Der Herzberuehrer
über als Adriano auftreten können«
»Nee, das wäre schief gegangen!. Als Adriano hat er zum Beispiel Daniele damals zu mir auf den Berg geschickt. Mit etwas Glück hätte ich das sofort herausgefunden, und dann? Ich wär sofort misstrauisch geworden!. Und als Adriano war er eben auch in Catanzaro bekannt. Da hätte man nur eins und eins zusammenzählen müssen. Aber einen Raoul gab es dort nicht...« Ich trank einen kleinen Schluck Tee, genoss die extreme Süße, die sanfte Wärme, die meinen Hals hinabrann. »Pius und seine Schnappschüsse - die hatte er übersehen. Das war unser Glück! Alle anderen Spuren waren schon von ihm beseitigt worden...«
Fabio schüttelte betroffen den Kopf. »Und wie hat er Ele dann schließlich hier gefunden?«
»Er hat ihn damals in Catanzaro einfach gefragt, wo er hin will, so simpel war das,
denn 'Ele sah ja nur das 'Gute' in Raoul, dem 'Retter'. Also hat er ihm bereitwillig von seinen Plänen erzählt. Raoul ist sogar soweit gegangen, dass er ihm geholfen hat, Shiro übers Internet ausfindig zu machen«
»Und dann setzt sich dieser Arsch in Bewegung und bringt zu Ende, was sie zu fünft nicht geschafft haben...?«
»Am Anfang war Raoul einfach nur neugierig. Aber dann stellte er fest, dass seine Macht über Daniele ungebrochen war, und das faszinierte ihn. Also fing er an, im L'amo zu arbeiten. Und irgendwann war ihm klar geworden, dass genau dieser Laden der ideale Umschlagplatz für sein Drogengeschäft sein könnte. Also fing er an, das auszubauen und Ele, wie früher schon, als Test-Dummy für seinen Stoff zu benutzen.«
»Er hat ihn auf dem Gewissen...«, sagte Fabio entschieden. Und da fing ich an, in anderen Bahnen zu denken. Denn so hatte ich das noch gar nicht gesehen...
·
»Ricasoli hier! Ich habe ihre Nachricht erhalten«
»Sehr gut! Ich habe jetzt, was sie brauchen.«
»Oh, sieh an. Damit habe ich, ehrlich gesagt, nicht mehr gerechnet. Und? Ist es hieb- und stichfest?«
»Ich denke ja.«
»Was genau haben sie?«
»Bandaufnahmen, ein Geständnis... Die ganze Geschichte...«
»Ein Geständnis? Schriftlich?«
»Schriftlich und auf Band. Sie bekommen beides, in Kopie«
»Das Internat...?«
»Auch! Aber nicht nur...«
»Klingt interessant!«
»Ist es auch...«
»Wie verbleiben wir?«
»Sie essen doch gerne gut... Also schlage ich vor - bei mir, wenn es ihnen passt.«
»Fein, abgemacht!«
»Abgemacht!«
·
Es war später Abend, die Küche mittlerweile verwaist. Doch die lockenden Düfte, die in ihr entstanden waren, hingen noch in der Luft, wo sie sich wie üblich zu diesem ganz eigenen Aroma zusammentaten. Fein...
Ich saß am Tisch, im Dunkel, die Füße ausgestreckt, ein Glas Roten vor mir und sah wie so häufig in der letzten Zeit durch die Sprossen-Glastür in die klare Nacht hinaus.
Ich schlief mal wieder nur sporadisch in der letzten Zeit. Ob es an zu viel Alkohol oder meinem Innenleben lag - ich wusste es nicht. Wahrscheinlich an einer Mischung aus beidem.
Wunderte mich das wirklich?
Ich fühlte mich einsam und überfordert zugleich. Ich sehnte mich so sehr nach Ruhe...
Doch zumindest war das Gefühl der Einsamkeit verschwunden.
Ich spürte mich in dieser Nacht. Das erste Mal seit langer Zeit. Und da musste ich wieder an Daniele denken. 'Spürst du dich eigentlich manchmal' , hatte er mich damals gefragt und mir daraufhin die 'Kontrolle' anvertraut.
Ja, ich spürte mich! Die Einsamkeit war verschwunden. Sie hatte mir Platz gemacht.
Ich spürte mich!
In meinem Glas befand sich ein Brunello, ein wirklich großer Wein. Tisch fünf hatte zwei Flaschen davon geordert, nach anderthalb aber die Segel gestrichen.
Dann kam mir eine Idee.
Ich stand auf, holte aus der Kühlung einen Strang Rinderfilet, schnitt ein Tournedo aus der gekappten Spitze und heizte der Pfanne ein. Nun gesellte sich zu der kalt-blauen Nacht das warm-blaue Licht der Gasflamme, die verheißungsvoll unter dem Gusseisen hervorleckte. Etwas Butterschmalz, ganz wenig. Das Steak sollte die Pfanne nur küssen, ich liebte es roh. Dann, im richtigen Moment ein zischender Schuss Vin Santo, etwas Zitronenabrieb, eiskalte Butter - va bene...
Es war das mit Abstand beste, was ich mir seit langer Zeit hatte zukommen lassen. Der Brunello, das Filet, diese Nacht und ich...
Gut gemacht!
·
Shiros Mail erreichte mich am darauffolgenden Morgen.
Ciao, Luca!
Und danke für deine Nachrichten. Mir geht es gut. Was du über Raoul oder Adriano Chipillio und 'Ele schreibst - es tut
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