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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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sich ein Schatten zu legen. „Ich habe gehört, was geschehen ist. Er hat gesagt, du brauchtest mich. Daher … daher bin ich gekommen.“
    „Aber …“
    „Es tut mir so leid“, sagte Lydia hastig, trat an ihre Seite. „Ich konnte immer nur daran denken, dass du mich belogen hast, dass ich dir nicht trauen dürfe. Dass du mir nicht vertraut hast.“ Lydia setzte sich neben sie. „Ich habe gesagt, dass du mir nicht alles erzählt hast, aber ich wusste es. Ich wusste ja, dass du Anfälle bekommst, dass du Menschenmengen hasst. Das ist nicht das erste Mal, dass ich miterlebt habe, wie du ohnmächtig wirst. Wenn ich daran gedacht hätte. Wenn ich ernsthaft nachgedacht hätte, wäre es mir aufgefallen. Ich war so hässlich zu dir.“
    Minnie blickte ihre Freundin an. „Sag das nicht.“
    „Wie nicht? Es war keine Lüge, als du merktest, dass ich schwanger war, und du mir gesagt hast, alles werde gut. Es war auch keine Lüge, als ich die Fehlgeburt hatte und du mir stundenlang vorgelesen hast, während ich im Bett lag und fürchtete, selbst zu sterben. Ich wünschte, du hättest es mir erzählt, aber …“ Ihre Stimme wurde ganz leise. „Nichts zwischen uns war je eine Lüge. Und ich hätte längst für dich da sein müssen, wie du es für mich warst, schon lange vor heute.“
    Lydia umarmte sie fest, so fest, dass Minnie nicht glaubte, sie würde sie je loslassen. Sie wollte es auch gar nicht.
    „Es tut mir auch leid“, bemerkte Lydia in sachlicherem Ton, „weil es bedeutet, dass ich nicht die Gelegenheit hatte, ‚hab ich‘s dir nicht gesagt‘ zu sagen.“
    Sie schauten einander an und lachten. „Das hast du. Und du hast recht. Es ist …“ Minnie runzelte die Stirn. „Was ist das für ein Krach?“
    Lydia drehte sich um. „Das? Das ist nur dein Ehemann, der mit Leuten in seinem Zimmer spricht.“
    Seinem Zimmer? Das war ihr gemeinsames Schlafzimmer. Sie hatten nie getrennte Zimmer benutzt. Selbst während der dunklen Stunden ihres Mannes in diesen letzten Tagen hatten sie das Bett geteilt. Dieses Zimmer war nicht benutzt worden.
    Sie konnte ihn reden hören – nicht laut genug, um zu verstehen, was er sagte, aber den Tonfall und den Sprechrhythmus der knappen Anweisungen, die er gab.
    “Lydia“, fragte sie. „Wo ist mein Ehemann?“
    Sie hätte schwören können, dass er sie nach Hause getragen hatte. Er hatte nach Lydia geschickt. Das letzte Mal, als sie ohnmächtig geworden war, war er da gewesen, als sie wieder zu sich kam, obwohl er gewusst hatte, dass er wegen der Auswirkungen auf ihren Ruf ihr anbieten musste, sie zu heiraten. Warum war er jetzt nicht hier?
    Lydia schüttelte den Kopf. „Im Zimmer nebenan.“
    „Er sollte hier sein. Er war hier.“ Sie zog sich einen Morgenrock aus ihrem Schrank über, dann ging sie auf noch nicht ganz sicheren Beinen durch den Raum zu der Verbindungstür zwischen den beiden Zimmern. Die Türklinke senkte sich unter ihrem Griff. Die Tür schwang nach innen.
    Es waren drei Bedienstete in seinem Zimmer – sein Kammerdiener und zwei Lakaien – sowie mehrere Reisetruhen. Robert saß mit dem Rücken zu ihr und schaute zu, wie sie geschäftig umherliefen. Ein Lakai war gerade aus seinem Ankleidezimmer gekommen, auf den Armen einen Stapel bunter Seidenwesten. Die tat er in eine Truhe, und Minnies Welt blieb abrupt stehen.
    „Robert, was um alles in der Welt tust du hier?“, wollte Minnie wissen.
    Er erstarrte, wandte ihr aber weiter den Rücken zu. Die Diener schauten alle weg und begannen schweigend, schneller zu packen. Nur ihre verstohlenen Seitenblicke verrieten ihr Interesse an den Vorgängen.
    „Du hast dich rasch erholt“, sagte er, ohne sich umzuwenden. „Ich hatte gedacht, ich sei schon fort, wenn du wieder auf bist.“
    „Fort? Wo willst du denn hin?“
    Endlich erhob er sich und drehte sich um. Aber obwohl sein Körper ganz allgemein in ihre Richtung gewandt war, schaute er sie immer noch nicht an. „Weg.“
    Sie hatte einen Panikanfall bekommen, als er vor all diesen Leuten gesprochen hatte. Sie hatten sie angesehen, und das alte Entsetzen hatte sie erfasst. Aber so furchtbar eine Ohnmacht auch war, sie machte es einem eigentlich leichter. Sobald man ohnmächtig geworden war, musste man nicht länger mit der Situation fertig werden. Aber hiervor gab es kein Entrinnen. Das hier … das hier tat einfach nur weh.
    „Weg? Wohin? Für wie lange?“
    „Ich habe dir ein Versprechen gegeben“, sagte er schließlich. „Und das habe ich gebrochen,

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