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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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sexuellen Obsessionen allein überdrüssig wurde.«
    »Das Bügeleisen!«
    »Wenn es mal nur das Bügeleisen gewesen wäre...«
    »Ich möchte nicht mehr wissen«, sagte ich kaum hörbar.
    »Vielmehr gibt es nicht zu wissen...«
    »Eins doch noch...«
    »Ja?«
    »Wie hast du das alles aus ihm rausbekommen.«
    Aber Jack schüttelte mit dem Kopf. Dann stand er auf, um sich einen weiteren Drink einzuschenken...
    ·
    Hinter Mignanego lenkte ich den Wagen in eine Nothalte-Bucht. Mir war schlecht geworden.
    Jack hatte Bilder in meinen Kopf gepflanzt. Bilder, die ich nie wieder loswerden würde, so intensiv, so unglaublich massiv, so schmerzhaft waren sie. Und nicht nur jene, die aus Worten bestanden. Auch Raoul, wie er da zusammengesunken auf seinem Stuhl saß, in seinem Dreck, weggetreten zwar, aber präsent, mit all dem Gestank - ich würde ihn nicht vergessen können.
    Doch 'Eles Hölle raubte mir den Atem, so wie sie ihm seinen Verstand geraubt hatte.
    Alles fügte sich nun zusammen, zu einem Bild mit immenser Kraft. Krankmachend.
    Ich stieg aus dem Wagen, schlug den Fellkragen meiner Jacke schützend nach oben, trat an den Rand der Serpentinenstraße und übergab mich.
    Nach ein paar Minuten ging es wieder einigermaßen. Ich atmete tief durch, lehnte mich gegen meinen Wagen und sah ins Tal hinab.
    Da unten, da lag Genova, da war das Meer, das L'amo, Jack, der Hafen mit der 'Isabella' und Luis darauf, Fabios Familie, Luisa mit ihrem 'Carciofi'. Pius lebte dort und irgendwo jetzt vielleicht sogar Shiro. Wenn ich den Blick nach rechts richtete, konnte ich erahnen, wo ich Renzo finden würde. Sah ich hingegen leicht nach links, so zwischen Bologna und Firenze hindurch, dann träfe ich irgendwann auf Fano, auf meine Kindheit, meine Träume...
    Mein Verstand setzte seine Schutzmechanismen in Gang. Er trug mich weg, von den frischen, harten Bildern, hin zu vertrauten, tröstlichen, auf sicheres Terraint. Er half mir, sorgte dafür, dass ich auch noch die restliche Strecke hinauf auf meinen Berg schaffen würde. Mein Verstand half mir und tat genau das, zudem 'Eles irgendwann nicht mehr in der Lage gewesen war: Ihn zu beschützen.
    ·
    Bei meiner Rückkehr wurde ich sofort von Fabio abgefangen, der bereits mit Ungeduld auf mich gewartet hatte.
    »Mann, bist du blass...«, waren seine ersten Worte, und: »Ich mach dir erst mal nen Tee!«, das, was dann folgte.
    Schließlich landeten wir, in Decken gehüllt, auf der Küchenterrasse, und ich berichtete von meinem Treffen mit Jack. Obwohl mir eigentlich eher nach 'Bett' und 'verkriechen' zumute war, schien es die richtige Idee zu sein. Mein Auge konnte, wie schon auf der Rückfahrt, ins Weite fliehen, während ich von den beklemmenden eingefangenen Bildern in mir erzählte, das war gut so.
    »Ich habe einen Blick in die Hölle geworfen...«, sagte ich, wissend darum, wie pathetisch das klingen musste, aber Fabio nickte nur. Vor uns standen zwei Becher stark gesüßter Schwarztee - dazu Schweizer Mandelkuchen.
    »Und nun...?«, fragte er schließlich. »Was kommt nun?«
    »Jack hat vor, die Carabinieri einzuschalten. Allein das mit den Drogen würde ausreichen, ihn auf Jahre wegzuschließen.«
    »Aber reicht dir das?«
    »Nein - und Jack auch nicht!«
    »Nur, wie wollt ihr ihn dann dran kriegen? Wo sind die Beweise?«
    »Die Idee ist, Raoul ein Angebot zu machen: Packt er aus, über das, was da in Catanzaro gelaufen ist, und liefert er die vier Typen dort ans Messer - dann verschwinden die Drogen aus dem L'amo.«
    »Ja, aber... damit wäre er ja völlig raus aus der Sache. Ich meine - alleine was er Shiro angetan hat...«
    » Völlig - stimmt nicht! Da sind immer noch die Drogen, die er im Internat vertickt hat, dann die Tagebücher von 'Ele und was die 'Shiro-Sache' angeht - tja, ein vollständiges Geständnis dazu haben wir jedenfalls von ihm. Dafür hat Jack gesorgt.«
    »Wow!« Fabio zeigte sich beeindruckt. »Ja, überhaupt, Jack! Kriegt der nicht Ärger? Ich meine, so wie du das beschreibst, hat er Raoul ziemlich... ja...«
    »Er meint, das sei sein Problem...«
    »Das ist... echt nett... von ihm!«
    Irgendwie war es das tatsächlich, und zum ersten Mal, seit ich Jack kannte, machte ich mir wirklich Sorgen um ihn, denn ich hatte keine Ahnung, welche Konsequenzen da auf ihn zukamen.
    »Wieso eigentlich 'Raoul'...?«, fragte Fabio wenig später. Wir hatten eine Weile geschwiegen, den Blick einfach ins Tal geschickt und nur so dagesessen.
    »...Er hätte doch die ganze Zeit

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