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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Restaurants in Fano. Warum macht sie es nicht dort? Ich würde ja kommen.« Meine Augen folgten wie magisch seiner Kaubewegung, die das Amarettini in seinem Mund umherwandern ließen. Ich verlor mich etwas in diesem Bild...
    »Ist dir das wirklich nicht klar?«
    »Eh, nein! Natürlich nicht!«
    »Sie macht es deinetwegen...«. Nun lächelte er über meinen entgeisterten Gesichtsausdruck.
    »Du sollst es der ganzen Bagage noch mal so richtig zeigen. Ich bin ganz sicher, dass das der eigentliche Grund ist.«
    Und da konnte er vielleicht Recht haben.
    Mein Renzo...
    ·
    Als sich die Dunkelheit über die Täler und Berghänge des Apennin legte, kurvte ich bereits die Serpentinen zum 'Luro' hinauf. Das Gespräch mit Renzo war gut verlaufen. Es hatte mir aber auch gezeigt, dass wohl tatsächlich kein Weg daran vorbeiführen würde, die Hochzeit bei mir stattfinden zu lassen. Die Beziehung zu Rebecca aufs Spiel zu setzen, kam nicht in Frage. Es lief also alles auf eine Zusage hinaus.
    Was sich auf der Rückfahrt aber auch immer mehr in den Vordergrund schob, war der Termin mit Daniele. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung was mich wohl erwarten würde und je mehr ich mich fantasievollen Spekulationen hingab, desto größer wurde meine Befürchtung, dass ich mich da auf etwas heikles eingelassen hatte.
    Außerdem gab es da noch etwas, das mich beunruhigte. Ich dachte immer häufiger an Shiro. Gut, so abwegig war das nicht, angesichts der Situation. Aber mit diesen Gedanken ging auch ein wenig so etwas wie ein Sehnen einher. Jenes, das ich für besiegt gehalten hatte.
    Womöglich wurden nicht alle Wunden durch die Zeit geheilt.
    Die ganz tiefen, die blieben scheinbar und konnten wieder aufreißen...
    ·
    Das L'amo aufzusuchen fiel mir nicht leicht.
    Zu lebendig waren noch die Erinnerung an meinen letzten Besuch dort, Bilder und Eindrücke, die ich nur zu gerne vergessen wollte.
    Aber das gelang mir nicht.
    Da es Danieles Idee gewesen war, uns im L'amo zu treffen, war ich mir sicher, dass er dies mit einkalkuliert hatte, bei seinem Vorschlag. Er wusste ganz genau, wie schwer es mir fallen musste, mich darauf einzulassen.
    Doch nun hatte ich zugesagt, also los...
    Es war später Vormittag, und es erwartete mich genau das, was man zu erwarten hatte, um diese Zeit: Eine vor Dreck starre Nachtbar, in der es nach kalter Asche und abgestandenem Bier roch.
    Das Interieur war seit meinem letzten Besuch nicht erneuert worden. Es war nur deutlich abgenutzter, was im nüchternen Schein der hellen Deckenlampen vermutlich schäbiger wirkte als bei Nacht, in der ein ausgeklügeltes Lichtsystem Ledermobiliar, Theke und Spiegel in spektrale Farbspiele tauchte.
    Daniele lächelte als er mich sah, wir waren alleine. Er stand hinter dem Tresen und schickte sich offenbar an, uns einen Caffè zuzubereiten.
    »Pünktlich...«, bemerkte er anerkennend. »Cappuccino?«
    Ich nickte und setzte mich auf einen der Barhocker, ihm gegenüber. Er sah sehr gut aus, kein bisschen müde, obwohl er wahrscheinlich die ganze Nacht durchgearbeitet hatte. Mit routinierten Bewegungen schäumte er die Milch auf und füllte gekonnt die Tassen vor sich.
    »Als ich hierher kam...«, erzählte er dabei im Plauderton, »...da hatte ich noch überhaupt keine Ahnung von Gastronomie«. Er lächelte wieder, als er eine Tasse vor mir abstellte und die Milchschaumhaube schwungvoll mit Kakao bestäubte.
    »Ich war völlig unbedarft, was das anging...«
    Ich erwiderte nichts, beobachtete ihn nur.
    »...Wie auch? Ich war völlig fernab vom Leben, bis dahin...« Er rührte versonnen in seinem Caffè und blickte neugierig in meine Augen, immer im Wechsel. «...Isoliert, nennt man das, weißt du...?«
    »Aha, hm, hm... ich würd` gerne zur Sache kommen, wenn’s dir recht ist. Du kannst dir sicher vorstellen, dass dein... tja, Besuch... schon Fragen aufgeworfen hat?«
    »Ich hab dich verwirrt...?«
    »Nun ja...«
    »...Beängstigt vielleicht...?«
    »Das nun nicht...«
    »Aber irritiert?«
    Ich nickte, innerlich mehr und mehr mit der Frage beschäftigt, wo dieses Pingpong-Spiel hinführen sollte.
    »Das war mir im Nachhinein dann auch klar.«, gab er zu. »Ungeschickt von mir...«
    »Aber wohl nicht ganz unbeabsichtigt, oder? So, wie dieser Treffpunkt hier...«
    »Hier hat alles angefangen...«, holte er aus und ließ seinen Blick versonnen durch den Raum wandern. «...Hier sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Erinnerst du dich?«
    Natürlich erinnerte ich mich daran.
    »Es

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