Der Herzensbrecher
Leben in meiner Heimat ist nicht nur mühsam, sondern auch gefährlich. Dort tobt seit Jahren ein Weidekrieg.«
»Caitlin hat eine Fehde erwähnt. Allerdings betonte sie, die Kämpfe seien so gut wie beendet.«
»Hat sie Ihnen erzählt, wie viele. unschuldige Menschen gestorben sind?«
»Sie - sprach von Ihrer Frau.«
Gequält schloss er die Augen, um seine private Hölle zu verbergen. Keine Frau durfte Does Schicksal teilen. Das würde er nicht ertragen. Aber wenn er Miss Ashford heiratete, würde er sie in eine bedrohliche Lage bringen. »So sehr ich es auch bedauere, für ihren Tod bin ich mitverantwortlich«, erklärte er und schaute Heather wieder an. »An meinen Händen klebt Blut.«
Sein Geständnis beunruhigte sie, wenn sie auch bezweifelte, dass er grundlos getötet hatte. Unwillkürlich, betrachtete sie seine rauhen, schwieligen Hände und sah verkrustete rote Striemen. »Ja, in der Tat. Sie wurden verletzt, als Sie die galoppierenden Pferde gezügelt haben, und ich müsste diese Wunden verbinden.«
Besorgt griff sie nach einer seiner Hände, die er ihr sofort entriss.
»Ich brauche kein Kindermädchen - ebensowenig wie eine vornehme Ehefrau.«
Ohne ihren Zorn zu verhehlen, starrte sie ihn an, und er las in ihren schönen goldbraunen Augen, dass sie ihn am liebsten zum Teufel geschickt hätte. Nur ihre gute Erziehung hinderte sie daran.
»Mit Randolf wären Sie viel besser dran, Ma'am, weil er Ihrem Stil entspricht.«
»Bitte, überlassen Sie es mir zu beurteilen, wer zu mir passt .«
Sloan zuckte die breiten Schultern. »Jedenfalls dürften Sie sich an meiner Seite kaum glücklich fühlen.«
Das stimmt wohl, dachte sie. Aber das Glück war ein Traum, den sie sich nicht mehr leisten konnte. Ihre Schulden zwangen sie zu einer Vernunftehe. »Falls Sie nur nach St. Louis gekommen sind, um mir diese Heirat auszureden, tut's mir leid. Ich habe mich nicht anders besonnen. Die Ehe würde uns beiden mehr Vorteile als Nachteile bringen. Und warum sollten wir auf der Grundlage wechselseitigen Respekts und gemeinsamer Ziele keine gute Beziehung aufbauen?«
Dieses Argument gab ihm offenbar zu denken. Dann lächelte er ironisch. »Manche Damen sind romantisch veranlagt. Aber ich habe meine Frau geliebt. Und ich suche keinen Ersatz.«
»Das verstehe ich«, erwiderte sie kühl.
»Außerdem haben wir noch nicht über die körperlichen Aspekte gesprochen.«
Als er ihre Wange berührte, glaubte sie plötzlich, ihr Korsett wäre zu eng geschnürt, und sie schluckte krampfhaft. Noch nie hatte ein Mann solche Gefühle in ihr erweckt. Großer Gott, sie benahm sich genauso wie das alberne Mädchen aus der Kutsche, das beinahe in Ohnmacht gefallen wäre.
»Fürchten Sie sich vor mir?« fragte er leise.
Vielleicht ein bisschen, dachte sie.
»Glauben Sie, ich könnte Ihnen weh tun?«
Langsam schüttelte sie den Kopf. Aus unerfindlichen Gründen wusste sie instinktiv, dass Sloan McCord sie niemals verletzen würde. Wenn er auch gefährlich und sogar ein bisschen unzivilisiert aussah - er schien sein Temperament zu kontrollieren. Und sie hatte beobachtet, wie sehr ihm das Wohl seiner Mitmenschen am Herzen lag. »Ein Mann, der sein Leben riskiert, um den wilden Galopp zweier verschreckter Kutschenpferde aufzuhalten, würde einer wehrlosen Frau gewiss nichts antun.«
»Manchmal trügt der äußere Schein.« In seiner Stimme schwang ein warnender Unterton mit.
Wahrscheinlich wollte er sie auf die Probe stellen. Aber sie ließ sich nicht einschüchtern.
»Ausgerechnet Sie weisen mich darauf hin, Sir? Obwohl Sie mich nach meiner äußeren Erscheinung beurteilen?«
Seine Nähe und sein eindringlicher Blick zerrten an ihren Nerven. »Vielleicht verstehen Sie nicht, was ich andeuten will, Ma'am. Unsere Ehe würde nicht nur auf dem Papier bestehen.«
»Das - ist mir bewußt.«
»Tatsächlich?« Sloan lächelte. »Wissen Sie, dass ich sehr leidenschaftlich bin?«
»Was - meinen Sie?«
»Soll ich offen sein? Ich will mit Ihnen schlafen.«
Das Blut stieg ihr in die Wangen. »Natürlich werde ich meine ehelichen Pflichten erfüllen.«
»Pflichten?« wiederholte er spöttisch. »An einer gefühllosen Ehefrau bin ich nicht interessiert. Die Winternächte in Colorado sind kalt genug. Da brauche ich keinen Eiszapfen in meinem Bett.«Verlegen senkte sie den Kopf. Wäre seine Ma noch am Leben, würde sie ihm das Fell über die Ohren
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