Der Herzog und seine geliebte Feindin
zittern. Ich gerate hoffnungslos in Panik.“
„Hat sich denn niemand auf deine Seite gestellt?“, fragte er. Seine Stimme war leise und heiser.
„Meine Großtanten. Lydia, bis …“ Sie brachte die Worte kaum heraus. Aber selbst da hatte sie ihnen nicht wirklich vertrauen können. Ihre Großtanten würden irgendwann sterben. Sie hatte immer gewusst, dass Lydia eines Tages die Wahrheit herausfinden würde und sie verabscheuen. „Bis ganz zum Ende hätte ich nie gedacht, dass mein Vater das tun könnte. Ich stelle mir gerne vor, dass er krank war. Dass er nicht wusste, was er tat, als er mich verriet.“ In ihren Augen schimmerten Tränen. „Er ist im Gefängnis gestorben, daher kann es schon stimmen. Ich muss das glauben, weil ich nämlich, egal, wie sehr ich es versuche, nicht aufhören kann, ihn zu lieben. Er hat mich alles gelehrt, was ich wusste. Er war mein ganzes Leben. Und ich weiß nicht, wie ich ihn so hassen soll, wie er es verdient. Daher, Euer Gnaden, kann ich dich nicht heiraten. Ich kann noch nicht einmal daran denken, ohne zu zittern. Die Londoner Gesellschaft wird mich zerreißen.“
„Nein“, widersprach er ruhig. „Wird sie nicht.“
Sie wandte sich zu ihm um. „Woher willst du das wissen?“
„Das werden sie nicht tun“, gelobte er, „weil ich es nicht zulassen werde.“ Er drehte ihr Kinn zu sich, sodass sie ihm in die Augen schaute. „Einmal hast du mir gesagt, ich könnte mich überall umsehen, ohne Angst haben zu müssen. Ich glaube nicht, dass ich wirklich zu verstehen begonnen habe, was du damit meintest, bis ich herausfand …“ Seine Arme schlossen sich fester um sie. „Ich wusste, du warst aufgewühlt. Du hast mir gesagt, du habest Angst. Wie glücklich für mich, dass ich nicht begreifen konnte, was du damit meintest – wie außer dir vor Angst du warst.“
Sie zitterte.
„Ich gebe dir mein Wort, dass wenn du mich heiratest, ich dich beschützen werde. Ich werde an deiner Seite bleiben und dafür sorgen, dass dir nie ein Haar gekrümmt wird. Ich habe bereits mit Stevens und Charingford gesprochen, und sie werden den Mund halten. Ich verspreche dir bei allem, was mir heilig ist, dass ich mein Äußerstes tun werde, um deine Vergangenheit geheim zu halten. Und sollte mir das nicht gelingen, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um für deine Sicherheit zu sorgen. Du wirst nie wieder etwas fürchten müssen, wenn du mich heiratest.“
„Und was muss ich dir im Gegenzug dafür geben?“
„Deine Loyalität.“ Er zog sie enger an sich. „Solange wir die Gegenwart des anderen ertragen, wäre auch dein Körper eine nette Zugabe. Ich erwarte keine Liebe. Ich erwarte nicht, dass du mich ewig wirst haben wollen. Aber ich denke, wir könnten es ganz gut hinbekommen.“
„Du erwartest keine Liebe.“ Sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Das ist das zweite Mal, dass du das sagst. Wird das hier wie einer dieser schrecklichen Romane sein, wo du mich düster warnst, mich ja nicht in dich zu verlieben, um dich, wenn ich es trotzdem tue, in einen Blaubart zu verwandeln und mir den Kopf abzuschlagen? Du siehst gut aus. Du hast noch alle deine Zähne.“ Sie schaute ihm in die Augen und berührte ganz zart mit der Hand seine Wange. Er wurde ganz ruhig. „Ich kann dir nichts versprechen. Wenn du auch nur einigermaßen gut im Bett bist, könnte ich mich in dich verlieben. Wenn dir das ein Gräuel ist …“
„Nein“, sagte er rasch. Er schaute von ihr weg, und als er wieder sprach, klangen seine Worte leicht heiser. „Nein, dagegen … hätte ich keine Einwände.“
Wenn sie nur seine Worte nahm, hätte sie ihn vielleicht für gleichgültig gehalten. Aber das Stocken in ihrer Atmung und die Art und Weise, wie er ihr den Kopf zuneigte, strafte seine Gleichgültigkeit Lügen. Er sah sie an wie ein Durstender, der zu entscheiden versuchte, ob die Oase, die er sah, nur eine von der Hitze hervorgerufene Illusion war.
Plötzlich ergab alles perfekt Sinn. Er will keine liebeleere Ehe. Er hat sich nur damit abgefunden .
Seine Mutter hatte gesagt, dass Robert im Herzen ein Romantiker war. Minnie war damals ganz mit ihren anderen Sorgen beschäftigt gewesen, aber vielleicht hatte die Herzogin recht. Er setzte sich für die ein, die keine Stimme hatten. Und aus irgendeinem Grund hatte er sich schon vor Langem selbst eingeredet, er würde nie geliebt werden.
Sie stand so dicht davor, sich in ihn zu verlieben, dass sie fast den Mund aufgemacht hätte und es ihm gesagt
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