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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Tisch.
    »Lammragout mit Paprika. Mir ist heute nicht so nach Fisch.«
    Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Ein paar Laternen spiegelten sich auf der glatten Wasseroberfläche, ansonsten war der See in Dunkelheit getaucht.
    »Shiro...«, begann ich zögerlich, »...In ein paar Tagen kommt Fabio zurück.«
    Seine Reaktion zeigte mir, dass er verstand. Sein gerade noch helles Lächeln war ebenso verschwunden wie das Blitzen in den Augen, welches ich so sehr bei ihm mochte. Er lehnte sich zurück und sah mich abwartend an.
    Ich seufzte. »Uns war doch Beiden klar, dass es nach Catanzaro nicht ewig so weitergehen konnte, oder...?«
    Shiro hob die Schultern. »Dieser Berg hat mir noch nie Glück gebracht...«, sagte er zu meiner Überraschung. »Warum sollte sich daran etwas geändert haben...«
    »Wie kommst du darauf, dass der Berg etwas damit zu tun hat, wie ich fühle?«
    »Weil es so ist, Luca! Am Meer waren wir glücklich zusammen. In Fano, in Genova, in Ravenna, sogar in Catanzaro... Aber kaum bist du auf diesem Berg, da klappt es nicht mehr mit uns. Der Berg verschluckt dich...«
    Nun musste ich lachen. Es war unfreiwillig komisch, was Shiro da von sich gab, und er schien tatsächlich zu glauben, was er sagte.
    »Darf ich mal daran erinnern, wer sich hier von wem getrennt hat!«
    »Nein Luca, das ist so nicht richtig.«, korrigierte er mich. »Ich hätte damals nur etwas Zeit gebraucht, um mein Leben zu ordnen. Das habe ich dir auch so gesagt, aber du hast es nicht verstehen wollen.«
    »Du hast dich damals für 'Ele entschieden!«, widersprach ich lauter als gewollt. Seine Verdrehung der Tatsachen ging mir langsam auf die Nerven.
    »Das stimmt so nicht. Ich hatte überhaupt keine Entscheidung getroffen! Das konnte ich gar nicht, weil ich immer noch bei dir war. Und das wusstest du eigentlich auch. Ich hatte es dir gesagt!« Er schloss für einen Moment die Augen, ehe er mich direkt ansah. »Es ist das alte Spiel, Luca. Dass ich zu 'Ele gestanden habe, war doch keine Entscheidung gegen dich!« Er schüttelte traurig den Kopf. »Aber das hast du wirklich nie verstanden!«
    Ich schwieg für einen Moment. Was redete der da? Es war doch damals alles eindeutig gewesen. Glasklar! Aber irgend etwas in meiner Erinnerung musste ihm auch Recht geben. Aus seiner Sicht war es wahrscheinlich, wie er es sagte. Aber ich hatte das alles doch nicht nur missverstanden. Eine Ahnung bahnte sich ihren Weg...
    »Ja, aber wie hätte das denn funktionieren sollen...?«, fragte ich schließlich verwirrt. »Du, und ich, und Daniele...«
    »Und wieder denkst du in eingefahrenen Bahnen...« Jetzt war er es, der genervt klang. »Denkst du jetzt an einen 'Dreier', oder was? Mein Gott Luca! Als Daniele damals zu mir kam, da war er wie ein aus dem Nest gefallener Vogel. Ich habe ihm Unterschlupf, was zu Essen und etwas von meiner Zeit gegeben. Und ich musste schnell anfangen, mich vor ihm zu schützen, denn er hatte keine Selbstkontrolle mehr...«
    Kontrolle . 'Kannst du sie für mich übernehmen?' Sofort erinnerte ich mich an das Flehen Danieles, seinen wirren Ausdruck, als er mich dies fragte.
    »Es ging mir doch überhaupt nicht darum, eine Beziehung oder so was zu ihm aufzubauen...«, fuhr Shiro unbeirrt fort. »...Es ging nur darum, für ihn da zu sein. So, wie du es die letzten Wochen für ihn warst. Nur darum...«
    »Warum hast du denn nichts gesagt?«, fragte ich fassungslos. »Du hättest doch einfach was sagen können...«
    »Ich habe alles gesagt, Luca. Und nicht nur einmal. Du hast es nur nicht hören wollen, oder einfach nicht verstanden. Du hattest deine eigene Wahrheit... was weiß ich...«
    Ich schwieg betroffen, fand einfach keine Worte, die in diesem Moment gepasst hätten. Die Ahnung wuchs zu einer Befürchtung...
    Einen Moment saßen wir beide nur so da, wie betäubt, unfähig einen Ausweg aus dieser Situation zu finden, doch irgendwann war es Shiro, der sein Glas griff und auffordernd gegen das meine stieß.
    »Komm...« sagte er mit einem kleinen traurigen Lächeln, »...lass uns jetzt Abschied feiern!«
    Da schüttelte ich mit dem Kopf, stand einfach auf und verließ den Tisch...
    ·
    Am kommenden Morgen war Shiro verschwunden.
    Die Schränke in Fabios Zimmer waren geleert, das Badezimmer von persönlichen Dingen befreit. Später erfuhr ich, dass Beppo ihn noch am selben Abend zum Bahnhof nach Busalla gebracht hatte.
    Im Grunde überraschte mich das nicht, denn schon in der Locanda am Lago fand ich nach etwa 20 Minuten

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