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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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selbst, geht davon aus, dass 'Ele ihm diesen miesen Mist in völliger Umnachtung zugefügt haben muss, durchgeknallt wie der kleine Ritzer eh schon ist. Raoul konnte sich so gut wie sicher sein, dass Shiros Vertrauen in 'Ele nachhaltig zerstört war. Na, und dann springt er ihm zur Seite, als der rettende L'amo-Mitarbeiter, den er nach außen schon immer verkörpert hatte - und übernimmt das Geschäft.«
    »Das ist wirklich mies...«, bestätigte ich.
    »Ist es, allerdings! Und das ist noch nicht mal der Gipfel. Denn Flachpfeiffe Pius mit seinem Schlägertrupp geht ebenfalls auf Raouls Konto. Das ist wirklich ziemlich mies.« Jack kramte unruhig in seiner Tasche und zog schließlich ein Päckchen Menthol-Zigaretten hervor. »Bitte sag, dass du Feuer hast!«
    Ich hatte, und sofort nach dem ersten Zug merkte ich, wie die Anspannung etwas nachließ. Jack erging es ähnlich. Gierig inhalierte er mit geschlossenen Augen den minzigen Rauch.
    »Na, und dann kommst du plötzlich auf die grandiose Idee, mich ins Spiel zu bringen und mir die Leitung für den Schuppen zu übertragen.«, fuhr er fort. »Das ging natürlich gar nicht, weil ich, neugierig wie ich nun mal bin, gleich damit begonnen hatte, alles im L'amo ausgiebig zu inspizieren. Also musste er umdenken. Na ja, das Ergebnis kennst du...«
    »Tut mir Leid...«
    »Och...«, sagte er mit aufflammendem Funkeln im Blick. »...Wir hatten durchaus unsere delikaten Momente...«
    Nun, wenn er es so sehen konnte...
    »Eines muss man ihm lassen...«, bemerkte Jack nicht ohne Respekt, »Er kann blitzschnell agieren. Kaum verändert sich die Situation - Peng - passt er seine Pläne den gegebenen Umständen an. Und du hast ja gesehen mit welcher Rasanz ich seinem Charme erlegen war.«
    »In der Tat!«
    »Beachtlich, oder?«
    »Da hast du Recht...«
    »Mich gleich dermaßen einwickeln zu lassen, das ist sonst nicht so meine Art!«
    »Sicher nicht...«
    »Ich bin sonst nicht so...«
    »Jaaa Jack... bitte...«
    Er nickte, ein wenig entrückt. »Okay - also weiter im Text. Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Was ist damals in Catanzaro geschehen?«, wollte ich jetzt endlich wissen.
    »Gut - Catanzaro also!« Sein Blick verdüsterte sich wieder. »Vorweg dies: Für die Vorfälle dort trägt Raoul nur bedingt Verantwortung. Das macht es jedoch nicht besser. Okay, Catanzaro. Du warst ja dort und hast einen groben Einblick in die Strukturen dieses Klosterinternats, San sowieso...«
    »San Noicola!«
    »Richtig, San Noicola... bekommen.«
    »Ich denke schon...«
    »Nun, 'Ele ist ja auf Order seiner Eltern dort interniert worden und, dank guter Kontakte, entgegen der üblichen Praxis mitten im Schuljahr.«
    Ich nickte. Soweit deckten sich unsere Geschichten.
    »Nun - dass 'Ele mitten im Schuljahr dort auftauchte schaffte Raum für Spekulationen. Schnell war die Info rum, dass es die kleine 'Drecksau' gern mit Jungen macht. Hatten die meisten dadurch einfach nur ihr hausgemachtes Prüderie-Problem und den einen oder anderen feuchten Traum, gab es auch eine kleine Gruppe, die diesen Umstand zu nutzen wusste. Und zwar radikal.«
    »Was heißt...?«
    »Sie haben ihn sich vorgenommen.«
    Es war die Antwort, die ich erwartet hatte.
    »Sie hatten ja nichts zu befürchten...«, führte Jack weiter aus. »Es war sonnenklar, dass Daniele das nicht melden konnte. Wie denn auch? Wer würde ihm , der Internats-Schwuchtel, denn überhaupt glauben schenken? Es waren vier...«, sagte er nun leiser, »...Und wann immer ihnen danach war, zitierten oder zerrten sie Daniele auf den Dachboden, ins dortige Matratzenlager, wo sie... taten, was sie... wollten...« Jack nahm einen tiefen Zug. Ich tat es ihm gleich.
    »Und Raoul?«
    »Das ist das verrückte! Raoul beteiligte sich nicht an den Vergewaltigungen, nicht aktiv zumindest...«
    »Das glaubst du ihm?«
    »Ja, das tue ich, denn sein Part in der Geschichte ist nicht minder grässlich!«
    »Weil...?«
    »Weil er derweil seine Drogen an ihm austestete«. Jack schluckte trocken.
    »Während die einen ihn auf althergebrachte Weise schändeten, tat Raoul es auf die synthetische. Was kann man da noch sagen...«
    Ich wusste es nicht.
    »Erschreckend ist...«, ergänzte Jack, »...dass 'Ele in Raoul eine Art Heilsbringer sah. Raoul missbrauchte ihn nicht, also war er ein 'Guter'. Und er gab ihm sogar was, dass ihn seine Qualen zum Teil besser ertragen ließ. Da stilisierte sich der Peiniger plötzlich zum Heiligen. Vor allem, nachdem das feine Quartett der

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