Der Herzensbrecher
»So feine Damen verirren sich nur selten in den Stirrup & Pick. Das letzte Mal war's ein Beschwerdekomitee, das uns Mädchen aus Greenbriar verjagen. wollte. Würden Sie mir verraten, was Sie hierherführt, Caitlin?«
»Wir möchten Sie um einen Gefallen bitten. Sicher wissen Sie, dass Sloan McCord für den Staatssenat kandidiert. Würden Sie ihm helfen?«
»Was? Ich?«
»Sie und Ihre Freundinnen. Wahrscheinlich wollen die meisten Cowboys sowieso für Sloan stimmen. Aber man müsste sie am Wahltag zur Urne schubsen. Und die Bergmänner sollten irgendwie daran gehindert werden, Quinn Lovell zu wählen. Wer könnte sie eher beeinflussen als die Damen, die sie regelmäßig treffen?«
»Also wollen Sie, dass wir den Jungs Ihren Sloan schmackhaft machen?«
»Das würde ihm gewiss helfen«, erklärte Heather. »Glauben Sie, dass Sie's schaffen?«
Grienend entblößte Della eine Zahnlücke. »Schätzchen, wie man einen Mann rumkriegt, weiß ich nur zu gut.«
»Sollen wir auch mit Ihren Freundinnen reden?«
»Um Himmels willen, wenn die so vornehme Damen in einem Bordell sehen, trifft sie der Schlag. Überlassen Sie das lieber nur.«
Mühsam verbarg Heather ihre Verlegenheit. »Vielen Dank, wir wissen Ihre Unterstützung sehr zu schätzen.«
»Keine Ursache«, entgegnete Della und musterte sie anerkennend. »Eins muss man Ihnen wirklich zugestehen - es gehört einiger Mumm dazu, hierherzukommen.« Anzüglich fügte sie hinzu: »Übrigens - seit Sloan wieder verheiratet ist, hab( ich ihn kaum gesehen.«
Caitlin lächelte. »Und wenn Heather was zu sagen hat, werden Sie ihn auch in Zukunft nur selten sehen.«
»Wie schade!« seufzte Della und brach in lautes Gelächter aus.
Heather schluckte krampfhaft. Allem Anschein nach hatte Sloan den Saloon früher oft besucht - und womöglich mit dieser Frau geschlafen. Kein besonders erfreulicher Gedanke ...
Aber Caitlin erwiderte ungerührt: »Trauern Sie ihm nicht nach, Della, und sorgen Sie lieber dafür, dass er gewählt wird.«
»Natürlich, ich tu mein Bestes. Und die anderen Mädchen werden sich auch ins Zeug legen. Die hatten schon immer eine Schwäche für Sloan.«
An diese Worte musste Heather in der nächsten Woche mehrmals denken - auch am Morgen des 4. Juli, während sie sich für das Picknick und das Tanzfest am Stadtrand anzog. Nur mit einer Unterhose und einem Hemd bekleidet, stand sie vor dem Spiegel.
Als Sloan hereinkam, seine Tochter auf dem Arm, versuchte Heather gerade, ihr Korsett zu schließen, und sein bewundernder Blick trieb ihr das Blut in die Wangen. »So, wir sind fertig«, verkündete er und sank in den Lehnstuhl am Fenster, um zu warten.« Ist Janna nicht hübsch?«
»0 ja«, bestätigte Heather, »sogar bildschön.«
Sie hatte für das kleine Mädchen ein hellblaues Kattunkleid mit weißen Rüschen genäht, passend zu dem Kleid, das sie an diesem Feiertag selber tragen wollte.
Aber Sloan sah noch viel attraktiver aus in seinem dunkelgrauen Anzug mit dem blütenweißen Hemd und der eleganten Krawatte. Sein Lächeln erinnerte sie an das sinnliche Glück, das er ihr letzte Nacht geschenkt hatte. Vorsichtig zupfte er die hellblaue Schleife im schwarzen Haar des Kindes zurecht, das auf seinen Knien saß. In solchen Momenten liebe ich ihn ganz besonders, dachte Heather, wenn die Zärtlichkeit, die er für seine Tochter empfindet, auch mir zu gelten scheint - wenn er die kühle Maske fallenlässt ... Plötzlich erstarrten ihre Hände, die an den Häkchen des Korsetts zerrten. Großer Gott, sie liebte ihn, obwohl sie sich so bemüht hatte, ihr Herz vor dieser Gefahr zu bewahren.
Offensichtlich missverstand er ihr Zögern. »Soll ich dir helfen?« Sie schüttelte den Kopf, und er fügte hinzu: »Da bin ich sehr erleichtert. Von Korsetts verstehe ich nämlich nichts. Ich weiß nur, wie man sie den Damen auszieht.« Versonnen starrte er ins Leere. »Mit diesen Dingern kam Doe auch nicht zurecht. Einmal probierte sie eins an und zerbrach prompt eine Fischbeinstange.«
Würde er sich jemals aus den Fesseln der Liebe befreien, die ihn an seine verstorbene Frau ketteten? Soll ich überhaupt versuchen, ihn für mich zu gewinnen, fragte sich Heather. Bisher war sie mit kleinen Siegen zufrieden gewesen.
Sie machte sich unentbehrlich, führte ihm den Haushalt, betreute Janna und unterstützte ihn bei seiner Wahlkampagne. Aber jetzt wünschte sie sich, sie würde ihm mehr
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