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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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erschien mir als eine gute Idee. Hier sind wir ungestört, und...« er unterbrach sich, als er mein Gesicht sah. »...Nein! Keine gute Idee...!« Sein Gesicht spiegelte Enttäuschung wider, »...Voll daneben, nicht wahr...?«
    »Egal, kommen wir zur Sache, bitte.«
    Daniele nickte ergeben.
    «Zur Sache also... Gar nicht so einfach für mich. Wo beginnen...«
    So langsam wurde ich dem überdrüssig.
    »Was ist zwischen dir und Shiro vorgefallen?«, fragte ich direkt.
    »Shiro, ja. Ja sicher, sicher, vorgefallen ... Guter Einstieg überhaupt. Shiro!«
    Er schloss für einen Moment die Augen, dann lächelte er und zog mit einem Ruck sein T-Shirt hoch.
    »Siehst du das...?« Er deutete auf einen breiten Streifen vernarbter Haut unter seiner rechten Brust. »...Dass hab ich Shiro zu verdanken, oder dies hier...«. Eine ähnlich hässliche Verletzung, seitlich an der Taille zog sich bis zum Rücken. »Ich habe fünf davon. Und verantwortlich dafür ist Shiro.«
    »Das ist nicht wahr!«, sagte ich ohne nachzudenken, einfach weil mir völlig klar war, dass das nicht stimmen konnte. Andere zu verletzen widersprach ihm in jeder Hinsicht.
    »Ist aber so...«, fuhr Daniele unbeirrt fort. »Glaub mir ruhig. Hast du schon mal eine Woche in Dunkelheit verbracht? In absoluter Schwärze. Kein Tag, keine Nacht, alles ist gleich...« Wieder machte es den Eindruck, als blicke er versonnen in sein Innerstes. »...Auch Shiro!«
    Dann schien er sich zu fangen, den Gedanken mit einer Handbewegung wegzuwischen, und ein einladendes Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht. »Es gibt unterschiedliche Formen der Züchtigung, der Ordnung, der Austreibung...«. Sein Lächeln wurde breiter, und seine Augen wanderten wieder zwischen den meinen hin und her. »Ich habe sie alle kennen gelernt. Und keine davon hat nicht weh getan. Glaub mir...«
    »Was hat Shiro damit zu tun...«, fragte ich verunsichert. »...Und wovon redest du überhaupt?«
    »Halt zu mir...«, äffte Daniele plötzlich Shiros Stimme nach. »...lass dich nicht kleinkriegen. Vertrau mir...«. Nun veränderte sich sein Gesicht. Ich konnte Wut, aber auch Trauer darin erkennen.
    »Und was hat er getan? Verpisst hat er sich!«. Seine Hand ballte sich unbemerkt zur Faust. »...Und ich? Na ja, ich habe ihm vertraut. Ich hab zu ihm gestanden. Ich hab mich nicht verbiegen lassen. Auch nicht, als sie drohten, mich... mir... Sollten sie doch. Ich hielt zu Shiro! So wie er zu mir...«
    Seine Hand strich über die Tischplatte und verpasste nur knapp die Kaffeetassen. »...Hab ihm einfach... vertraut...«
    Ich erwiderte nichts, aber ich spürte, dass er kein Theater abzog. Das war echt, was er mir da bot, und dieser Erkenntnis folgte eine vage Ahnung, worum es hier eigentlich ging.
    »Weißt du, was sie mit einem wie uns machen, wenn sie uns verändern wollen?«, fragte er fast weich.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sag es mir...«
    »Sie treiben es dir aus!«. Er nickte zu sich selbst. »Sie bekämpfen Feuer mit Feuer, den Teufel mit Beelzebub, und sie haben...«. Er unterbrach sich kurz, warf mir eine Packung Zigaretten hin und steckte sich selbst eine an. »...Sie haben einen Irrsinns Spaß dabei. Ich erzähle es dir, weil ich weiß, dass du mich verstehst...«
    »Wie kommst du darauf...?«, fragte ich dünn.
    »...Weil du dich gegen sie gestellt hast. Du glaubst nicht an sie, und dafür...«. Er zog tief an seiner Zigarette, »...dafür hassen sie dich...«
    »Sie haben es dir... ausgetrieben...? Was haben sie dir ausgetrieben?«, fragte ich vorsichtig. Daniele nickte, und wieder huschte sein Lächeln über die Lippen.
    »Es mir ausgetrieben, ja. Glauben sie...«, sein Grinsen wurde breiter, »...Aber das stimmt natürlich nicht! Sie haben mich nicht untergekriegt. Wie ich es Shiro versprochen hatte...«.
    »Das, das ist gut...«, sagte ich wenig überzeugend.
    »Das ist es...«, bestätigte er nickend
    »Aber... dir muss doch klar sein, dass Shiro für das, was du erlebt hast, keine Schuld trägt. Sie haben ihn damals genauso weggeschickt wie dich...«.
    »Wo er sich zu dir ins Bett gelegt hat...«.
    »So war das nicht...« Doch ich verstand seine Verbitterung.
    »War es nicht?« Seine Augenbrauen wanderten fragend in die Höhe und er sah mich irritiert an. »Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber noch im selben Sommer, in dem wir getrennt wurden, seid ihr zusammengekommen.«
    Da hatte er Recht.
    »Ja, aber...«
    »Weißt du, in all der Zeit, hatte ich ein Bild vor Augen, das mich stark

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