Der Herzensbrecher
Mann verpflichtet zu sein als dem Eisenbahnmagnaten. »Eines Tages werde ich Ihnen alles zurückzahlen.«
Zu ihrer Erleichterung fragte er nicht, wie sie das zustande bringen wollte. Statt dessen wiederholte er ungeduldig: »Wo finde ich Randolf?«
»In seiner Bank an der Tenth Street. Oder in seinem Haus an der Washington.«
Er nickte brüsk und ergriff seinen Stetson. In diesem Augenblick hörte sie, wie die Haustür aufschwang, und glättete instinktiv ihr Haar.
»Heather?« rief Winifred Truscott.
»Ja, Winnie, ich bin im Salon. Wir haben Besuch.«
Wenig später eilte eine rundliche, grauhaarige Frau herein, die Wangen von der Kalte gerötet. Bei Sloans Anblick leuchteten ihre Augen auf. »Endlich bist du eingetroffen!«
Wie Heather sich entsann, hatte die Witwe ihn während ihres letzten Besuch in Colorado kennengelernt und danach ein Loblied auf ihn gesungen, fast noch eifriger als Caitlin. Aber auch sie hatte gewisse Informationen verheimlicht.
»Willkommen, mein Lieber!« Mütterlich nahm sie ihn in die Arme und hielt ihm eine Wange hin, die er erstaunlich bereitwillig küsste. »Ich habe bereits von deiner Heldentat heute Nachmittag gehört. Offensichtlich schwärmt die ganze Stadt von dem hübschen Cowboy, der zwei hilflose Damen aus höchster Not gerettet hat. Gut gemacht, mein Junge! Du gleichst deinem Bruder Jake. Kaum kommt er nach St. Louis, sorgt er auch schon für Aufsehen. Da wir gerade von ihm reden - wie geht's seiner Frau und meinem ungeborenen Großneffen?«
»Ausgezeichnet.« Als Sloans Schwägerin erwähnt wurde, nahm sein Gesicht etwas weichere Züge an. »Sie ist rund wie ein Kürbis, obwohl sie ihr Baby erst in zwei Monaten erwartet.«
»Dann ist alles in bester Ordnung. Ryan war bei seiner Geburt auch ziemlich groß.«
Während dieses freimütigen Gesprächs errötete Heather. Aber die alte Dame schien dergleichen ganz natürlich zu finden. »Ach, du ahnst ja nicht, wie ich mich auf deine Hochzeit mit meiner lieben Freundin freue, Sloan! Habt ihr schon Bekanntschaft geschlossen?« Das Schweigen, das dieser Frage folgte, wies auf gewisse atmosphärische Störungen hin, und Winnie räusperte sich diskret. »Oh - Heather hat dir Tee angeboten. Möchtest du dich nicht setzen, Sloan?«
»Ich glaube, Mr. McCord wollte gerade gehen«, mischte Heather sich ein.
»Ja, in der Tat«, stimmte er zu.
Winnie runzelte die Stirn. »Morgen früh findet doch die Hochzeit statt, nicht wahr?«
»Gewiss.« Sloan zwang sich zu einem Lächeln, und die Witwe seufzte erleichtert.
»Wie wunderbar! Alles Weitere müsst ihr mir überlassen.«
»Hoffentlich hast du kein aufwendiges Fest geplant, Winnie.«
»Nein, nein. Um zehn beginnt die Zeremonie, hier in diesem Salon, und danach geben wir einen Frühstücksempfang. Ich habe nur ein paar Freunde eingeladen. Wann fährt der Zug ab?«
»Um eins«, antwortete Sloan.
»Wo wirst du schlafen? Natürlich würde ich dich gern in meinem Haus aufnehmen. Aber es bringt, Unglück, wenn der Bräutigam die Braut unmittelbar vor der Hochzeit sieht.«
»Ich habe mir ein Zimmer im Muleskinner Hotel genommen. Bis morgen.« Er setzte seinen Stetson auf, nickte Winnie zu und gönnte seiner Verlobten kaum einen Blick.
Höflich begleitete sie ihn bis zur Haustür und glaubte, er würde wortlos davoneilen. Aber dann blieb er stehen, die Hand auf der Klinke. »Morgen früh um acht lasse ich Ihr Gepäck holen und zum Bahnhof transportieren.«
Wie kühl, wie geschäftsmäßig ... Ganz anders als der Mann, der sie so leidenschaftlich geküsst und eine unbekannte Sehnsucht geweckt hatte ...
»Gut, meine Koffer werden rechtzeitig bereitstehen.«
Mit einer knappen Verbeugung ging er hinaus. Nur mühsam widerstand sie dem Bedürfnis, die Tür hinter ihm zuzuwerfen. Sie zitterte am ganzen Körper. Vor Wut oder Nervenschwäche? Oder weil sie sich selbst verachtete? Das wusste sie nicht. Die Wirkung, die Sloan McCord auf sie ausübte, konnte sie sich nicht erklären. Warum entfachte ein fremder Mann so heftige Gefühle? Widerstrebend kehrte sie in den Salon zurück und stellte sich der Neugier in Winnies blauen Augen.
Die alte Dame hafte inzwischen den Tee eingeschenkt. Dankbar nahm Heather eine Tasse entgegen und setzte sich zu ihr aufs Sofa. Offenherzig wie eh und je, verkündete Winnie. »Dieser Mann ist einfach wundervoll. Nicht wahr?« Während Heather die Erinnerung an den betörenden Kuss
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