Der Herzog und seine geliebte Feindin
gesagt werden muss – aber komm nicht zur Verhandlung.
Ich liebe dich.
Seine Hand schwebte über den Briefblatt, er wollte unbedingt noch einen letzten Satz schreiben.
Bitte vergib mir.
Aber er konnte nicht erkennen, wie ihr das möglich sein sollte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er sich dazu bringen konnte, darum zu bitten.
Ehe er ging, um sich mit Olivers Anwälten zu treffen, weckte er ein Hausmädchen und drückte ihr den Brief in die Hand.
„Hier“, sagte er und deutete auf einen Stuhl vor dem Schlafzimmer. „Setz dich hier hin. Und sorge dafür, dass egal was sonst noch passiert, sie diesen Brief liest, sobald sie aufwacht und keinen Augenblick später. Es ist wichtig.“
Der Rest des Morgens verging wie im Flug. Es schien ewig zu dauern, bis die Verhandlung begann, aber als es dann so weit war, zog sich die Beweisaufnahme der Staatsanwaltschaft endlos in die Länge, bedeutungslose Zeugenbefragungen und Aussagen. Roberts Unbehagen wuchs.
Um sie herum machten sich die Reporter fleißig in Kurzschrift Notizen. Die Verteidigung trug ihre Version vor. Das war der Augenblick, in dem Minnie im Saal hätte erscheinen sollen, seine Mutter im Schlepptau. Aber sie kam nicht. Dem Himmel sei Dank.
Schließlich wurde Robert in den Zeugenstand gerufen, und alles um ihn herum schien zu verschwinden – der Gerichtssaal, die Geschworenen, die Reporter, die alles interessiert verfolgten. Außer ihm und dem Anwalt, der die Befragung vornahm, gab es niemanden.
Anfangs waren die Fragen einfach – sein Name, sein Titel, sein Alter, das letzte Mal, als er an einer Sitzung im Parlament teilgenommen hatte. Und dann …
„Wissen Sie, wer die Flugblätter geschrieben hat, um die es bei diesem Verfahren geht?“, erkundigte sich der Anwalt.
„Ja“, antwortete Robert. „Das war ich.“
Überraschtes Gemurmel erhob sich.
„Hat Ihnen jemand dabei geholfen?“
„Ich habe sie von einem Mann verteilen lassen, der nicht lesen kann, und habe sie in einer Druckerei, die mehr als hundert Meilen von hier entfernt liegt, drucken lassen. Niemand im dem Haus, das ich hier in Leicester gemietet habe, hatte auch nur die geringste Ahnung. Dafür habe ich gesorgt.“
„Niemand? Was ist mit Mr. Marshall?“
„Vor allem nicht Mr. Marshall“, erwiderte Robert mit Nachdruck. „Wissen Sie, ich habe diese Flugblätter geschrieben, weil mir aufgefallen war, dass es in dieser Stadt zu einer auffälligen Häufung von Verurteilungen wegen Volksverhetzung gekommen war – und zwar solche, die einen nicht ganz korrekten Ablauf nahelegen. Ich wollte die entlarven, die dafür verantwortlich waren. Ich habe die Flugblätter selbst geschrieben, weil ich nicht verurteilt werden kann, und ich hätte nie jemanden mit hineingezogen, der nicht ebenfalls einen solchen Schutz vor der Strafverfolgung genießt. Ich wollte niemanden dieser Gefahr aussetzen.“
„Was sollte es Sie kümmern, was mit Mr. Marshall geschieht?“, fragte der Anwalt. „Er ist schließlich nur ein bezahlter Angestellter von Ihnen, oder etwa nicht?“
„Nein, ist er nicht“, widersprach Robert nachdrücklich. „Ich habe ihm nie Lohn gezahlt. Ich habe ihm Gelder überschrieben. Und selbst wenn mir das Wohlergehen meiner Angestellten gleichgültig wäre, ist das bei ihm anders: Er ist mein Bruder.“ Luftschnappen und erneutes Gemurmel. Robert hatte sich so auf die Fragen konzentriert, dass er gar nicht in den Gerichtssaal geblickt hatte. Aber jetzt tat er es. Einen Augenblick schauten ihn die Reporter in der ersten Reihe entsetzt an. Dann grinsten sie entzückt, weil ihnen bewusst wurde, dass die Geschichte noch besser wurde, als sie vermutet hatten. Gleichzeitig flogen ihre Stifte praktisch über die Blöcke. Er lächelte, ließ seinen Blick über sie hinweg schweifen – bis er auf den hinteren Teil des Saales fiel.
Dort, in der letzten Reihe war Minnie. Sie musste gekommen sein, während er sprach. Neben ihr saß seine Mutter.
Hatte sie seine Nachricht nicht erhalten? Was hatte sie hier zu suchen?
„Euer Gnaden.“ Die Stimme des Anwalts schien langsam, ganz langsam, aber dennoch konnte Robert ihr nicht entkommen. Er konnte noch nicht einmal seinen Platz verlassen. „Spielen Sie Schach?“
Minnies Augen brannten sich in seine.
„Nein.“ Er konnte sich von ihr nicht abwenden.
„Haben Sie jemals Schach gespielt?“
„Ein paar Mal, als ich noch jünger war. Genug, um die Regeln zu kennen. Ich kenne mich nicht wirklich aus.“
„Können Sie uns dann
Weitere Kostenlose Bücher