Der Herzberuehrer
einem »Yippiiie...« um den Hals, bedeckte mich stürmisch mit Küssen und ließ mich erst wieder los, nachdem er mir das Versprechen abgerungen hatte, die kommenden Stunden ganz ihm zu widmen.
»Der bestellte Wein...«, verkündete er stolz, öffnete mit Schwung die Schiebetür des Wagens und zeigte auf eine stattliche Anzahl Kisten, die sich darin stapelten.
Ich wich einen Schritt zurück, denn dem Bus entströmte ein Geruch, der weder was mit Wein, noch mit anderen netten Dingen zu tun haben konnte.
»Na ja. Wir haben darin gelebt...«, erklärte Fabio mit einem Schulterzucken, während Gianfanco ihm sein Gepäck und die Weinkisten anreichte.
»Nichts gegen meine 'Gianna'...« , drohte es freundlich aus dem Wageninneren.
Später dann, nach einem kurzen, herzhaften Snack, in dessen Verlauf ein kräftiges Landbrot, eine umbrische Hirsch-Salami sowie ein französischer Camembert niedergemacht worden waren, begab sich Gianfanco mit seinem olfaktorischen Artefakt weiter auf den Weg zu seinem 'Nachhause' und überließ uns ganz der Wiedersehensfreude.
Die war vor allem von Fabios Seite unbändig, und ich fragte mich recht bald nach dem - wieso?«
Auch ich war glücklich, ihn wieder in meine Arme schließen zu können, genoss seine Nähe und - nach einem ausgiebigen Schaumbad - auch seinen Duft, aber es handelte sich eben um Wiedersehensfreude. Sein Zustand jedoch driftete schon ins Euphorische ab, und das war neu für mich.
»Das kommt daher...«, erklärte er mir später im Bett, »...dass ich mir Wahnsinns-Sorgen um dich gemacht habe.«. Dabei strich er spielerisch über meine Brust. »...Egal, wen ich am Telefon hatte, deinen Großvater, das ABC oder die Küche, jedes Mal waren es schlimme Neuigkeiten.«
»Ich wusste nichts von deinen Anrufen!«, gab ich betroffen zurück.
Er rollte sich lachend auf meinen Bauch, setzte sich dann rittlings auf und sah mir tief in mein Auge. »Wie hättest du wohl reagiert, wenn ich mich wie eine Glucke alle naselang bei dir gemeldet hätte?«
Stimmt! Das hätte mir nicht gefallen, da hatte er Recht.
»Ich wusste, dass ich dich in Ruhe lassen muss. Da bist du einfach so. Also hab ich über Umwege herausgefunden, was ich wissen wollte. Und es hat doch super geklappt!« Er strahlte mich an. »Ich hab dich nicht genervt, du hattest dein Ding und ich war halbwegs informiert. Ja, und als du dich dann endlich gemeldet hast, da war ich überglücklich. Damit musst du jetzt allerdings klarkommen...«
Ich strich durch sein rabenschwarzes Haar, dessen Länge mir zeigte, wie viel Zeit seit unserem letzten Zusammensein vergangen war. Nach dem Bad stand es wirr nach allen Seiten, und man konnte richtig hineingreifen und daran ziehen, wenn man wollte.
Fast wie bei Shiro...
»Ich hab dir also gefehlt?«
»Ja glaubst du, wochenlang mit Gianfanco in einem stinkenden Bus zu leben, ist eine Alternative zu dem hier? « Seine Hand fuhr einen Bogen durch den Raum.
»Ah soo, es war dir zu unbequem...«
»Quatsch!«, lachte er. »Die Küche war's! Mir hat das gute Essen gefehlt!« Ein Kuss landete auf meinen Lippen, ein leidenschaftlicher. » Natürlich hast du mir gefehlt, Luca! Schon nach einer Woche.«
Und dann ließ er mich spüren, wie sehr...
·
Sex funktionierte bei Shiro auf eine subtile, ja, fast surreale Art, sodass man sich ungewollt gerne mal in Filmfantasien von David Lynch wiederfand. Mit Fabio hingegen landete man automatisch in einem Frühwerk Walt Disneys.
Shiro ließ Zärtlichkeit zum Spiel mit den Sinnen werden, Schmerz zur zuckersüßen Offenbarung, Lust zu einem Drachen mit vier Köpfen.
Fabios Stil entsprach eher dem eines wilden, doch geschmeidigen Tanzes, einer Choreografie, welche Körper und Geist unweigerlich in einen wirklich rasanten Rhythmus versetzte.
Ließ diese Technik vor dem inneren Auge nur noch grelle Farbspiele zu, so entstanden bei Shiro meist sehr konkrete, fantastische, oft verstörende Bilder.
Und meine Position? Nun - beim einen war ich wohl so etwas wie der Schwert-bewehrte Drachentöter, beim anderen eine Mischung aus Turn-Matte und heißgeliebtem Sparring-Partner.
Nach all diesen Wochen tat es unglaublich gut, mal wieder genau dieser Sparring-Partner sein zu dürfen, oder meinetwegen auch die Turn-Matte, denn was danach blieb, war einfach nur ein angenehm leichtes, 'durchtrainiertes' Gefühl. Und genau das konnte ich ganz gut gebrauchen, nach all diesen Wochen.
»Wo steckt eigentlich Shiro...?«, fragte mich Fabio etwa eine halbe
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