diese Beschichtung patentieren lassen...«, riet ich ihm im Gehen, aber er winkte nur ab. Ihm ging es ganz offensichtlich um was anderes...
    ·
    Hallo Buch!!!
    Der Padre ist heilig. Weil er vorher gesegnet wird. Und alles, was gesegnet ist, ist in Gottes Sinne heilig. Das Schwert Gottes, seine liebende Waffe. Heute schreib ich über Heiliges.
    Bei der Segnung war ich immer dabei. Man braucht Weihwasser, einen der den zweiten Padre macht, der nimmt dann die Segnung vor, und dann ist es kein normaler Schwanz mehr, dann ist es ein heiliger. Und dann beginnen sie mit dem Exorzismus.
    Hey, das wirkt. Da hörst du die Engel im Himmel singen. Kleiner Scherz. Damals hätte ich ihnen fast geglaubt. Das Weihwasser, die ganzen Litaneien vorweg, und wenn sie mich drannahmen, gab 's Gebete. So was beeindruckt auf Dauer. Egal ob sie dich dabei ficken oder bügeln. Irgendwann glaubst du, die haben heilige Schwänze. Oder Bügeleisen. Ich bin mir sicher, dass sie mir einen Teil meines Verstandes weggebetet haben oder gefickt oder gebügelt.
    Mir war danach immer ganz heiß, jenachdem was sie mit mir gemacht haben, und ich habe tatsächlich gedacht, das käme vom Weihwasser. Haben sie auch so gesagt. Sie brennen mir die Sünde aus dem Leib. Ob nun mit ihren Schwänzen oder mit dem Bügeleisen war da ziemlich egal. Gefallen hat ihnen beides. Darum haben sie auch beides gemacht. Jetzt denke ich anders darüber. Die haben mich belogen. Sie wollten nur ihren Spaß. Ganz sicher. Wasser kann ich mir auch über meinen Schwanz kippen und sagen, er ist heilig. So kompliziert ist das nicht. Beim Bügeleisen muss man natürlich aufpassen, wegen dem Strom. Ich kann aber nicht beten. Dann wird mir schlecht. Ehrlich. Ich hab 's versucht. Mir wird dann übel. Und da ist dann Schluss mit heilig. Echt!
    ·
    »Das ist harter Stoff...«
    Luis schob die Kopien zurück in den Umschlag und reichte ihn mir über den Tisch.
    »Und was hast du nun damit vor?«
    »Ich will, dass das raus kommt. Ich will 's publik machen...«
    »Aber du hast nichts Konkretes - nur diese

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