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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Luca...«
    »...‘tschuldigung...« Ich schrak aus meinen Gedanken und widmete mich wieder dem Fleisch, das vor mir auf einem Brett darauf wartete, mit meiner Bergkräuterpaste bestrichen zu werden.
    Alleine schon für dieses Lammcarree lohnte sich der umständliche Weg hier rauf zu uns, ganz gleich bei welchem Wetter, beschloss ich grimmig. Und die Rehkeule erst...
    Diese befand sich unter der sorgsamen Obhut von Sandra, die als Urgestein der hiesigen Bergregion Wildzubereitung mit der Muttermilch eingesogen hatte.
    Dieses Können, gepaart mit der Verfeinerungstaktik Chips, schuf ungemein köstliche Kreationen, die gerade dabei waren, uns einen ganz eigenen ausgezeichneten Ruf am kulinarischen Firmament der Region Genova einzubringen.
    Und das, genau das war es, wovon ich schon immer geträumt hatte. Ein gut laufendes Restaurant, welches für seine Gäste vor allem eines war: Ein Ort, zu dem es sie wie magisch hinzog.
    Von mehr hatte ich nie geträumt. Mehr Raum gab es in meiner Vorstellung auch gar nicht. Und nun war ich auf dem besten Weg dahin, genau das zu erreichen. Ich war nicht nur zufrieden, ich war glücklich damit, wie es jetzt war.

2.

    »Da will dich jemand sprechen...«
    »...Ein Gast?«
    Claudio trank einen großen Schluck von dem Wasser, das auf der Anrichte für den Service zur Verfügung stand, griff sich dann drei servierbereite Teller und hob unschlüssig die Schultern. »...Privat, wenn du mich fragst! Es ist wichtig, sagt er. Hab ihn hier aber noch nie gesehen... Zweimal Lamm, einmal die Barsche, und für die Fünf dreimal die Pappardelle... Hab ihn an Tisch zwölf gesetzt...« Und damit verschwand er wieder durch die Schwingtür, durch die er gekommen war.
    Besuch war etwas seltenes und wenn, dann kündigte er sich in der Regel vorher an. Irritierend...
    Ich legte mein Messer zur Seite und suchte Blickkontakt mit Chip.
    »...Ist schon okay, wir kommen klar. Geh ruhig...«
    Da die meisten Bestellungen draußen oder in Arbeit waren, konnten sie tatsächlich gut auf mich verzichten. Ich warf ihr ein dankbares Lächeln zu, wusch meine Hände und hängte meine Kappe an einen der Haken neben dem Waschbecken.
    Besuch - das war aussergewöhnlich. Also war ich neugierig, wer denn den Weg hier hoch zu mir gefunden hatte und vor allem - warum? Denn klar war: Jeder, mit dem ich rechnen konnte, hätte mit Sicherheit eine andere Tageszeit gewählt. Mit mir traf man sich am besten zum zweiten Frühstück. So war das nun mal.
    Und als ich schließlich Tisch zwölf ansteuerte, half mir auch der Hinterkopf, den ich von weitem sehen konnte, nicht weiter. Männlich, um die zwanzig, gepflegtes glattes hellbraunes Haar, schulterlang – unbekannt.
    Claudio hatte den richtigen Tisch gewählt, denn die Zwölf konnte ich problemlos von der Küche aus erreichen, ohne das Restaurant durchqueren zu müssen. So schlängelte ich mich einfach unerkannt am Geschehen vorbei.
    Als ich mich dem Tisch jedoch näherte, der Hinterkopf mehr und mehr an Kontur gewann, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Ganz diffus. Da war etwas vage bekanntes, nur so eine Ahnung. Aber das, was ich damit verband, verhieß nichts Gutes.
    Das bestätigte sich dann voll und ganz, als ich ihm gegenüber stand.
    »Hallo Luca...«
    Dank meiner Vorahnung fing ich mich sofort wieder.
    »Daniele...«
    Eigentlich kannten wir uns gar nicht. Wir hatten in der Vergangenheit vielleicht gerade mal zwei oder drei belanglose Sätze miteinander gewechselt. Und doch verband ich mit diesem vollendet ebenmäßigen Gesicht, dieser stets eleganten Erscheinung und seiner, ihm ureigenen Anmut, nur üble Erinnerungen und Verlust.
    »Hast du einen Moment für mich?« Er lächelte vorsichtig, als er das fragte, musterte mich aber mit enorm ruhigem Blick.
    Ich setzte mich ihm gegenüber, zögerlich nickend. »Einen Moment, ja. Die Zeit ist ungünstig...«
    »Es ist schön hier...« Sein Blick wanderte sanft durch den Raum auf die Terrasse hinaus, nur eine Spur fahrig, so als suche er nach etwas bestimmten. Ehe ich etwas erwidern konnte, steuerte Claudio auf unseren Tisch zu, servierte Daniele ein Glas Weißwein und wandte sich mit fragendem Blick zu mir.
    »Einen Tomatensaft, scharf angemacht. Chip weiß, wie ich ihn mag...«
    »Wirklich schön...«, setzte Daniele leise nach, ohne Claudio dabei aus den Augen zu lassen, der in Richtung Küche unterwegs war, um mir meinen Wunsch zu erfüllen.
    »Was also willst du hier?«
    »Dich um etwas bitten.«
    Nun war ich erstaunt. Zum

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