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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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ich zögernd einen Schritt näher trat: »Sieh ihm in die Augen! Siehst du - er ist okay.« Tatsächlich reagierten seine Pupillen auf das grelle Licht, verzögert zwar, doch sie zogen sich zusammen.
    »Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte ich fassungslos, während Jack Raouls Kopf einfach wieder nach vorne fallen ließ.
    »Ich hab ihn seine eigene Scheiße fressen lassen...« Und dann, auf meinen entsetzten Blick, »...Neiiin, nicht soo - komm mit...«.
    Also folgte ich ihm...
    ·
    Die L'amo-Wohnung bestand aus vier eher kleinen, erstaunlich hellen Zimmern, sowie einer schmalen Küche mit französischem Balkon. Ein winziges Badezimmer wurde durch ein blindes, querstehendes Klappfenster über das Treppenhaus belüftet. Bis auf einen Raum, in dem sich ein fieses knall-blaues Kunstledersofa mit zwei Sesseln befand, waren die Zimmer mit Vorräten, Werkzeugen und abgelegtem Inventar zugestellt. Das wusste ich ja bereits. Aber nun sah ich es mit anderem Auge - mit besorgtem.
    Im mittleren der Zimmer hievte Jack zwei gewichtige Kisten auf einen daneben stehenden Glastisch und zog eine dritte, identische nach vorne, so dass man sie öffnen konnte.
    »Das meine ich mit 'seinem Scheiß'!«, sagte er erklärend, während er mit beiden Händen in die Kiste tauchte. Zum Vorschein kamen Beutel und Glasröhrchen, die mit unterschiedlichsten Tabletten und Kapseln angefüllt waren. Daneben gab es aber auch gefaltete Briefchen, irgendwelche Aluminiumstreifen und getönte Flaschen, die flüssige Substanzen enthielten. Eine davon ergriff Jack und hielt sie mir vor die Nase.
    »Das ist es, was ich ihm verpasst habe...«, sagte Jack sachlich. »Übrigens dasselbe, was Shiro hier zu Anfang geplättet hat.«
    KO-Tropfen, las ich - und begriff.
    »Danach ist das Erinnerungsvermögen wie ausgelöscht. Das ist völlig normal. Total-Amnesie gehört zum Programm. Kein Wunder also, dass Shiro sich an nichts erinnern konnte.«
    »Aber warum das Ganze?«
    »Das, Luca, ist eine lange Geschichte. Soll ich sie dir erzählen oder das kranke Arschloch nebenan? Der kann das, wenn er soll!« Er grinste böse in Richtung Kammer
    Ich bevorzugte Jacks Variante...
    ·
    »Du fragst - ich antworte!«, bestimmte Jack, während er uns einen Caffè brühte. Ich hatte aus einer Bar um die Ecke zwei Panini besorgt, eine Übersprunghandlung vermutlich, denn eigentlich hatte ich überhaupt keinen Appetit.
    Als Jack sich mit den Getränken zu mir in eine der tiefroten Ledernischen setzte, hatte sein Gesicht einen fast schon schmerzhaften Ausdruck, den ich so nicht von ihm kannte.
    »Warum hat er das mit Shiro gemacht?«, platzte es aus mir heraus, einfach, weil dies die alles entscheidende Frage für mich war. Immer und immer wieder hatte ich sie mir vergeblich gestellt.
    »Er wollte verhindern, dass er auffliegt, und - er wollte 'Ele schaden.«
    Einen Moment ließ er seine Worte auf mich wirken, dann lächelte er das erste Mal seit meiner Ankunft. Ein bemühtes Lächeln. »Was wir bislang nicht wussten ist, dass Shiro kurz vor seinem Verschwinden sowas wie eine umfassende Inventur fürs L'amo geplant hatte. Keine schlechte Idee eigentlich, wäre da nicht Raouls florierender Drogenhandel gewesen. Der hatte jetzt nämlich Probleme. Zum einen, das Risiko aufzufliegen, vor allem aber, nicht mehr fristgerecht liefern und abnehmen zu können. Shiros Vorhaben musste er also unter allen Umständen verhindern.«
    »Und da kam er auf die Idee, ihn einfach so wegzuschließen?«
    »Viel subtiler. Denn es gab ein drittes, unkalkulierbares Risiko: 'Ele nämlich. Den hatte er zwar unter seiner Kontrolle, aber bei dem durchgeknallten Pfifferling konnte man sich ja nie sicher sein...«
    »Unter Kontrolle?«
    »Raoul befahl, 'Ele sprang. Das hat mit Catanzaro zu tun. Und mit Unaussprechlichem, das den Knaben dort hat irre werden lassen, aber dazu später. Shiro musste also gestoppt werden, ebenso wie 'Ele - warum also nicht beides verbinden?«
    Einen Moment pausierte Jack, nahm einen kleinen Bissen von seinem Panino und fuhr dann etwas leiser fort. »Raoul setzt also Shiro schachmatt. Mit diesen KO-Tropfen ist das keine große Sache. Ab in den Drink - basta. Dann schafft er ihn in bekanntes Terrain und beginnt - das ist das perfide - ihm Kopien von 'Eles Bügel-Verletzungen zuzufügen. Soweit klar?«
    Ich nickte betroffen.
    »Und sein Plan geht auf. Nach gut drei Wochen kippt er den fix und fertigen Shiro bei dir in der Auffahrt ab. Das Ergebnis: Alle Welt, vor allem aber Shiro

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