Der Herzberuehrer
bisschen...«
Ich verstehe nicht... wer?«
Aber er lächelte nur auf seine einzigartig entrückte Weise. »Ich habe Hunger... Du auch?« Und so machten wir uns auf den Weg, nach Savona...
·
So kommt er mir jetzt nicht davon, dachte ich bei mir und wusste doch - wenn er nicht reden wollte, dann redete er nicht. Also verlief die Fahrt im Spider denn auch wortlos. Im Wechsler lief Synthie Pop der 70er, eine Musiksparte, die mir ab und zu ganz gut gefiel. Ich hatte sie bei Jack kennengelernt.
Die Sonne stand tief und satt über dem Meer und die Klarheit der frischen Luft ließ einen gestochen scharfen Blick über den Horizont zu. Ganz anders als beim üblichen Hitzeflirren in den Sommermonaten.
In Savona angekommen, parkte ich in Hafennähe. Und tatsächlich: So übel war die Stadt gar nicht. Zwar befanden sich in der Peripherie gewaltige Industrieanlagen, ganz genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Näherte man sich jedoch dem Stadtinneren, so war nichts zu spüren. Dazu kam, dass eine eigenartige Ruhe über der Stadt lag. Ganz anders als ich es aus Genova oder Milano gewohnt war. Ich erklärte es mir damit, dass sich der Tourismus in Grenzen hielt. Die meisten befanden sich eben nur auf der Durchreise. Die Fähr-Terminals am Hafen zeigten mir dann auch, dass ich mit meiner Vermutung nicht so falsch lag. Korsika lautete der Zielort der Reisenden, nicht Savona. Und so bummelten wir durch eine angenehm entspannende Stadt, und so etwas wie Gelassenheit überkam mich.
»Es war eine gute Idee von dir...«, sagte ich später, nachdem wir in einem kleinen Restaurant in Hafennähe saßen, unsere Einkäufe der letzten Stunde inspizierten und auf unser Essen warteten. Daniele hatte sich für Polpettone Melanzane entschieden, ich für eine Burridda.
Daniele war ganz in die Betrachtung eines Ledergürtels vertieft, den er einem afrikanischen Straßenhändler abgekauft hatte.
»Irgendwie riecht das Leder anders als italienisches...«, bemerkte er skeptisch, während er ihn mir über den Tisch reichte. Ich wusste mal wieder nicht was er meinte, hatte aber wenig Lust diesen Daniele-Kram zu vertiefen, also nickte ich nur bestätigend. Außerdem war jetzt der richtige Moment um nachzuhaken. Ich hatte mir auf der Fahrt fest vorgenommen, ihn diesmal nicht mit seinen ständigen Themenwechseln durchkommen zu lassen. Er war vielleicht eigenartig, aber dumm war er nicht. Und das, was er da immer wieder mit mir abzog, hatte System. Eine Masche war das, da war ich mir sicher. Doch mittlerweile war ich nicht mehr gewillt, dies mit mir machen zu lassen.
»Wer hat dir damals den Rat gegeben, mich aufzusuchen, Daniele?« fragte ich also direkt, während ich ihm seinen Gürtel zurückgab, und sah mich urplötzlich einem überraschten Gegenüber konfrontiert.
»Wie ich schon sagte...« Seine Augenbrauen wanderten zweifelnd in die Höhe, so als sei ich nicht richtig bei Verstand. »...Adriano war es.«
Nun war es an mir, verblüfft zu sein. Zum einen, da ich nicht wirklich mit einer präzisen Antwort gerechnet hatte, zum anderen, weil mich diese Antwort keinen Zentimeter weiterbrachte.
»Adriano, Aha. Und wer ist dieser Adriano?«
»Na Adriano aus dem L'amo. Du kennst ihn.«
Ich kannte ihn nicht. Aber ich hatte eine Antwort bekommen, und das war ja immerhin schon etwas. Adriano also...
Die Burridda und der Polpettone zoomten uns zurück, in die Gegenwart, und ich muss sagen - ich habe kaum einen besseren Fischeintopf serviert bekommen als diesen, in Savonas Altstadt.
Ich würde wiederkommen...
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Es war ein seltsames Gefühl, das mich beschlich, als ich die Auffahrt hinabfuhr, zwischen den Zypressen meinen Hof erblickte und überall in den Gebäuden das Licht brannte. Mein derzeitiger Lebensmittelpunkt war zwar abgereist, aber dafür hatte sich meine 'alte' Familie in meinem Domizil häuslich eingerichtet.
Ein gutgelaunter Matteo stand, vor sich hinsummend, in der Küche, würfelte Gemüse und schmorte Lamm in einem Gussbräter, der dem Duft nach schon einige Zeit im Ofen verweilte. Giade hatte sich im oberen Aufenthaltsraum zwei Sessel zusammengeschoben, genau da, wo Renzo und Tomaso aneinandergeraten waren und las in irgend einer Illustrierten.
»Falls du Shiro suchst...«, informierte sie mich unaufgefordert, »...Der ist in Busalla und besucht euren herzkranken Koch.« Ich bedankte mich mit einem, wie ich fand, netten Nicken und verzog mich in meinen Trakt. Da wiederum stieß ich auf Anna und Renzo. Die beiden lagen auf
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