Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
erkennen war.
    Ich erkannte ihn wieder. Das war schön.
    »... Vielleicht wird es gar nicht so schlimm, wie du annimmst.«, schürte er Hoffnung.
    »Kann schon sein...«, stimmte ich verhalten zu, »...Aber darauf will ich mich nicht verlassen. Wirklich nicht.«
    »Und wenn du einfach umsiedelst?«
    Ich verstand nicht.
    »Ja! Wenn du der Familie das Lauros überlässt, nur die Feier mitmachst und dir für die Zeit in Casella oder Busalla eine Unterkunft suchst? Den Rest erledigen deine Leute hier.«
    Da war was dran. Die Idee war nicht übel. Zumindest überdenkenswert. Das sagte ich ihm, und er freute sich darüber.
    Es tat gut zu sehen, wie unbeschwert und wohl er sich hier oben im Lauros fühlte. Wie sicher...
    Für einen kurzen Moment schwiegen wir. Mein Blick folgte einem kleinen scheuen Vogel, der in raschen Abständen unsere Olivenbäume nach Früchten absuchte, bevor er sich schließlich über die Mauer hinab ins Tal schwingen ließ. Dichter, wilder Wein beschattete die gepflasterte Terrasse auf der wir saßen. Ein leichter Wind zog am Haus entlang, ein paar welke Blätter folgten ihm. Heile Welt, von außen betrachtet...
    Und doch war es an der Zeit, nun auch ein weniger unverfängliches Thema anzuschneiden, ein heikles...
    Also brachte ich die Sprache aufs L'amo. Und sofort ging eine Veränderung mit Shiro vor. Es war, als zöge er sich innerlich zusammen. Wie in einem Vakuum. Sein Blick wich mir aus, während sein Körper scheinbar den Versuch unternahm, so wenig Oberfläche nach außen zu bieten wie nur möglich.
    Die Leichtigkeit, die er noch einen Moment zuvor ausgestrahlt hatte, war dahin, verflogen.
    »Eins muss dir klar sein...«, gab ich ihm irgendwann bestimmt, aber auch so behutsam wie möglich zu denken. »Wenn du Daniele das L'amo überlässt, wird es besser sein, dass du Genova verlässt. Denn er wird dann hier bleiben und deinen Posten übernehmen. Das ist dir doch klar. Oder?«
    Er nickte, sagte aber nichts dazu.
    »Wenn du dich der Situation aber stellst und ihm gegenüber trittst, gewinnst du wieder die Oberhand. Eine solche Macht hat er nicht... die hat niemand, hörst du...!« Ich sah, dass er mir glauben schenken wollte, es aber einfach nicht konnte.
    »Erinnere dich an Ayumi...«, versuchte ich es weiter. «Erinnere dich daran, wie wütend du auf sie warst, weil sie sich von deinem Vater hat einschüchtern lassen.«
    »Das war anders...«, sagte er leise, und ich hörte so etwas wie Trotz heraus.
    »War es nicht! Es war genauso. Ganz genauso. Aber weil sie stark war, und weil Freunde für sie da waren, hat sie ihm die Stirn geboten, und er hatte das Nachsehen. Erinnerst du dich?«
    Wieder nickte er.
    »Du hast Freunde, Shiro, und du bist stark. Außerdem... du hast dir damals ein Versprechen gegeben... erinnerst du dich?« Jetzt fuhr ich mein stärkstes Geschütz auf, »...Dir und mir. Den Schwur, dass du dir niemals mehr Gewalt antun lassen wirst. Erinnerst du dich daran?«
    »Hat mich ja sehr weit gebracht.«, erwiderte er lahm, aber sein Blick wich mir nicht mehr aus.
    »Ich möchte dir vorschlagen, dass du fürs Erste mir die Leitung fürs L'amo überträgst, kommissarisch. Mehr musst du nicht tun. Ich würde dann Jack bitten, für eine Zeitlang deinen Job zu übernehmen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte er kaum hörbar.
    »Dann wird das L'amo weiter von Daniele geführt. So, wie du es bestimmt hast. Er macht das auch gar nicht so schlecht, scheint mir...«
    »Bist du dir sicher?«
    »Bin ich ...«
    »Du weißt, was er mit mir gemacht hat!«
    »Ehrlich gesagt fällt es mir nach wie vor schwer, das zu glauben, Shiro. Nicht, dass ich dir nicht vertraue...«. Er wich wieder meinem Blick aus. »...Aber es passt irgendwie nicht...«
    » Das wir uns gleichen , will er. Das hat er gesagt. Und sieh mich an...« Demonstrativ zog er sein T-Shirt nach oben, so dass ich seine Verbände sehen konnte.
    »Du sagst aber auch, dass du dich an nichts konkretes erinnerst!«
    »Ja! Aber daran erinnere ich mich. Das wir uns gleichen . Das waren seine Worte.«
    Ich sagte nichts mehr dazu. Shiro hatte seine inneren Türen geschlossen.
    Vielleicht würde mich mein zweiter Besuch im L'amo ja ein Stück weiter bringen. Eigentlich war ich da ganz zuversichtlich. Warum auch nicht. Bislang waren unsere Begegnungen im Großen und Ganzen glimpflich verlaufen. Irgendwie mochten wir uns ja sogar...
    ·
    Dieses Mal präsentierte sich der Club gepflegter als bei meinem letzten Besuch. Das lag einfach daran, dass das

Weitere Kostenlose Bücher