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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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meine Einspruchsklausel könnte er so ziemlich alles machen, was er will.«
    Jack nickte. »Als Wiedergutmachung quasi!«.
    Ich hatte ihm die ganze Geschichte erzählt.
    »Genau. Und irgendwie kann ich ihn ja auch verstehen, auf seine Weise...«
    »...Auf seine irrsinnig irre Weise, schon klar, ja?...« Er betrachtete mich zweifelnd. »Das Dingdong in seinem Kopf ist kaputt, Luca, nicht wahr? Dass weißt du schon...?«
    »Er ist neben der Spur, jaa...«
    »Neben der Spur? Wenn du den schüttelst, macht es Geräusche. Herrjee, die Witzpille gehört einkassiert, aber pronto. Und das ist es, was ihr auch im Auge behalten solltet, du und Shiro.« Er trank einen großen Schluck und betrachtete mich mit einer wechselnden Mischung aus Ratlosigkeit und Faszination.
    »Ach ja... Shiro...«, fuhr er dann fort, beugte sich ganz weit zu mir, seine Stimme gesenkt, »...Wie frisch ist der nun eigentlich...?«
    »Darum fänd ich es ja gut, wenn du dich breitschlagen ließest, und im L'amo...«
    »Verstehe...«
    »Fein...«
    Die Frage blieb vorerst offen.
    ·
    Unangenehmerweise rückte das Treffen mit Daniele ebenso unausweichlich näher, wie der aufgeschobene Besuch meiner ungeduldig mit den Hufen scharrenden Schwester. Ich hatte ziemlich schnell eingesehen, dass es keinen Sinn machte, ihr Kommen länger herauszuzögern. Also verabredeten wir als Zeitpunkt das erste Wochenende nach meinem Urlaub.
    Natürlich freute ich mich auch auf sie. Sehr sogar, aber die Konsequenzen, die ihr Besuch mit sich brachte, passten mir nach wie vor nicht. Darüber würde ich mit ihr reden müssen.
    Spätestens nach dem Anruf meines Großvaters wurde das zur Gewissheit.
    Matteo und ich, wir hatten selten Kontakt, obwohl eine Nähe zwischen uns bestand, wie sie in unserer Familie sonst kaum zu finden war. Aber am Telefon klappte es nicht so zwischen uns. Für diese Magie mussten wir uns schon Auge in Auge gegenüber stehen können. Also war es eine Überraschung für mich, ihn plötzlich in der Leitung zu haben.
    Das Gespräch verlief wie gewohnt hölzern, doch was er mir mitteilte, kam überdeutlich bei mir an: ich müsse mich vor dem unerwarteten Enthusiasmus meiner Schwester schützen, so Matteo.
    Tatsächlich schien meine ganze Familie völlig überrascht über den Wesenswandel Rebeccas. Wir alle kannten sie bislang als eine Frau, die Verstand und Emotion wie niemand sonst von uns Lauros in Einklang zu bringen wusste.
    Rebecca war die Vernunft in Person. Mit Herz, wohlgemerkt.
    Dieser Sebastian Cabarese musste sie nun so komplett durcheinander gebracht haben, dass sie für meine Sippe nicht mehr wieder zuerkennen war.
    »Denkst du, wir finden es richtig, alle bei dir einzufallen...?« , fragte er mich hörbar entrüstet. » ...Mit Engelszungen haben wir auf sie eingeredet, aber sie rückt einfach nicht von ihrem Vorhaben ab...«
    Ich sagte ihm, dass ich auch nicht wisse, was man da tun kann.
    »...Aber ist Mutter denn überhaupt in der Lage, die Reise hierher anzutreten?«, fragte ich mit plötzlich aufkeimender Hoffnung.
    »Sie ist sogar die Einzige, die dieses Vorhaben unterstützt.« Seine Stimme klang brüchig, » Was soll man da noch machen...«
    Das stimmte. Wenn sich die beiden stärksten Frauen der Familie einig waren, passte kein Blatt Papier zwischen sie.
    » Sieh zu, was du erreichen kannst...« , ermahnte mein Großvater mich. » Und halt mir in jedem Falle ein Zimmer im Erdgeschoss frei, verstehst du!«
    Ich lachte und versicherte ihm, dass das klar ginge. Aber mir war nicht nach lachen zumute. Zwei Frauen würden ihren Spaß haben. Der Rest von uns konnte zusehen, wie er über die Runden kam.
    So ging das einfach nicht.
    Bei aller Liebe...
    ·
    »Irgendwas stimmt doch nicht, oder...?«
    Shiros feine Antennen empfingen immer noch meine Signale. Und er schien zu spüren, wenn mich etwas bedrückte. Jetzt lächelte er mich abwartend aus seinem schmalen Gesicht an und legte das Buch beiseite, indem er zuvor gelesen hatte.
    Also erzählte ich ihm von der bevorstehenden Invasion. Wir saßen unten im Garten, in dem Teil, der für die Gäste nicht zugänglich war. Ich trank Caffè und Shiro einen Kräutertee, den ihm die Küche zubereitet hatte.
    Ich beobachtete, wie er sprach, wie er mit sparsamen Gesten seine Worte unterstrich, und ich bemerkte erleichtert, wie sich die Leere zwischen Knochen und Haut wieder mit Substanz zu füllen begann, der alte Glanz zu Augen und Haaren zurückgefunden hatte, der seidige Schimmer seiner Haut wieder zu

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