Der Herzberuehrer
fuhr Tomaso mich an. Ich hatte Beppo ein Zeichen gegeben, und mich an seiner Stelle vor ihm aufgebaut.
»Ich will wissen, was hier los ist... warum schreist du hier rum?«
»Das geht dich überhaupt nichts an...«
»Tomaso...«, sagte ich in beschwichtigendem Tonfall, um es zumindest versucht zu haben. »...Es ist total früh. Alle sind müde und wollen schlafen. Warum gehst du nicht einfach in dein Bett und machst es genauso.«
»Duu...«, sagte er im Duktus des Volltrunkenen, kam dabei einen bedrohlichen Schritt auf mich zu, bohrte mir seinen rechten Zeigefinger in meine nackte Brust und betrachtete mich abfällig. »...Du hast mir überhaupt nichts zu sagen, dass das mal klar ist. Verstehst du mich...?«
Ich schob seine Hand beiseite, trat einen Schritt zurück und überlegte rasend schnell, was ich tun konnte.
»Giade...?«, rief ich an ihm vorbei »...Was ist los mit ihm? Warum rastet der so aus?«
»Warum ich so ausraste?«
»Ja, Mann! Was ist dein Problem...?«
Nun begann er laut zu lachen, und erleichtert stellte ich fest, dass das gefährliche Aufblitzen in seinen Augen für einen Moment erloschen war.
»Das ich ausraste, hier in deinem tollen Hotel... deinem Luro ... Das gefällt dir nicht, wie? Im Luro ...« Eine Pause folgte, die er scheinbar zum Nachdenken brauchte.
»Das ...Luro und der große Luca Lauro! Du... du... dürftest diesen Namen eigentlich überhaupt nicht tragen... das ist dir doch wohl klar? So wie du bist... du...«
» Wie ist er denn? «
Renzos Stimme durchschnitt kühl die von Tomaso und es war, als wenn inmitten in der Nacht ein heißersehnter Sonnenstrahl auf mich nieder fuhr.
»Meinst du vielleicht, dass er intelligent ist? Das er's zu was gebracht hat? Im Gegensatz zu dir? Nicht so 'ne Lusche, wie du, die nichts gebacken kriegt, na...?«
Was Renzo da tat, war reiner Selbstmord, aber ich liebte ihn in diesem Moment dafür.
»Was hast du denn hier verloren.«, fragte Tomaso stumpf, wie schon bei mir zuvor. Wahrscheinlich war er tatsächlich blau genug, um nicht zu wissen, weshalb wir plötzlich alle auf einmal aufeinander hockten.
»Du hast mich geweckt, du Zyklop. Und jetzt ist es an der Zeit dass du wieder unter deinen Stein kriechst, so sieht's aus...!«
»Weißt... ja weißt du nicht, was das für einer ist...Renzo...?«, fragte Tomaso leicht lallend, fast nach Verständnis suchend und zeigte dabei auf mich.
»...Er hier...« Wieder tippte sein Finger auf meine Brust, »...Mit seinem ...tollen Lu-ro!...Er hat alles kaputt gemacht... Er hat die Familie kaputt gemacht... Mutter...«
»Luca hat überhaupt nichts gemacht...«, fuhr Lorenzo ihn kalt an »...Das habt ihr euch alles selbst zuzuschreiben, ihr, in eurer Engstirnigkeit, Dummheit, Neid zerfressen und armselig...«
So langsam war es an der Zeit, dass er aufhörte, fand ich, aber gleichzeitig wurde mir klar, dass Renzo gerade erst dabei war, sich einzuschießen. Ich wurde hier Zeuge einer Abrechnung, die sich über all die Jahre hin dermaßen aufgestaut hatte, dass sie nun nicht mehr zu stoppen war. Das spürte nicht nur ich, das spürten alle, die diesem Schauspiel beiwohnten, Tomaso vielleicht mal ausgenommen. Es knisterte fast vor Spannung.
»Er hatte alle Möglichkeiten...«, fuhr Tomaso unbeirrt fort, dabei leicht schwankend, immer noch auf mich zeigend. »...und er hat uns alle mit Füßen getreten. Er hätte das D’Agosta groß rausbringen können. Wir alle wussten das... Wir hatten ihn aufgebaut ...unterstützt...«
»Ausgenutzt! So war‘s! Die rangezüchtete Kochmaschine hat hingeworfen! Ja und? Habt ihr euch selbst zuzuschreiben!«
»Er ist pervers...«, klagte Tomaso schließlich stumpf, als sei damit abschließend alles erklärt.
»Ach...« Nun lächelte Renzo still, sichtlich zufrieden über die eingeschlagene Richtung. » Das ist es also...?« Er ging langsam auf unseren Bruder zu.
»Du findest also, dass Luca hier - wie nennst du's - pervers - ist? Wie kommt’s? Weil er mit Männern ins Bett geht? Ist es das ?«
Tomaso blickte sich überrascht um, suchte scheinbar nach so etwas wie Bestätigung in den Gesichtern der anderen und hob schließlich fragend die Schultern. »Ja, na klar. Natürlich, was sonst...«
Das Lächeln von Renzo wurde breiter, selbstgefälliger. Und dann trat er einen Schritt auf mich zu, legte lässig seinen Arm um meine Schulter und begann sanft durch mein Haar und über meine nackte Brust bis hinunter zu meinem Gürtel zu streichen. »Meinst du etwa sowas,
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