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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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zu bringen?“
    Sie wandte den Kopf ab. „Ich stelle nur Ihre Methoden in Frage.“ Ein Anflug eines Stirnrunzelns zuckte über ihr Gesicht. „Nur Ihre Motive … die verstehe ich noch nicht.“
    „Mein Beweggrund ist doch ganz einfach. Ich bin der Überzeugung, dass die Vorrechte, die sie genießen, auf die Aristokraten verschwendet sind“, erwiderte Robert. „Sie haben das Recht, nur vor dem Oberhaus angeklagt zu werden. Denken Sie nur, Mr. Finney, was das für Sie bedeutet hätte. Die Adeligen im Oberhaus hätten nie einen Fall verbrecherischer Volksverhetzung wie Ihren auf Grundlage der gegen Sie vorliegenden Beweise zugelassen. Die Gesetze sind zu eindeutig. Sie schützen ihre Leute.“
    „Wie wahr, wie wahr“, pflichtete ihm Finney bei.
    „Ich denke“, erklärte Robert und wandte sich an Miss Pursling, „dass wenn der Duke of Clermont beispielsweise Flugblätter verfassen würde, in denen steht, was Finney hier achtundfünfzig gesagt hat … Nun, der könnte die Wahrheit sagen, ohne dass irgendwer ihm mit Verhaftung und Gefängnis drohen könnte, einfach indem der Gesetzestext falsch ausgelegt wird.“
    Miss Pursling hielt den Kopf schief. „Ach ja?“, fragte sie.
    Finney nickte. „Nur zu wahr, Mr. Blaisdell.“
    „Aber der Adel nutzt das Recht nicht, um die Wahrheit auszusprechen, sondern um sie zu unterdrücken. Denken Sie nur, Mr. Finney, was könnten Sie mit einem Sitz im Oberhaus alles anstellen?“
    „Ich, im Oberhaus … unter all den Adeligen?“ Finney lachte. „ Das würde ich gerne sehen.“
    „Ich auch“, stimmte Robert ihm zu. „Wenn ich die Gelegenheit erhielte, Teil der Regierung dieses Landes zu sein, würde ich sie nicht darauf verschwenden, meine Vorrechte und Interessen zu schützen. Nein. Ich würde einen Weg finden, zu verhindern, dass Leute wie Clermont ihre Arbeiter vergiften und dann auch noch die bestrafen dürfen, die es wagen, sich darüber zu beschweren. Ich würde dafür sorgen, dass damit Schluss wäre.“
    Er war selbst erstaunt über den Nachdruck, mit dem er das sagte.
    „Nun das“, sagte Mrs. Finney, „das ist Volksverhetzung, und Sie sagen so etwas besser nicht noch einmal, egal für wie sicher Sie sich halten. Sie sind jung, Mr. Blaisdell. Wir waren alle einmal jung. Sie holen besser tief Luft und lassen solche Reden sein. Das wird niemandem etwas nützen.“ Sie blickte misstrauisch zu Miss Pursling. „Außerdem haben nicht Sie, Miss Pursling, den Duke of Clermont kennengelernt? Sie bewegen sich doch in diesen Kreisen. Manchmal.“
    Mr. Finney sank leicht verlegen auf seinem Stuhl in sich zusammen.
    Miss Pursling schaute von Robert weg. „Ja, das habe ich.“
    „Und wie ist der alte Mistkerl?“, fragte Finney. „Man kann nur hoffen …“
    „Still, Mr. Finney!“
    „Ich glaube“, sagte Miss Pursling, „dass es der Sohn des Mannes ist, den Sie meinen.“
    Finney winkte ab. „Ein Herzog ist doch wie der andere. Habe ich nicht recht, Mr. Blaisdell, habe ich recht?“
    Robert antwortete nicht. Er beobachtete einfach Miss Pursling. Sie hatte kaum irgendein Gefühl gezeigt, als er sprach, nicht einmal eine kleine Konzentrationsfalte auf der Stirn.
    Jetzt schüttelte sie den Kopf. „Er ist groß. Er ist reich. Er sieht gut aus, und das alles zusammen verheißt nichts Gutes für den Charakter eines Mannes.“
    Robert verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    Aber sie war noch nicht fertig. „Ich bezweifle stark, dass er begreift, was es heißt, für seinen Lebensunterhalt arbeiten zu müssen, und ich vermute, dass er sein ganzes Leben lang alles auf einem silbernen Tablett serviert bekommen hat, was er sich wünschte.“
    Das war ein hartes Urteil, härter, weil es die Wahrheit war. Robert wand sich auf seinem Stuhl, als stünde der in Flammen.
    „Männer, die keine schweren Zeiten kennen, können oft nicht verstehen, was das bedeutet“, sagte Miss Pursling.
    Erstaunlich, wie schmerzhaft Tatsachen sein konnten. Robert konnte ihr noch nicht einmal böse sein. Es war nichts anderes als das, was er sich selbst gesagt hatte.
    „Und dennoch …“ Sie sprach nicht zu Ende, schüttelte den Kopf, und Robert beugte sich vor, wünschte verzweifelt zu hören, was sie über ihn sagen würde.
    Ihre Stimme war so leise, und trotzdem war es im Zimmer noch leiser, als wartete alles darauf, dass sie die Stille füllte.
    „Und dennoch“, sagte sie ohne auch nur in Roberts Richtung zu sehen, „glaube ich, er ist überhaupt nicht wie sein Vater. Ich weiß nicht so

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