Der Herzog und seine geliebte Feindin
der Duke of Clermont aussagt, dass er es selbst getan hat. Dass du nichts davon wusstest.“
Er hob seine Hand zu dem Guckloch. Aber statt imstande zu sein, die Hand seines Bruders zu fassen oder ihn auf die Schulter zu klopfen, traf er nur auf kaltes Metallgitter, bei dem die Stäbe zu eng beieinander waren, um mehr als gleichzeitig ein oder zwei Finger hindurchzustecken. Er konnte nur die Fingerspitzen seines Bruders streifen.
„He“, rief der Wärter. „Das ist nicht erlaubt – Messer und ähnliches durch die Stäbe zu reichen, sodass ich es nicht sehen kann.“
Robert ließ erbittert seine Hände sinken.
„Morgen früh komme ich wieder“, versprach Robert. „Dann werden wir alles miteinander klären. Ich bestelle eine Flasche Champagner im Vorgriff auf deine Freilassung.“
„Mir wäre ein Kanister Teeröl lieber.“
„Teeröl?“
„Die Zelle hier ist verlaust.“
Robert verzog das Gesicht. Dunkel, stinkend und läuseverseucht – das hier hatte er seinem Bruder angetan. Die Selbstvorwürfe brodelten in ihm. Aber wenn Oliver seine gute Laune behalten konnte …
„Dann war es ja nur gut, dass ich dir nicht auf die Schulter geklopft habe“, sagte er.
„Ha.“
Er wandte sich zum Gehen. „Ich gebe dir mein Wort. Ich lasse nicht zu, dass sie dich verurteilen.“
Aber als er sich umdrehte, merkte er, dass eine zweite Gestalt im Dunkeln zu ihnen getreten war – jemand, der kleiner war als Robert und kräftiger gebaut. In der Dunkelheit nahm er nur vage eine Andeutung von harten Muskeln und beeindruckender Körperkraft wahr.
„Nein“, sagte der Mann und sah Robert an. „Das werden Sie nicht. Ich werde Sie beim Wort nehmen, Euer Gnaden.“
Die Gestalt machte noch einen weiteren Schritt nach vorne, und das Licht der Laterne fiel auf sein Gesicht.
„Ich verspreche es, Mr. Marshall“, wiederholte Robert.
Olivers Vater schaute ihn an. Schaute ihn einfach nur an, aber er beschwor eine stumme Bedrohung herauf.
„Vater“, sagte Oliver hinter ihnen. „Hör auf so finster zu blicken. Das ist mir peinlich.“
„Hmm.“ Mr. Marshall machte einen Schritt vor. „Wir sind sofort gekommen, als wir es gehört haben. Deine Mutter kümmert sich um eine Unterkunft. Sie sollte in ein paar Minuten hier sein, sobald sie an der Frau des Wärters vorbei ist.“
Das, entschied Robert, war sein Stichwort, zu verschwinden. Er musste fort sein, bevor der Rest von Olivers Familie hier auftauchte.
„Bis morgen, wir sehen uns“, versprach er und entfernte sich, ehe er Mrs. Marshall eine noch größere Last aufbürdete, als er es bereits getan hatte.
Auf dem Platz am Ende der Straße gab es einen Droschkenstand. Er machte sich auf den Weg dorthin, als er leichte Schritte hinter sich hörte.
„Warten Sie“, rief eine Frauenstimme. „Euer Gnaden.“
Robert blinzelte überrascht und wandte sich um. Eine in einen Mantel gehüllte Gestalt kam zu ihm gelaufen, warf ihre Kapuze nach hinten.
„Miss Charingford“, entfuhr es Robert überrascht.
„Hören Sie mir zu“, sagte die junge Frau drängend, „und merken Sie sich meine Worte. Stevens hat Mr. Marshall ins Gefängnis geworfen, um Sie in Verlegenheit zu bringen.“
„Das ist ihm gelungen. Und mehr.“
„Er denkt, Sie wären während des Verfahrens in Paris. Dass er Ihren Agenten …“
„Er ist nicht mein Agent“, unterbrach Robert sie heftig.
„Was auch immer er sonst ist. Stevens denkt, er könne beweisen, dass der Mann mit drinsteckt, sodass er es so hinstellen kann, als habe er auf Ihre Anweisung gearbeitet.“
Robert schaute sie an. „Das kann er nicht beweisen“, erwiderte er schließlich. „Es stimmt nicht, und ich sollte das wissen. Er kann es nicht beweisen, es sei denn, er hat irgendjemanden zur Falschaussage bestochen.“
Miss Charingford schüttelte den Kopf. „Er kann beweisen, dass Mr. Marshall involviert war. Wenigstens wird er es versuchen.“
„So etwas kann er unmöglich tun“, wiederholte Robert.
Miss Charingford blinzelte. „Ich weiß“, sagte sie ruhiger. „Aber Sie … Sie müssen wissen, wie er es zu beweisen plant. Es gibt da einen Ausdruck auf einem der Flugblätter, ein Zitat aus einem Buch über irgendwelche Schachstrategien. Es ist allgemein bekannt, dass Sie sich für Schach nicht interessieren. Aber es soll ein Zeuge kommen, der aussagen wird, dass er mit Marshall diese bestimmte Strategie diskutiert hat, dass er ihm das fragliche Buch geliehen hat.“
„Oh.“ Robert atmete langsam aus,
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