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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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ich herum und sah mich dem besorgten Gesicht Shiros gegenüber. Er lehnte im Türrahmen und beobachtete mich. Ich schüttelte irritiert den Kopf, fühlte mich ertappt und stellte mal wieder fest, dass ich das gar nicht mochte.
    »Nicht der Rede wert..."
    »Klingt interessant - Kapellen-Nummer!«. Die Besorgnis wich einem ahnungsvollen Lächeln.
    »Vergiss es! Aber schön, dass du da bist. Ich muss eh was mit dir besprechen.«
    »Ah... Ist das so...?« Er löste sich aus dem Türrahmen und ließ sich in einen der alten Ledersessel plumpsen, die bei uns am Empfang zum Verweilen gedacht waren.
    »Ja, aber nicht hier. Lass uns nach oben gehen.«
    Also folgte er mir die Stufen hinauf, in mein Zimmer, setzte sich dort an den Tisch und sah erwartungsvoll in mein Auge.
    »Ich muss noch einmal verreisen...«, begann ich ohne Umschweife, »...und ich wollte von dir wissen, ob du mich begleiten möchtest?"
    »Du sagst das so...«, sagte er zögerlich, »...als fährst du nicht zum Spaß!«
    »Es ginge nach Catanzaro - einen weiteren Umschlag abliefern!«
    Ich sah wie sich seine Augen weiteten, wie er schlucken musste. »Das willst du wirklich tun?« Seine Rechte strich die ewige Haarsträhne aus dem Gesicht - eine Verlegenheitsgeste diesmal. Statt einer Antwort nickte ich nur.
    »Warum möchtest du mich dabei haben...?«
    Diese Frage hatte ich mir auch gestellt. Immer wieder. Und viele Antworten darauf gefunden. Zum einen wollte ich einfach nicht allein dabei sein. Und was war da logischer, als jenen Menschen zu fragen, der mit Daniele verbunden gewesen war wie kein zweiter? Zum anderen war da aber auch die vage Hoffnung, dass es gut für ihn sein könnte. Irgendein gordischer Knoten in ihm drin musste noch zerschlagen werden. Da war ich sicher. Vielleicht war es ja diese Reise, die das vermochte. Ich wusste es nicht, aber ich sah eine Chance darin.
    »Ich wäre froh über deine Gesellschaft...«, antwortete ich ihm, wohl wissend, dass er nach diesem Satz nur schwer nein sagen konnte.
    »Hast du nicht Angst, dass das ziemlich riskant ist?«
    »Etwas. Aber ich sehe keinen anderen Weg, diese ganze Sache abzuschließen. Was, wenn es da noch mehr Danieles gibt, in dieser Schule? Das kann doch gut sein...«
    »Da hast du wahrscheinlich recht...«
    »Und darum muss ich dort hin. Ganz gleich ob du mich begleitest, oder nicht!«
    Er musste nicht mehr antworten. Schon an seinem Blick konnte ich erkennen, dass ich gewonnen hatte...
    ·
    »Ricasoli hier ... Ich habe ihre Nachricht erhalten. Ihr Ruf ist ihnen ja vorausgeeilt... Ich sage nur - Locatelli...« Ein trockenes Lachen, das auf meinem alten, analogen Anrufbeantworter leicht verzerrt rüberkam. Es war spät am Vormittag, und ich war gerade dabei, ein paar Sachen wie Caffè, Cornettos, mit Pudding gefüllte Blätterteigtaschen und eine frische Packung Menthol-Zigaretten für ein kleines, feines Frühstück zusammenzustellen.
    »...Mit dem Material, das sie haben, ist nicht viel anzufangen. Das wissen sie sicher selbst, aber wenn sie mehr bieten können, wäre ich vielleicht interessiert. Wenn sie möchten, treffen wir uns...«
    Es folgte eine Mobilnummer, sowie ein grober Zeitplan der kommenden zwei Wochen, wann und wo Carlo Ricasoli am besten einen Augenblick seiner kostbaren Zeit erübrigen konnte. Immerhin - eine Reaktion.
    Das Treffen sollte auf seine Bitte hin, unter vier Augen stattfinden. Ich folgte diesem Wunsch nur ungern, aber gut...
    Der Plan sah vor, den Filmemacher schon am kommenden Tag gegen dreizehn Uhr im Zentrum Milanos, in der Via Borgospesso, zu treffen, um dort mit ihm zu speisen. Er fand es wohl ganz witzig, sich mit mir in seinem Lieblingsrestaurant blicken zu lassen.
    ·
    Das dem so war, ja, das Ricasoli mich im Vorfeld offensichtlich sogar angekündigt hatte, bestätigte sich für mich beim Betreten des Restaurants.
    Denn mein Erscheinen sorgte für noch mehr Aufsehen, als es üblicherweise der Fall war. Unser Tisch wurde mit großem Trara doppelt und dreifach geprüft, und entgegen der üblichen Praxis kam der Maître persönlich zu uns an den Tisch, um die Empfehlungen des Tages anzupreisen.
    Ricasoli freute sich diebisch über den Erfolg unseres Auftritts, mir ging es auf die Nerven.
    Überhaupt - Ricasoli: Ich mochte den Typen nicht besonders. Zu selbstverliebt, zu fahrig und zu pekig.
    Es klingt vielleicht hart, aber dieser Mann ekelte mich an. Seine Eigenart, das Essen ohne zu kauen durch seinen Mund wandern zu lassen, die gewisse Gier, mit der er

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