Der Herzberuehrer
einen kleinen Tod, der sich in diesem Moment in meinem Wagen auf diesem, vom Nebel verhangenen Plateau vollzog.
Renzo liebte mich nicht...
Das war okay, aber er hätte nicht so tun sollen, als ob. Nicht mit mir spielen, mich nicht besitzen wollen...
Mein Zustand dauerte etwa eine halbe Stunde an ...
Danach beruhigte es sich langsam.
Ich war dankbar für den Nebel. Bei klarer Sicht wäre es dazu sicher nicht gekommen. Nicht so.
Nach weiteren zehn Minuten drehte ich den Zündschlüssel und holte meinen Spider ins Leben zurück.
Sowie er mich.
Etwas Strecke wollten wir noch hinter uns lassen, so zwanzig Kilometer, um dann, unsichtbar verändert für die anderen, umzukehren...
·
»Bin ab morgen weg. Ein Dreh am Corbara Staudamm. Da können sie mich gebrauchen!«
Manchmal glaube ich ja, dass Ereignisse tatsächlich ihre Schatten voraus werfen. So wie meine Spider-Tour am Mittag Fabios Ankündigung im Grunde schon vorweggenommen hatte.
»Haben sie sich gemeldet?«, fragte ich halb aus Interesse, obwohl ich mir die Antwort eigentlich schon denken konnte.
Er leerte sein Chinò-Glas mit einem Zug. »...Ich hab angerufen. Und es passte gerade. Die Hochzeit ist vorbei, Luca...« Jetzt lächelte er. »...Du kommst prima ohne mich klar. Außerdem, ich... muss mal wieder anschaffen gehen. Bin pleite...«
Ich verstand ihn. Fabio achtete sehr auf getrennte Kasse. Zwar kam ich für Unterkunft und Essen auf, aber alles andere...
»Schade... ich hatte mich gerade so an dich gewöhnt...«
»Stimmt...« Er strich mir durch mein Haar und gab mir einen flüchtigen Kuss, »Gerade darum...«
»Wirst du lange bleiben?«
»Es ist eine Dokumentation. Also nichts von eben auf jetzt. Vermute schon, dass es seine Zeit brauchen wird. Cervellatis, du verstehst...?«
Mit Cervellatis hatte Fabio schon häufiger zusammengearbeitet. Ein Produzent, der bekannt dafür war, besonders sorgfältige, aber auch langweilige Arbeiten abzuliefern. Ab und zu zeigte Fabio mir Filme, an denen er selbst mitgewirkt hatte. Die von Cervellatis erforderten echt Geduld, fand ich.
Ich würde allein sein, die nächste Zeit. Zumindest im Bett. So sah es aus.
»Sie machen da einen guten Rotwein...«, lenkte ich vom Thema ab. Wenn du einen findest, der dir gefällt, merk dir das Weingut und die Traube, ja? Und bring ein, zwei Flaschen zum Probieren mit, wenn du genug Platz hast...« Ein fieser Wunsch, zog, man in Betracht, dass er mit dem Motorrad fuhr.
Aber er grinste nur. »Kisten, wenn du willst. Gianfranco nimmt mich mit dem Bus mit. Die Ducati bleibt hier...«
Gianfranco also. Na, dann begriff ich so langsam. Die beiden kannten sich noch aus der Zeit ihrer Ausbildung und waren seitdem befreundet. Nun konnte ich auch verstehen, dass er sich auf seinen Auftrag richtig freute. Trotzdem störte es mich fast etwas, dass er sich scheinbar danach sehnte, endlich vom Berg runter, und so von mir wegzukommen. Blödsinniger Gedanke - war mir schon klar - war ich halt blödsinnig...
·
Am kommenden Tag bot ich Fabio an, ihn mit seinem Gepäck nach Genova zu bringen, aber er lehnte ab.
Gianfranco käme, um ihn abzuholen, erklärte er mir. Dieser wolle mal sehen, wie er, Fabio, hier so lebe. Mir war's Recht, so konnte ich den Spider nehmen. Ich wusste, dass Daniele den Wagen mochte, und mein Plan sah vor, dass wir etwas rausfuhren, zu einem kleinen Ort, östlich von Genova.
Der Rest meiner Familie hatte sich daran gewöhnt, dass ich nur sporadisch für sie Zeit fand und ich hoffte, man nahm mir das nicht übel.
Um Anna tat es mir etwas Leid, aber auf der anderen Seite: Sie hatte durch Matteo, Renzo und Giade auch genug Ablenkung.
Ich packte also ein paar Sachen zusammen, die ich vielleicht gebrauchen konnte, suchte CDs raus, von denen ich annahm, dass sie Daniele gefallen könnten und startete gegen Mittag gen Meer.
Meine Idee sah vor, durch Portofino zu bummeln, dort vielleicht etwas zu essen und später noch an einem Strand in der Umgebung Halt zu machen. Ich hatte Sehnsucht nach dem Meer. Portofino war zwar hochtouristisch, aber das hatte auch seinen Grund. Es war einfach einzigartig. Malerisch an einen Hang gebettet, bildete es eine geschützte Bucht, ausgestattet mit einem kleinen Yachthafen, bestückt mit gemütlichen Restaurants und einer Infrastruktur, die allerdings ausschließlich dem Tourismus diente. Ein Paradies für Schneekugelsammler und Nippes-Fans.
Ich hatte mich für Portofino entschieden, weil Daniele in meiner Vorstellung Gefallen
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