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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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einen leeren Tisch vor. Unser Kellner bestätigte mir dann, dass sich mein 'asiatischer Begleiter' ein Taxi habe rufen lassen. Die Rechnung sei beglichen.
    Zunächst fand ich seine Haltung einfach nur undankbar.
    Wer hatte ihn denn aufgenommen, sich um ihn gekümmert, ihn gepflegt, ihm zugehört, sich gesorgt und letztlich auch wieder ein Stück Klarheit in sein Leben zurück gebracht? Das war doch ich gewesen, oder irrte ich mich da?
    Doch je weiter der Tag voranschritt, um so deprimierter fühlte ich mich. Wie konnte er mich einfach so zurücklassen, ohne ein Wort - ich hatte so sehr gehofft, dass wir im guten, als Freunde, auseinandergehen würden und nicht so, auf diese Weise...
    »Wir werden nun also jemanden einstellen müssen...«, streute Chip Salz in meine Wunde. Sie klang ernüchtert. Verziehen hatte sie mir offensichtlich noch nicht. Und wahrscheinlich machte sie mich jetzt auch noch für die überstürzte Abreise Shiros verantwortlich.
    »Da hatte ich dir doch eh freie Hand gegeben...«, pampte ich zurück. »Warum also tust du nichts in diese Richtung...«
    »Vielleicht, weil ich hier nicht für das Zahlen der Gehälter zuständig bin, Boss! «
    Jetzt reichte es. »Wenn ich hier schon der Boss bin...«, zischte ich gefährlich leise, »...dann tu doch verdammt noch mal einfach das, was ich dir gesagt habe. Also kümmere dich um neues Personal, VERSTANDEN?!«
    Für einen Sekundenbruchteil starrte Chip mich an, als überlege sie, mir ihr Messer in meinen Leib zu rammen. Dann knallte sie es jedoch auf die Arbeitsplatte, feuerte ihre Mütze in die Ecke und verließ türeknallend die Küche.
    Na klasse. Schon die Zweite an einem Tag, die mich im Stich ließ. Nur zu, ich wartete auf mehr! Ich hatte es satt, aber so richtig...
    ·
    »Na? Der Klarheit ein Stückchen näher?«, fragte mich Matteo wenig später mit seinem rauen Lachen, welches in jenem Moment erstarb, als ich mich zu ihm umdrehte. »Ich dachte nur, weil...«, setzte er an, zeigte durchs Fenster nach draußen, überlegte es sich jedoch anders und verließ rasch und ohne ein weiteres Wort den Empfangsbereich.
    »Warte!«, rief ich versöhnlich hinter ihm her, und tatsächlich blieb er stehen, um zu hören, was ich zu sagen hatte. »Hat Shiro sich bei dir verabschiedet?«, fragte ich so freundlich wie möglich.
    »Das hat er! Bei allen hat er das getan. Bei dir nicht?« Ratlos blickte er in mein aufgewühltes Gesicht. »Aber du wolltest doch, dass er geht - oder habe ich da was falsch verstanden?«
    »Nein, nein, schon richtig. Nur nicht so...«
    »Wie war denn 'so' ?«
    »So unschön...«, erklärte ich. »So, als ob ich ihn rausgeworfen hätte. Das Gefühl gibt er mir...«
    »Ja, aber - Luca, ist es denn nicht auch ein bisschen so etwas wie ein Rausschmiss gewesen?« Matteo schien irritiert, verstand einfach nicht, was ich ihm sagen wollte.
    »Ich hatte gehofft, dass wir uns freundschaftlich von einander trennen!«, versuchte ich es weiter.
    Da lächelte Matteo. Ich denke, dass dir das geglückt ist. Shiro wirkte jedenfalls kein bisschen aufgebracht oder ärgerlich. Er war eigentlich wie immer...«
    Das wiederum irritierte mich...
    ·
    Ich erkenne relativ schnell, wenn ich im Unrecht bin.
    An diesem Tag war das nicht anders.
    Nach einigem Suchen fand ich Chip heulend beim Holzschuppen, hinter dem sie sich versteckt hatte.
    »Es tut mir so leid...«, sagte ich hilflos, mit hängenden Armen. Ich stand einfach nur so da und wusste nicht, was ich tun sollte.
    »Mir doch auch...«, schluchzte sie, erleichtert darüber, dass ich sie gefunden hatte. »...Es ist einfach so viel, die letzte Zeit...«
    Ich setzte mich neben sie, auf die alte Holzbank, nahm sie behutsam in den Arm, und wir sahen über die Baumwipfel hinweg, ins Tal hinab.
    »Ich kümmere mich sofort um Ersatz...«. Sie klang nun etwas gefestigter. Ich schüttelte mit dem Kopf. » Du fährst jetzt erstmal nach hause und nimmst dir für heute Abend frei.« Ich strich eine Träne aus ihrem verheulten Gesicht.«...Das sage ich jetzt als Boss, okay? Und morgen setzen wir uns zusammen, reden über alles und finden eine Lösung. Wie findest du das?«
    Da nickte sie, und ich wusste, dass das Eis gebrochen war.
    Na Gott sei dank...
    ·
    Zwei Tage später, am frühen Nachmittag, traf Fabio ein.
    Gianfrancos abgehalfterter VW-Bus ratterte fröhlich dauerhupend die Einfahrt hinab, so dass sich ein stattliches Aufgebot an Begrüßungskomitee auf dem Hof versammelt hatte. Danach flog mir mein Fabio mit

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