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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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bester Freund, wir waren immer zusammen. Er hat mich alles gelehrt, was ich wusste und konnte. Er hat nie ein unfreundliches Wort zu mir gesagt. Ich habe ihn angebetet . Er hat immer gesagt, dass wenn wir nur hart genug an etwas glaubten, alles am Ende gut werden würde. Dass wenn man nur nachdenkt und abwartet, man einen Weg findet. Als ich mich weigerte, absichtlich zu verlieren, hat er einen Weg gefunden.“ Sie holte tief Luft. „Er hat den Klatschzeitungen verraten, dass ich ein Mädchen war. Mitten in dem Turnier.“
    Sie konnte immer noch das Schachbrett der letzten Runde vor sich sehen, wenn sie die Augen schloss. Sie hatte ihren Turm geküsst und aufs Spielfeld gestellt. Es waren nur noch vier Züge bis zum Schachmatt gewesen.
    „Das Spiel wurde unterbrochen, ich wurde disqualifiziert und hochkant rausgeworfen. In den nächsten Tagen stand es in allen Londoner Zeitungen. Alles, was ich gewesen war, alles – all die Leute, die ich für meine Freunde gehalten hatte, alles, was ich erreicht hatte – wurde mir entrissen. Ich hatte mich als Junge verkleidet, und das hat alle empört.
    „Ein Wunder, dass es so lange gut gegangen ist“, sagte er.
    „Ich war zwölf. Wäre es auch nur ein Jahr länger gegangen … Dann wäre mir mein Busen gewachsen, und dann hätte sich die Wahrheit nicht länger verbergen lassen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn alles seinen Gang genommen hätte, aber nachdem die Wahrheit heraus war, begannen die Leute meinem Vater Fragen zu stellen. Bei seinen Geschäften ging es um Tausende Pfund, und seine Geschichten hielten einer genaueren Überprüfung nicht stand. Sein Prozess war öffentlich und stieß auf großes Interesse. Ich war dabei – zwölf Jahre alt, das erste Mal seit Jahren wieder in Röcken, unbeholfen und unsicher. Da erst hörte ich, was mein Vater zu seiner Verteidigung vorbrachte. Er behauptete, er sei dazu gedrängt worden. Von mir. Er hat behauptet, ich habe von ihm verlangt, mich als Junge zu verkleiden und mit sich zu nehmen. Ich habe mir den Plan ausgedacht, nicht vorhandene russische Geschäfte vorzugaukeln. Ich habe seinen Ruin verschuldet. Ich habe alles getan.“
    Robert legte seinen Arm fester um sie. „Du warst erst fünf , als alles begann.“
    „Ich war immer schon als Kind unnatürlich. Das war es, was alle immer sagten, wieder und wieder. Ich sei ein unnatürliches Kind. Und wer wollte dem widersprechen? Ich war offenkundig merkwürdig. In der Lage, Erwachsene beim Schach zu schlagen, die besten der Welt. Ich war ganz still und ruhig, habe immer alles beobachtet. Und es half auch nicht, dass mich alle bei dem Gerichtsverfahren sehen konnten und selbst erkennen, wie seltsam ich war. Ich hatte keine Ahnung, wie sich Mädchen bewegen. Mein Haar war kurz. Ich hatte die Jahre meiner Kindheit mit lasterhaften Männern verbracht. Ich wusste nichts über anständiges Betragen.
    Mein Vater hat immer gesagt, dass wenn man nur fest genug an etwas glaubte, der Wirklichkeit keine andere Wahl blieb, als so zu werden. Als er im Zeugenstand seine Aussage machte, hatte er sich selbst schon überzeugt. Vor ganz London hat er mich als Ausgeburt des Teufels bezeichnet.“
    Sie hatte geglaubt, es könne nicht schlimmer werden als jene schreckensstarren Momente im Gerichtssaal – als sie miterleben musste, wie der Mann, der nie ein böses Wort für sie gehabt hatte, mit dem Finger auf sie zeigte und sie öffentlich denunzierte. Und als sie das furchteinflößende Leuchten in seinen Augen sah, das verriet, er glaubte das selbst. Er war alles gewesen, was sie auf der Welt hatte. Und mit einem Mal hatte er sie öffentlich im Stich gelassen.
    „Er war ein charismatischer Mann, der andere überzeugen konnte. Sie verurteilten ihn, nicht wegen Diebstahls, sondern wegen Bagatellbetrugs – genug, um ihn mit zwei Jahren Zwangsarbeit zu bestrafen, aber mehr nicht. Doch die Leute, die dem Prozess beigewohnt hatten, waren überzeugt, dass ihm ein Unrecht geschehen sei. Als ich den Gerichtssaal verließ, ganz auf mich allein gestellt, wurde ich von der Menge umringt. Sie beschimpften mich und schrien, bespuckten mich. Ich weiß nicht, wer den ersten Stein geworfen hat. Ich weiß auch nicht, wie viele geworfen wurden.“ Sie blickte ihn an. „Ich hatte das Bewusstsein verloren, als sie sie von mir fortgezerrt hatten, aber ich habe es nie vergessen können. Seitdem kann ich Menschenmengen nicht mehr ertragen. Ich denke daran und fange an zu

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