Der Herzog und seine geliebte Feindin
versucht hat, sie wegzuschicken, dass er sich geweigert hat, das Kind anzuerkennen, dass er nicht willens war, mehr zu geben als die allernotwendigste Unterstützung. Es ist nicht nur, dass mein Tun dafür verantwortlich ist, dass er jetzt in dieser stinkenden Zelle sitzt.“ Er ballte die Hände zu Fäusten. „Ich habe versucht, in allem anders zu sein als mein Vater. Und darum kann ich es nicht tun. Ich kann meinen Bruder nicht hierbei allein lassen. Ich darf nicht riskieren, dass er verurteilt wird, und ich werde nicht tatenlos dabei stehen, solange ich noch den Atem habe, ihn zu retten.“
„Nein, Robert“, erwiderte sie. „Natürlich wirst du das nicht.“ Sie kam zu ihm, fuhr ihm mit der Hand über die Wange. „Du hast zu viel zu tun, um deine Energie mit Reue zu verschwenden. Tu, was du tun musst.“
Es gab keinen Weg, der Reue zu entkommen, wenn er sie jetzt ansah. Es half auch nicht, dass er sozusagen ihr schweigendes Einverständnis eingeholt hatte. In gewisser Weise sorgte das dafür, dass sein Unbehagen nur wuchs.
Sie lächelte ihn an. „Was kann ich tun, um dir zu helfen?“
Ihm brach schier das Herz, als er sie so anschaute.
„Du kannst dafür sorgen, dass meine Mutter am Tag des Verfahrens im Gerichtssaal ist“, sagte er langsam. „Sitz bei ihr und sorge dafür, dass sie da ist, wenn ich spreche.“
Weil nämlich, wenn Minnie seine Mutter begleitete … sie ebenfalls anwesend sein würde.
Keine Zeit für Reue.
Dennoch spürte er, wie sie mit tausend Nadeln auf ihn einstach, als Minnie ihn wieder anlächelte. „Du kannst mir vertrauen“, versprach sie.
Und damit hatte er es getan. Er hatte seine Frau genarrt.
R OBERT KEHRTE AM NÄCHSTEN M ORGEN ZUR H AFTZELLE SEINES B RUDERS ZURÜCK. Das Geld, das er gestern dem Wärter zugesteckt hatte, machte bereits einen Unterschied. Die obere Hälfte der Zellentür war geöffnet, sodass man die schweren Gitterstäbe dahinter sehen konnte. Die Zelle selbst war geschrubbt worden, und man hatte Oliver Wasser zum Waschen gegeben.
Es stank zwar immer noch, aber wenigstens nicht mehr so schlimm, dass sich einem der Magen umdrehte.
„Ich habe heute Morgen schon mit Anwälten gesprochen“, erklärte Oliver fröhlich. „Meine Eltern sind fort, um etwas zu frühstücken, aber sie kommen bald zurück.“
„Dann werde ich nicht lange brauchen“, antwortete Robert.
Ein Anflug von Verwirrung huschte über die Züge seine Bruders, aber Robert beachtete das nicht weiter, sondern berichtete, was er gestern Abend erfahren hatte – was Lord Green bezeugen würde und von dem Zitat aus dem Schachbuch.
Oliver lehnte sich mit dem Rücken gegen die Zellenwand. „Jetzt, wo ich darüber nachdenke“, erklärte er, „ist das ein gutes Argument. Ich habe das Zitat nicht wiedererkannt. Wo hast du den Ausdruck gehört? Du hast nie Schach gespielt.“
Robert holte tief Luft. „Weißt du, wer Minerva Lane ist? Oder vermutlich eher Maximilian Lane?“
Oliver machte einen überraschten Laut. „Maximilian Lane? Natürlich weiß ich, wer der – wer sie ist. In Schachkreisen ist sie berühmt … oder besser berüchtigt. Ich habe ihre Spiele alle studiert, weißt du? Sie wurden aufgezeichnet, während …“ Er brach ab und blickte Robert an. „Du machst Witze“, sagte er. „Sag jetzt nicht, dass deine Minnie Minerva Lane ist.“
„Äh.“ Robert zuckte die Achseln. „Zufällig ja.“
„Daher also kennst du das.“
Wieder ein Nicken. „Stevens kennt ihren wahren Namen, aber ihre Vergangenheit hat er nicht aufgedeckt.“
„Verstehe.“ Oliver machte zwei Schritte an den Rand seiner Zelle und drehte wieder um. „Sie verbirgt natürlich, wer sie ist. Sie wäre ruiniert, wenn es alle wüssten.“ Er sagte nichts – fragte nicht, ob Robert die Vergangenheit seiner Frau öffentlich machen würde. Er bat ihn auch nicht darum, es zu tun. Oliver würde nie um so etwas bitten. Aber er umfasste die Gitterstäbe seiner Zelle so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. „Was für ein Schlamassel.“
„Kein Schlamassel.“ Robert kam näher. „Von uns beiden habe ich alles bekommen, den Titel und das Vermögen. Ich habe mich so gut wie möglich darum bemüht, das auszugleichen. Das Mindeste, was ich tun kann, ist dafür zu sorgen, dass du deine Freiheit hast.“
Oliver hielt den Kopf schief und schaute ihn an, zog dabei die Nase kraus. Er schien verwirrt. „Das glaubst du? Du glaubst, dass du von uns beiden den besseren Teil abbekommen hast? Dass ich ohne
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