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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Stunde nach unserem letzten 'Workout', was mich ungewollt hart aus meiner wohlig-weichen Wattewolke bugsierte, 'Peng', auf die Bretter der Realitäten.
    »...Arbeitet er heute?«
    »Ich weiß nicht wo er ist!«, antwortete ich flach, mir dabei bewusst werdend, dass das ja stimmte. Ich wusste es einfach nicht.
    »Oh - mein letzter Stand war...«
    »Ja...«, wiegelte ich ab, »...kam alles sehr plötzlich...«
    »Was ist passiert?« Plötzlich saß Fabio mir im Schneidersitz gegenüber und betrachtete mich mit einer Mischung aus Interesse und Neugier. »Hattet ihr Krach?«
    »'Krach' würde ich es nicht gerade nennen. Im Grunde war es ziemlich 'leise' zwischen uns...« Und dann begann ich damit, ihm all die Entwicklungen und Ereignisse der letzten Wochen mal aus meiner Sicht zu erzählen. Denn mir war klar, dass ich ein anderes, vielschichtigeres Bild zeichnen konnte, als es Matteo, das ABC oder auch Chip am Telefon vermocht hätten. Und vermutlich auch eins, das ihn verletzen würde, denn ich hatte mir vorgenommen, ganz ehrlich zu ihm zu sein...

20.

    »Trink erst mal was...« Jack stand hinter der Bar, hantierte mit einer Flasche Hochprozentigem, schenkte zwei Gläser voll und schob mir eins davon über den Tresen. »Ich denke, das wirst du brauchen.«
    »Jack, es ist halb zwei - und ich muss noch fahren...«
    » Trink!«
    Also trank ich...
    Zwei Tage nach Fabios Rückkehr war das...
    Dem vorausgegangen, hatte ich mir während einer überstürzten Spider-Talfahrt immer wieder die quälende Frage gestellt, was wohl passiert sein mochte, die letzten 48 Stunden.
    Zum einen war Shiro nicht zu erreichen...
    Fabio hatte mich zuvor absolut fassungslos mit Szenarien konfrontiert, die mich als komplett ignoranten Vollidioten dastehen ließen.
    »Ja, bist du denn irre, Luca? Wo soll er denn hin?«, lautete sein immer wiederkehrender Vorwurf. »...Doch wohl nicht in seine alte Wohnung, oder was? Mann, die riecht nach Tod, Luca.«
    Da hatte er natürlich Recht. Das ging nicht. Undenkbar.
    »Und ins L'amo? Wo er diesem Adriano-Raoul jederzeit über den Weg laufen kann? Das ist doch Irrsinn!«
    Keinen Moment hatte ich daran gedacht, war viel zu beschäftigt gewesen, mit mir selbst, mal wieder.
    Und nun? All meine Versuche, Shiro über Handy, Mail und SMS zu erreichen, waren bislang ins Leere gelaufen. Panik in Kombination mit verdammt schlechtem Gewissen ist eine ganz fiese Mischung!
    Dann Jacks Anruf: »Luca, du musst kommen, sofort!«
    »Ist was mit Shiro?«
    » Hä - Nein, wieso? Egal. Du findest mich im L'amo...«
    »Jack, es ist...«
    Da hatte er schon aufgelegt.
    Nun also ein Drink am Mittag...
    »Ich hatte ja was versprochen...«, erinnerte mich Jack im diffusen Licht der Theke. Da merkte ich ihm an, dass er mehr als ein Glas intus hatte.
    »Ja gut, und?« Für so was war jetzt nun echt keine Zeit.
    Einen Moment lang ließ Jack seinen Blick zur Decke wandern, so, als könne er durch sie hindurchsehen, aber dann gab er mir durch eine Kopfbewegung zu verstehen, dass ich ihm folgen sollte.
    Wie schon einmal, durchquerten wir das Büro des L'amo, um auf diesem Weg ins Treppenhaus und so in die darüber gelegene Wohnung zu gelangen.
    Jack schwieg. Es gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. Ein Jack ohne Worte verhieß nichts Gutes.
    Die fand er wieder, als wir vor dem gedämmten Zimmer haltmachten.
    »Es ergibt jetzt alles einen Sinn!«, sagte er nur, und dann öffnete er leise die Tür...
    ·
    Immer wieder in meinem Leben habe ich mir die Frage gestellt, wie weit ich wohl gehen würde, jemandem etwas anzutun. Einem, der es verdient hat, versteht sich.
    Jack hatte diese Frage nun für sich beantwortet.
    Für sich und für uns...
    ·
    Es war dunkel...
    Adriano alias Raoul saß zusammengesunken auf dem hölzernen Stuhl, die Arme und Beine mit Klebeband fixiert, so dass er nicht runterrutschen konnte. Er war nackt. Und er bewegte sich nicht.
    »Was ist... mit ihm...«, fragte ich tonlos.
    »Er ist okay.«
    Sofort war mir der beißende Geruch von Kot und Urin aufgefallen, und nachdem sich meine Augen an das trübe Licht gewöhnt hatten, erkannte ich, dass Jack auch nichts unternommen hatte, daran irgendetwas zu ändern.
    »Angst...«, erklärte er nüchtern, meinem Blick folgend. »Er hat vor lauter Angst den Stuhl zugeschissen.«
    Jack fischte eine schmale Taschenlampe aus seiner Hosentasche, ging zu Raoul, zog seinen Kopf an den Haaren nach hinten und leuchtete ihm direkt ins Gesicht. »Komm her...«, forderte er mich auf, und als

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