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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Dass er das alles getan hat... mit dir?«, fragte ich schließlich, obwohl ich seine Antwort schon kannte.
    Shiro nickte schwach und sah traurig an sich herunter.
    »Damit wir uns gleichen...«, sagte er kaum hörbar, und ich schloss die Augen, denn irgendwie passte dieses Bild nur zu gut...
    ·
    Die Zubereitung von Tauben erfordert Fingerspitzengefühl.
    Zumindest wenn man sie nicht einfach nur als Arrosto Misto servieren will.
    Bei uns Zuhause wurden sie traditionell getrüffelt, was ihnen den Titel 'Tauben in Trauer' eingebracht hatte. Die unterirdischen Pilze mit dem überirdischen Aroma wurden in Scheiben von passabler Dicke unter die Haut der Vögel geschoben. Es war eines der Lieblingsrezepte meines Vaters. Daher oblag es meist ihm, sie zuzubereiten.
    Auch ich hatte mich immer wieder daran versucht, sie so zart und delikat hinzubekommen wie er, aber es gelang mir nicht. Es fehlte der Kick.
    Fein und saftig gerieten sie mir, das war nicht das Problem, doch der Schliff im Geschmack wollte mir einfach nicht glücken.
    An sich sollte schon allein die Kombination der intensiven Aromen von Taube und Trüffel ein faszinierendes Ergebnis kreieren, aber es brauchte noch etwas zur Perfektion. Eine Frische-Komponente, auf die ich einfach nicht kam.
    Warum ich das alles erzähle? Weil dieser Tag so einer war, an dem mich das beschäftigte. Immer und immer wieder kreisten meine Gedanken um dieses Gericht und seine perfekte Zubereitung.
    Ich lag auf meinem Bett, starrte an die Decke und sinnierte über das Geheimnis der Trüffeltauben. Der Grund war simpel - es lenkte mich von dunkleren Gedanken ab.
    Die Tauben in Trauer waren da das perfekte Mittel.
    Denn alles war besser, als immer und immer wieder über Daniele und Shiro nachzudenken. Die düstere Abgründe, die damit verbunden waren, sprengten meine Vorstellungskraft. Oder - alternativ dazu: Rebeccas bevorstehende Hochzeit. Allein wenn ich damit begann, mir auszumalen, dass meine Familie hier einfallen würde, ob es mir nun passte oder nicht...
    Ich brauchte also die Tauben in dieser Zeit, denn sie bildeten für mich den notwendigen Schutz für all die anderen Gedanken, die in meinem Kopf Schlange standen.
    Zu allem Überfluss hatte sich noch Fabio angekündigt: Die Produktion, für die er zur Zeit arbeite, lege unerwartet eine zweiwöchige Drehpause ein - so seine Mail - und er freue sich irrsinnig, diese Zeit hier oben mit mir zu verbringen.
    Das fehlte gerade noch, und so bat ich ihn eindringlich, sich was anderes einfallen zu lassen - so sehr ich mich auch freuen würde. Es ginge einfach nicht. Die Gründe dafür ließ ich allerdinhgs unerwähnt. Ich wusste, er würde dafür...
    BERGAMOTTE!!!
    ...Das war es! Natürlich! Ein unwiderstehliches Aroma landete sanft und präsent auf den Geschmacksrezeptoren meiner im Hirn befindlichen Zunge und bestätigte tatsächlich, wonach ich all die Jahre gesucht hatte.
    Es musste sich um Bergamotte handeln.
    Mist!
    Damit war mir eines meiner besten Hilfsmittel einfach so entglitten. Für immer.
    Was blieb, waren die düsteren Gedanken.
    Und ein köstliches Rezept...

4.

    Shiro sollte sich rasch erholen, ganz wie Dr. Cattagio prophezeit hatte. Die Vitaminpräparate und Stärkungsmittel sprachen an. Dies wurde dann noch durch die Küche des Lauros ergänzt. Und auch die Verletzungen, die bei seiner 'Ankunft' sorgfältiger Behandlung bedurft hatten, heilten zusehends und verloren so an Dramatik.
    Doch was die innere Verfassung anging - auch da hatte der Arzt Recht behalten - brauchte es unendlich viel Geduld sowie Zuwendung. Dafür war ich allerdings eindeutig nicht der Richtige.
    Ich wollte es auch gar nicht sein.
    Es ging mir alles selbst viel zu nah.
    Doch ich steckte schon zu tief drin, in diesem Konstrukt, als das ich die Chance bekommen hätte, mich irgendwann einfach so rauszuhalten.
    Das zeigte mir beispielsweise Danieles Anruf am nächsten Morgen.
    »...Er ist bei dir? Ich hatte eigentlich erwartet, du rufst mich dann an...«
    Von seiner Seite aus hatte ich mich nicht an mein Versprechen gehalten.
    »...Das hätte ich sicher auch noch getan, wenn Shiro damit einverstanden gewesen wäre...«, antwortete ich daher mit, wie ich hoffte, beruhigendem Unterton. »Aber ist dir eigentlich klar, was du ihm angetan hast...?«
    » Was meinst du, Luca...?«
    Ich wollte ihn nicht verärgern. Dafür war ich viel zu interessiert daran, was wirklich zwischen den beiden vorgefallen war.
    »Shiro behauptet, dass du es warst, der... das mit

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