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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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das Knie.
    Er schaute ihr in die Augen. Dieses Mal zuckte sie nicht vor ihm zurück.
    „Sie“, bemerkte sie leise. „Sie sind bei ihm aufgewachsen. Es muss schrecklich gewesen sein.“
    Eine Sekunde lang sah Robert seinen Vater über sich aufragen, damals so viel größer, so viel stärker.
    Was für ein Sohn bist du eigentlich? Er hatte erbittert die Hände im Zorn hochgeworfen. Ein anderer Junge, und alles wäre so viel besser. Selbst deine Mutter will dich nicht genug, um zu bleiben.
    „Oh“, antwortete Robert. „So schlimm war es gar nicht. Die meiste Zeit hatte mein Vater völlig vergessen, dass es mich gab.“
    Und vielleicht hörte Mrs. Marshall das leise Stocken in seiner Stimme, denn sie legte langsam den Arm um ihn.
    „Sie armer, armer Junge“, sagte sie.

    R OBERTS P FLICHTEN FÜR DEN N ACHMITTAG VERSPRACHEN NICHT so erhellend zu werden wie die am Vormittag.
    „Ich habe keine Ahnung, was ich von Ihnen halten soll, Euer Gnaden.“
    Robert stand am Eingang zum Haus der Charingfords. Es schien ein komfortables Anwesen, innen in Blau und Creme gehalten, und schon die Eingangshalle war hell und freundlich. Aber Mr. Charingford, der ihm gegenüber stand, sah weder freundlich noch erfreut aus. Sein graues Haar war schütter, und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    „Ich habe dem hier zugestimmt“, erklärte der andere Mann, „weil Sie bei genau einer Angelegenheit Vernunft bewiesen haben.“
    „Einer Angelegenheit?“ Robert hob eine Braue. „Wann war das?“
    „Als Sie Miss Purs… ich vermute, ich kann sie so nicht mehr nennen, oder?“ Charingford hielt den Kopf schief und lächelte beinahe. „Als Sie Ihre Ehefrau geheiratet haben. Ich habe versucht, meinen Sohn zu überreden, sie sich genauer anzusehen, aber er störte sich an der Narbe. Ihre Freundschaft mit meiner Tochter … Wir haben vier Monate auf einer Reise nach Cornwall miteinander verbracht, und ich denke, ich kenne sie besser als sonst jemand, mit Ausnahme ihrer Großtanten. Sie war eine gute Wahl.“
    Das war sie gewesen. Robert tat alles weh, wenn er daran dachte, was morgen kommen würde.
    „Ich kann nur hoffen, dass etwas von ihrer Vernunft auf Sie abzufärben begonnen hat. Ich kann mir beim besten Willen nicht denken, was Sie geritten hat, diese Flugblätter zu verfassen. Herzukommen und zu versuchen, Leute wie mich dazu zu bringen, eine Reform des Wahlrechts zu unterstützen.“ Charingford sandte ihm unter zusammengezogenen Brauen einen finsteren Blick.
    „Wenn Sie wissen, dass ich die Flugblätter geschrieben habe“, fragte Robert, „warum haben Sie dann Mr. Marshall verhaften lassen?“
    Charingford senkte den Blick. „Es gab genug Beweise, um den Verdacht, dass er daran beteiligt war, zu stützen. Und …“
    „Und Stevens hat sie darum gebeten“, half Robert aus.
    Charingford biss sich auf die Lippen. „Sie wissen davon?“
    „Natürlich weiß ich das. Halten Sie mich nicht für dumm!“, entgegnete Robert. „Ich habe darum gebeten, Ihre Fabrik zu besichtigen, und Sie haben eingewilligt. Lassen Sie uns beginnen.“
    Charingford machte eine Handbewegung, worauf ein Lakai die Tür öffnete. Während er das tat, steigerte sich das dumpfe Dröhnen von der Fabrik gegenüber zu einem ohrenbetäubenden Lärm.
    „Wenn Sie mir folgen wollen“, sagte er grimmig, „Euer Gnaden.“
    Das Klappern der Maschinen war nahezu überwältigend, als sie die Straße überquerten. Die Fabriktore waren frisch in leuchtendem Grün gestrichen, hoben sich stark von den rußgeschwärzten Ziegelmauern ab. Der Lärm, der sie empfing, war eine Kakophonie aus Kreischen und Rattern. Mr. Charingford bedeutete ihm mit Gesten, hineinzugehen, und als sie eine schmale Treppe hochgestiegen und auf einer Metallplattform angekommen waren, von der sie die gesamte Halle überblicken konnten, drehte er sich zu ihm um.
    „Das hier ist der Hauptraum“, schrie er über das Getöse der Maschinen unten hinweg. „Hier wird das Garn zu Schläuchen gestrickt.“
    Er zeigte in die Fabrik unten. Eine Frau, deren mit weißen Strähnen durchzogenes Haar zu einem achtlosen Knoten aufgesteckt war, bediente eine Maschine auf der einen Seite der Halle, die Garn auf Metallspulen wickelte. Eine Handvoll Männer ging zwischen den runden Metallgestellen umher, bewegte Teile, wenn nötig, und ersetzte leere durch volle Garnspulen. Sie reichten die fertigen Produkte an Jungen weiter, die damit in einen angrenzenden Raum liefen. Das taten sie mit sparsamen

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